Studie: Risiko für Augengürtelrose steigt nach Gürtelrose-Impfung

Gürtelrose ist eine Herpes-Infektion, der aktuell mit einem Impfstoff vorgebeugt wird. Dieses birgt allerdings ein Risiko für eine erneute Gürtelrose im Auge.
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Gürtelrose-Impfung. Symbolbild.Foto: Prostock-Studio/iStock
Von 4. März 2024

Die Verabreichung des Gürtelrose-Impfstoffs Shingrix erhöht das Risiko einer wiederkehrenden Gürtelrose im Auge, wie eine aktuelle Studie zeigt.

So hatten im Vergleich zu ungeimpften Personen, die bereits eine Infektion im Auge durchgemacht hatten, geimpfte Genesene ein 1.6- fach höheres Risiko, erneut eine okuläre Gürtelrose (Zoster ophthalmicus) zu entwickeln.

„Es handelt sich nicht um ein stark erhöhtes Risiko“, sagte die Hauptautorin Dr. Nisha Acharya gegenüber Epoch Times. Sie ist Direktorin des Uveitis and Ocular Inflammatory Disease Service, einer Klinik für Augenentzündungen an der University of California, San Francisco. 

„Meines Wissens nach sind dies die ersten Daten, die wir über das Risiko einer Reaktivierung nach einer Zoster-Impfung für diese Patientengruppe, die bereits die Krankheit aufweisen, haben. Ich denke, das wirft einige Fragen auf“, meinte sie.

Was ist Gürtelrose?

Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt, ist eine virale Infektion, die durch die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst wird – dasselbe Virus, das Windpocken (Varizellen) verursacht. 

Nach einer Infektion mit Windpocken verbleibt das Virus in einem ruhenden Zustand in den Nervenwurzeln. Wenn es in den Nerven, die ins Auge führen, schlummert, kann es später bei einer viralen Reaktivierung eine Gürtelrose am Auge verursachen.

Laut Robert Koch-Institut erkranken in Deutschland jährlich mehr als 300.000 Personen an Gürtelrose. Etwa zehn bis zwanzig Prozent der Betroffenen entwickeln eine Gürtelrose der Augen. Typische Symptome sind Schmerzen, Rötung, Lichtempfindlichkeit und eine Schwellung des Augenlids.

Mildere Fälle von okulärer Gürtelrose treten typischerweise in der Nähe der Augenlider auf, während schwerere Fälle Entzündungen im Augeninneren verursachen können. Ein dauerhafter Sehverlust ist möglich.

Immunsystem bekämpft nach Impfung Virusreste im Auge

Da das Virus das ganze Leben lang im Körper verbleibt, ist ein Wiederauftreten der Gürtelrose auf der Haut üblich. Für ein wiederauftretendes Zoster ophthalmicus gibt es möglicherweise noch einen anderen Mechanismus: „Das Immunsystem reagiert auf einen Überrest der früheren Infektion“, so Dr. Acharya.

Da der Impfstoff das Immunsystem aktiviert, kann er den Körper dazu veranlassen, auf die Virusreste im Auge zu reagieren und diese zu bekämpfen. Das führe zu einer Entzündung und einem Wiederauftreten der Gürtelrose im Auge, fügte sie hinzu.

Was dies für Impfstoffempfehlungen bedeutet

Laut Dr. Acharya ist es noch zu früh für eine Entscheidung, ob die aktuellen Impfstoffempfehlungen geändert werden sollten.

Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) allen Personen ab einem Alter von 60 Jahren die Impfung mit dem Totimpfstoff Shingrix. Immungeschwächten Personen und Personen mit Grunderkrankungen rät die STIKO zu einer Impfung ab 50 Jahren. Personen mit einem erhöhten Risiko für einen Herpes Zoster können den Impfstoff bereits ab 18 Jahren erhalten.

„Es gibt keine überzeugenden Beweise dafür, dass eine einmal durchgemachte Zoster-Erkrankung vor einer erneuten Erkrankung schützt“, sagte Dr. Rafael Harpaz gegenüber Epoch Times. Er ist pensionierter Epidemiologe für Infektionskrankheiten bei der US-Seuchenschutzbehörde CDC mit dem Spezialgebiet Herpes Zoster und Windpocken.

„Da der Impfstoff definitiv Zoster vorbeugt, ist er in dieser Hinsicht wirksamer als die Zoster-Erkrankung selbst“, fügte er hinzu.

Es existieren allerdings keine Daten zur Sicherheit des Impfstoffs bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Gürtelrose im Auge. Deswegen würden einige Augenärzte Patienten mit einem Zoster ophthalmicus keine Impfung empfehlen, erläutern die Studienautoren.

„Statistisch bescheidene“ Zusammenhänge

Das Team von Dr. Acharya untersuchte über 16.400 Patienten mit okulärer Gürtelrose in ihrer Datenbank. Die Forscher beobachteten Personen bis zu 90 Tage lang nach der erfolgten Impfung. Danach verglichen sie die Daten mit denen von Ungeimpften, die bereits eine Augengürtelrose durchgemacht hatten.

Nur diejenigen, denen aufgrund einer wiederkehrenden Gürtelrose-Diagnose Medikamente verschrieben wurden, galten als wiederkehrende Fälle. Den Autoren zufolge betrug das Wiederauftreten der okulären Gürtelrose acht Wochen nach der Impfung 37,7 Fälle pro 1000 Personenjahre (Zweijahreszeitraum; entspricht einer Rezidivrate von 1,89 Prozent), verglichen mit 26,2 Fällen pro 1000 Personenjahre bei den Ungeimpften (entspricht einer Rezidivrate von 1,31 Prozent).

Dr. Acharya nach bedeute das Ergebnis nicht, dass Menschen, die sich zuvor mit dem Virus infizierten, nicht geimpft werden sollten. „Die Frage ist, wie groß der Nutzen im Vergleich zum Risiko bei diesen Patienten ist. Wir haben mehr Rückfälle gefunden, aber wir wissen nicht, wie schwer diese Rückfälle waren. Was waren die Folgen für den Patienten? Diese Daten liegen mir nicht vor, da für diese Studie Daten aus Versicherungsfällen verwendet wurden“, so die Forscherin.

Die Studie ging auf ein Thema ein, das nicht genau gemessen werden könne, meinte der CDC-Epidemiologe Dr. Harpaz dazu. Die in der Studie gefundenen Zusammenhänge „waren statistisch bescheiden“. Daher sei es angemessen gewesen, dass die Forscher bei der Interpretation der Ergebnisse vorsichtig waren, so Dr. Harpaz.

Laut Dr. Acharya stellen die Studienergebnisse den Nutzen des Impfstoffs bei der Verhinderung neuer Gürtelrosefälle nicht infrage. Sie habe viele Fälle von schwerer okulärer Gürtelrose gesehen, die hätten verhindert werden können, wenn der Patient gegen Gürtelrose geimpft gewesen wäre, so die Forscherin.

COVID-Impfstoffe und Gürtelrose-Rezidiv

Des Weiteren berichteten sei der Markteinführung der COVID-19-Impfstoffe einige Fallstudien und größere Beobachtungsstudien über ein Wiederauftreten von Gürtelrose und Augengürtelrose nach der COVID-19-Impfung. Viele Studien kamen jedoch zu einem gegenteiligen Ergebnis.

Dr. Harpaz nach könne nur darüber spekuliert werden, ob es einen Zusammenhang zwischen COVID-19-Impfstoffen und dem Wiederauftreten von Gürtelrose gebe.

Ihm zufolge sei Herpes Zoster „wirklich mysteriös; wir verstehen nicht wirklich, was Zoster verursacht“. So seien das Alter und ein geschwächtes Immunsystem wichtige Risikofaktoren. Allerdings hätten auch viele Personen mit einem gesunden Immunsystem Gürtelrose bekommen. Außerdem könnten bestimmte Dinge einen Zoster-Effekt begünstigen, unter anderem ein Trauma.

Dennoch beobachten Ärzte bei ihren Patienten ein vermehrtes Aufflackern der Gürtelrose, das sie auf COVID-19-Infektionen oder -Impfungen zurückführen.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Shingles Vaccine May Increase Risk of Ocular Shingles Recurrence“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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