Zuckerfalle: Wie Süßes das Krebsrisiko steigert

Verarbeiteter Zucker ist eine potente Energiequelle – vor allem für Krebszellen.
Ein beachtlicher Teil der Erwachsenen isst nach eigenen Angaben seit der Corona-Krise weniger Süßes.
Der Anstieg des Zuckerkonsums korreliert mit höheren KrebsratenFoto: Annette Riedl/dpa
Von 23. November 2023

Krebs liebt Zucker. Er verbraucht ihn 200-mal schneller als normales Gewebe. Folglich erhöht Zucker das Risiko für Krebs und die Krebssterblichkeitsrate, so das Ergebnis verschiedener Studien.

Die Geschichte zeigt, dass ein Anstieg des Zuckerkonsums ein Faktor ist, der die Krebsraten auf nationaler Ebene erheblich beeinflussen kann. Lewis Cantley, Biologe und Professor für Zellbiologie an der Harvard Medical School, führte in einer E-Mail an Epoch Times Taiwan als Beispiel an.

Ihm zufolge hatte der Inselstaat vor dem Zweiten Weltkrieg relativ niedrige Krebsraten, darunter Dickdarm-, Gebärmutter- und Brustkrebs. Damals waren gezuckerte Getränke noch äußerst selten. Als in den 1960er- und 1970er-Jahren die westliche Ernährung – insbesondere zuckerhaltiger Getränke – in Taiwan Einzug erhielt, begannen die Krebsraten dort stetig zu steigen. Inzwischen liegen sie auf einem Niveau, das mit dem in den USA vergleichbar ist.

Die Beziehung zwischen Zucker, Fettleibigkeit und Krebs

„Die Beziehung zwischen Zucker und Krebs ist kompliziert“, sagte Dr. Jeremy Kortmansky gegenüber Epoch Times. Er ist außerordentlicher Professor für medizinische Onkologie an der Yale School of Medicine und klinischer Direktor der Abteilung für gastrointestinale medizinische Onkologie am Yale Cancer Center.

Die vorherrschende Theorie besagt, dass Zucker nicht direkt Krebs verursacht, sondern eher indirekt durch Fettleibigkeit dazu beiträgt. Wer mehr Zucker verzehrt, nimmt mehr Energie auf – Übergewicht ist die Folge. Fettleibigkeit wird mit 13 Krebsarten in Verbindung gebracht, darunter Brust-, Dickdarm-, Gebärmutter-, Leber-, Magen- und Schilddrüsenkrebs.

Eine zuckerreiche Ernährung führt zudem zur Anhäufung von Körperfett, insbesondere des Viszeralfetts (Fett in der Bauchhöhle), welches das Risiko für die Entwicklung von Krebserkrankungen besonders erhöht.

Forschungsergebnissen zufolge dient Fett nicht nur zur Energiespeicherung. Es fungiert als hochaktives endokrines Organ, das verschiedene Substanzen wie beispielsweise Hormone abgibt. Zu viel Fett führt zu einem Ungleichgewicht dieser Stoffe und trägt so zur Krebsentstehung bei.

Wie Zucker zu Krebs führen kann

Laut verschiedenen Studien kann Zucker jedoch noch auf vielen anderen Wegen zu Krebs beitragen. Vor allem verarbeiteter Zucker ist nicht nur eine Energiequelle, die schnell zu einer Gewichtszunahme führt, sondern auch eine Reihe von Veränderungen im Körper bewirkt, die das Krebsrisiko erhöhen. Zucker

  • verändert den Stoffwechsel: Ein hoher Zuckerkonsum kann die Stoffwechselfunktion verändern und Entzündungen und Insulinresistenz auslösen. Beide sind Risikofaktoren für eine Tumorentwicklung.
  • löst DNA-Mutationen aus: Entzündungen und Insulinresistenz können auch direkt Mutationen in den Genen der Zellen fördern. Dies führt zu einem veränderten Zellverhalten und einer verstärkten Tumorentwicklung.
  • beeinflusst die Darmflora: Zucker kann die Zusammensetzung und Funktion des Darmmikrobioms stören und nützliche Bakterien durch schädliche ersetzen. Das kann letztlich die Entwicklung von Tumoren vor allem im Darm verursachen.
  • beeinträchtigt die Immunität: Unter normalen Umständen ist das Immunsystem für die Beseitigung problematischer Zellen und die Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtszustands verantwortlich. Ein übermäßiger Zuckerkonsum über einen längeren Zeitraum hinweg kann dieses Gleichgewicht stören. Dadurch kann das Immunsystem mutierte oder gestörte Zellen, die die Krebsentwicklung fördern, nicht mehr abwehren.

Die Gefahren von Fruchtzucker

Unter den Theorien, die sich mit dem möglichen Zusammenhang zwischen Zucker und Krebs befassen, heben die Wissenschaftler vor allem die Wirkung von Fruktose auf den Körper hervor.

In diesem Zusammenhang führten amerikanische Forscher im Jahr 2016 ein Tierexperiment durch, in dem sie Mäusen Brustkrebszellen injizierten und danach verschiedenes Futter gaben. Bei Mäusen, die mit Stärke gefüttert wurden, lag die Tumorentwicklungsrate bei 30 Prozent. Bei Mäusen, die Saccharose erhielten, lag sie bei über 50 Prozent. Diese Mäuse hatten größere Tumore und entwickelten häufiger Lungenmetastasen.

Die Forscher fanden außerdem heraus, dass bei der verschiedenen Ernährung auf Basis von Saccharose, Glukose und Fruktose die Mäuse mit dem Fruktose-Futter die schwersten Symptome zeigte. Ihre Brustkrebstumore wiesen das höchste Gewicht auf und wuchsen am aggressivsten. Auch Krebsmetastasen traten häufiger auf.

Maissirup und die „dramatische Zunahme“ von Dickdarmkrebs

Eine andere Studie wies darauf hin, dass Maissirup mit hohem Fruktosegehalt das Wachstum und Fortschreiten von Darmkrebstumoren direkt fördert.

Denn Maissirup besteht zu 45 Prozent aus Glukose und zu 55 Prozent aus Fruktose und ist überall zu finden. Er wird häufig in Softdrinks und anderen gesüßten Lebensmitteln verwendet.

Laut dem Biologen Cantley, der diese Studie leitete, war in den letzten Jahren ein „dramatischer Anstieg“ von Darmkrebs in jüngeren Bevölkerungsgruppen zu verzeichnen. Die Forscher führen dies auf den starken Anstieg des Konsums von Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt in den letzten fünfzig Jahren zurück.

Fruktose nicht gleich Fruktose

Allerdings ist es dabei wichtig, zwischen natürlich vorkommender Fruktose in Obst, künstlich zugesetzten Fruktosesirup sowie Fruktose in verarbeiteten Lebensmitteln zu unterscheiden.

Die Fruktose in verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken unterscheidet sich von der Fruktose in echten Früchten. Wenn man einen Apfel isst, nimmt man kleine Mengen an Fruktose zusammen mit Ballaststoffen auf. Das verlangsamt die Verdauung. Wenn man jedoch 250 Milliliter Apfelsaft trinkt, ist das so, als würde man den Zucker von drei bis vier Äpfeln auf einmal essen. Das erklärte Lorenzo Cohen, Professor und Leiter des Fachbereichs für integrative Medizin am MD Anderson Cancer Center in Texas gegenüber Epoch Times.

Deswegen ist eine Ernährung mit wenig Zucker für Risikopersonen sehr wichtig, erklärte der Onkologe Dr. Kortmansky. Diese Menschen sollten zudem auf einen Lebensstil mit viel körperlicher Aktivität achten. „Das ist der beste Weg, um den Zucker in unserem Körper zu kontrollieren“, fügte er hinzu.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „How Sugar Fuels Cancer in the Body“. (redaktionelle Bearbeitung as).

 



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