Hausarzt: Ungleichbehandlung von Staatsbeamten und anderen Patienten nicht nachvollziehbar

Im Herbst 2021 informierte der Leipziger Hausarzt Torsten Mahn seine Patienten auf seiner Internetseite darüber, dass in seiner Praxis im Stadtteil Connewitz nicht mehr gegen Corona geimpft wird. Er verlor seine Anerkennung zur akademischen Lehrpraxis.
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„Wir dürfen nicht abwarten, bis die Patienten schwer krank sind, bis sich die Gesundheitssituation verschlechtert.“Foto: über dts
Von 18. Januar 2024

Leipzig-Connewitz ist ein links geprägtes Viertel. Epoch Times fragt Hausarzt Torsten Mahn, was die aktuellen Probleme in seiner Praxis sind. Mahn kritisiert die Idee einer Krankschreibung am Telefon und hat eine Meinung zur Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Sie informierten Ihre Patienten im Herbst 2021 darüber, dass Sie nicht mehr gegen Corona impfen. Sie verloren damals Ihre Anerkennung als akademische Lehrpraxis der Universität Leipzig. Wie ist es Ihnen seitdem ergangen? Wurde die Entscheidung zurückgenommen? Gab es Gespräche?

Ja, es ist eine interessante Zeit gewesen. Ich bin von vielen Stellen angegriffen worden und mir wurde die akademische Lehrpraxis entzogen. Bis zum heutigen Tag gab es keinen weiteren Kontakt mit der Universität Leipzig.

Glücklicherweise gab es auch keine weiteren Sanktionen, die von der Landesärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung angekündigt wurden. Aber ich bin natürlich durch viele Medien durchgenommen worden und erlebe auch heute noch, dass in bestimmten Kreisen, wenn über mich gesprochen wird, von dem impfkritischen oder Coronaleugnerarzt gesprochen wird, was natürlich sehr bedauerlich ist.

Hat die Universität Ihnen gegenüber einmal angedeutet, dass Zeit vergangen ist, dass man eine neue Faktenlage hat, dass man wieder miteinander sprechen kann?

Mit der Universität Leipzig gibt es keinen Kontakt.

Stehen Sie noch hinter Ihrer damaligen Entscheidung?

Aus meinen damaligen Beweggründen heraus sagte ich: Wir haben keine adäquate Aufklärung mehr, wir haben keinen freien Willen mehr, den die Patienten entfalten können, wenn ihnen Regressionen drohen, wenn ihnen Arbeitsplatzverlust droht, wenn wir 2-G- oder 3-G-Regelung haben. Also doch mehr oder weniger eine Impfpflicht durch die Hintertür.

Und das ist genau das, was ich in der Medizin als verhängnisvoll empfinde. Medizin ist immer eine Sache, die auf freiwilliger Basis beruht, und auch darauf, dass man eine entsprechende Aufklärung bekommt. Egal zu welcher Therapie, egal, ob es um eine Corona-Impfung geht, ob es um eine Masernimpfung geht oder um ein ganz einfaches Blutdruckmedikament, was ich den Patienten aufschreibe.

Die Entscheidung, ob der Patient dieses Medikament einnimmt oder nicht, ist immer noch die Entscheidung des Patienten. Und mir ist es immer lieber, wenn wir offen mit einem Patienten einen gemeinsamen Weg suchen und finden und sagen: Ja, ich nehme das Medikament. Oder wenn der Patienten mir offen sagt: Nein, ich möchte das Medikament nicht. Das ist letztendlich seine Entscheidung. Und dann zählt diese Entscheidung viel mehr als eintausend Studien.

Was ist aus Ihrem runden Tisch „Ärzte für alle Bürger“ geworden?

Der runde Tisch lief im Jahr 2022. Wir haben insgesamt sechs runde Tische veranstaltet. Zum fünften runden Tisch wurden wir dann von der YouTube-Plattform gelöscht und haben daraufhin noch einmal einen sechsten runden Tisch veranstaltet. Der hat es nur noch wenige Stunden auf dieser Plattform ausgehalten, bis er erneut gelöscht wurde. Sodass wir dieses Format als solches erst mal eingestellt haben. Denn wir wollen nicht im stillen Kämmerlein vor uns hin diskutieren, ohne dass das auch eine ausstrahlende Wirkung auf die Gesellschaft hat.

Führt so etwas zur Radikalisierung? Sind repressive Maßnahmen einem Sprechverbot ähnlich?

Ja, das ist ein Sprechverbot, was mich natürlich sehr traurig stimmt. In dieser Runde waren auch Vertreter der Politik, so zum Beispiel aus dem sächsischen Landtag und dem Bundestag. Und als ich mitteilte, dass der runde Tisch gelöscht wurde, wurde es als traurig empfunden, aber man sah null Beweggründe, sich zu positionieren – „Na, dann ist es halt so“.

Hier wurde akzeptiert, dass ein Sprechverbot existiert, anstatt zu sagen: Ich war in der Runde dabei und ich habe dort keine Rede gehört, die diskriminierend oder sonst irgendwie verfassungsfeindlich war. Das kann nicht sein, und dann lege ich mal meine Autorität in die Waagschale, aber das kam leider nicht.

Sie sagten damals, die Spaltung geht durch alle Bereiche. Hat sich da etwas zum Guten verbessert oder eher noch verhärtet?

Im privaten und im kleinen Umfeld ist mir aufgefallen, dass man wieder mehr miteinander spricht, Menschen trauen sich teilweise wieder über Dinge zu sprechen, wo früher gesagt wurde, da rede ich jetzt nicht drüber. Dass es aber eine Verbesserung dieser Spaltung gibt, kann ich so nicht nachvollziehen.

Gleichgültigkeit, Resignation, Traurigkeit – sind das Haltungen, die Sie jetzt häufiger in Ihrem Wartezimmer antreffen?

Es hat sich ganz viel geändert in dieser Zeit. Ich sehe jetzt viele, die unter sehr großer Resignation und Traurigkeit leiden bis zu wirklich krankhaften depressiven Verstimmungen, die jetzt deutlich stärker sind. Interessensverlust bis zu echten psychischen Erkrankungen, wo sicherlich teilweise auch die Maßnahmen, die Lockdowns und die Ausgrenzungen eine Rolle mitspielen.

War das auch für Sie ein Lernprozess?

Wir lernen ständig. Egal, ob ich hier in der Praxis bin oder anderswo. Wir lernen an dem, was wir jeden Tag erleben. Und das macht uns in vielen Sachen klüger, und das hilft uns mit bestimmten Dingen vielleicht auch in Zukunft besser umgehen zu können. Darauf setze ich meine Hoffnung.

Bieten solche schweren Krisen auch einen Gewinn an Resilienz?

Ob es eine direkte Resilienz ist, die man gewinnen kann, weiß ich nicht. Aber jeder versucht natürlich einen anderen Umgang mit dieser Krisensituation für sich. Es gibt auch eine Gruppe, die sagt: Ich will davon nichts mehr hören, und ich blicke nur nach vorne.

Aber ich erlebe auch eine ganz große Gruppe, die einen absoluten Vertrauensverlust empfindet. Ein Vertrauensverlust sowohl in die Medizin, aber vor allen Dingen auch einen Vertrauensverlust in die Politik, ein Vertrauensverlust in eine Gesellschaft, die sich gegenseitig stützt, ein Vertrauensverlust in Nachbarn, in Freunde. Und das schlägt sich natürlich in vielen Dingen wieder: Da sind psychisch Probleme, die da auftreten, aber natürlich macht das auch Probleme, die sich im somatischen Bereich widerspiegeln.

Sie praktizieren mitten in Leipzig-Connewitz, einem stark linksradikal geprägten Viertel. Kam es da zu Spannungen über Ihre impfkritische Haltung?

Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe. Sicherlich hat der eine oder andere Patient vielleicht auch die Praxis gewechselt. Und ich habe einige Patienten hier, die mich durchaus auf meine Haltung oder meine Auftritte in der Öffentlichkeit angesprochen haben, die sicherlich vollkommen entgegengesetzte Meinungen hatten, die aber das Gespräch gesucht haben.

Das fand ich immer ein sehr bereicherndes und für beide Seiten gewinnbringendes Gespräch. Dieses aufeinander Einlassen und auch mal versuchen zu verstehen, was der andere damit meint und wie der andere zu seiner Meinung gekommen ist, fand ich immer sehr bereichernd, glücklicherweise haben mir sehr viele die Treue gehalten und es kamen viele Patienten neu dazu, welche sich in anderen Praxen nicht verstanden fühlten oder aus der Praxis verwiesen wurden.

Jetzt läuft das Leben weiter. Die Gesundheitspolitik läuft weiter. Es gibt aktuell wieder neue Reizthemen. Was können Sie aus der Praxis zum Thema Krankschreibung am Telefon berichten?

Das ist ein ganz großes Thema, was mich sehr bewegt. Bereits in der Corona-Zeit war ich ein vehementer Verfechter gegen diese Thematik „Krankschreibung am Telefon“. Das gab es ja schon während der Corona-Zeit und das war ein wichtiger Punkt, weswegen ich öfter meine Stimme erhoben habe.

Seit hunderten, seit tausenden von Jahren machen wir Medizin. Und wir haben in der Medizin immer gelernt – und das gilt auch heute noch –, dass das frühzeitige Erkennen von Erkrankungen die besten Chancen bietet, eine Erkrankung auch gut zu behandeln.

Wenn ich erst warte, bis sich Komplikationen eingestellt haben, dann haben wir in der Medizin immer die schlechteren Karten. In der Corona-Zeit habe ich versucht, jeden Patienten so zeitig wie möglich hier zu sehen, um genau zu erkennen: Okay, dieser Mensch braucht frühzeitig Hilfe, er braucht medizinische Behandlung.

Und wir haben glücklicherweise in der modernen Medizin viele, viele Möglichkeiten, da brauche ich nicht einmal irgendwelche neu entwickelten Therapeutika oder irgendwelche neuen Erfindungen oder so etwas. Wir können mit unseren herkömmlichen Hausmitteln, aber auch mit entsprechenden Medikamenten, frühzeitig eingreifen und sowohl das Immunsystem stärken als auch die Folgen, die entstehen, wenn die Lunge sich verkrampft oder ähnliches. Das können wir gut behandeln.

Aber wenn wir das nicht machen, dann besteht die Gefahr, dass ein Virusinfekt, der sich in der Lunge angesiedelt hat, ganz schnell einen idealen Nährboden für ein Bakterium bietet. Dann sprechen wir von einer Superinfektion, die den Körper viel mehr schädigt und schwächt.

Dann haben wir das Problem, dass Patienten auch schwer krank werden können, dass sie ins Krankenhaus müssen, dass sie intensivpflichtig werden. Nun will ich nicht behaupten, dass ich durch eine frühzeitige Behandlung jeden Patienten vor dem Krankenhaus schützen kann. Aber ich denke, man hätte mit einer frühzeitigen Behandlung doch viele Krankenhausaufenthalte im Vorfeld vermeiden können, dass sie gar nicht erst auf eine Intensivstation kamen und beatmet wurden.

Ich muss für meine Zeit sagen: Ich habe relativ viele Patienten mit Corona behandelt. Und ich hatte lediglich einen Patienten, der erst nach fünf Tagen zu mir kam, den musste ich ins Krankenhaus schicken. Der ist aber auch wieder gesund.

Bitte sagen Sie noch etwas zu dem Bogen zur „Krankschreibung am Telefon“

Also: Wenn ich diese Patienten nicht erkenne, die wir frühzeitig behandeln müssen, gibt es Probleme. Wir dürfen nicht abwarten, bis die Patienten schwer krank sind, bis sich die Gesundheitssituation verschlechtert. Das ist für mich keine Medizin, sondern das ist ein Nichtbehandeln, eine Unterversorgung der Patienten. Deshalb möchte ich auch jeden Patienten untersuchen, um dann eine Krankschreibung auszustellen.

Und das Zweite ist – das kann man hier auf die Spitze treiben – auch ein rechtliches Problem. Denn so eine Krankschreibung ist ein Gesundheitszeugnis. Und ein Gesundheitszeugnis kann ich nur ausstellen, wenn ich den Patienten gesehen habe.

Wenn ich daran denke, dass wir im Moment noch einige Kollegen in Untersuchungshaft haben, weil sie irgendwelche Maskenbefreiungen oder Ähnliches ausgestellt haben, und da wird vor Gericht vorgehalten, dieses Maskenattest sei ein unrichtiges Gesundheitszeugnis, weil sie den Patienten nicht untersucht haben, dann frage ich mich, was ist denn eine Krankschreibung am Telefon? Ist es nicht auch ein unrichtiges Gesundheitszeugnis? Hier werde ich sogar dazu aufgefordert. Wie nennt man das dann? Eine Aufforderung zu einer Straftat?

Wie sieht es mit der Entwicklung der Digitalisierung im Gesundheitswesen aus, Stichwort Datenschutz, ärztliche Schweigepflicht?

Ein ganz großes Thema, was sicherlich noch eine ganze Stunde Gespräch bräuchte. Nur so viel: Durch die Einführung des E-Rezeptes sehe ich ganz große Schwierigkeiten. Denn wenn ich Medikamentendaten in Verbindung mit den Patientendaten aus der Hand gebe und wenn ich sie dann digital signiere und in die sogenannte Telematik-Infrastruktur sende – ein Unterteil des Internets –, gebe ich Daten an potenziell Dritte frei, wo ich keine Überprüfung mehr habe, wer Zugriff hat, legal oder illegal, und das widerspricht in meinen Augen eindeutig der ärztlichen Schweigepflicht.

Die ärztliche Schweigepflicht ist aber wichtig für eine vertrauensvolle Behandlung, eine Missachtung kann mit einer Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr geahndet werden.

Prinzipiell frage ich meine Patienten jetzt, ob sie dem zustimmen. Und ich muss die Beobachtung machen, dass ein Großteil der Patienten diesem nicht zustimmt. Auch hier macht die Vorgabe der Politik schon wieder eine Art Verpflichtung daraus. Es ist vollkommen legitim, das E-Rezept zu nutzen, wenn der Patient einverstanden ist. Das hat oberste Priorität. Aber bitte nicht über die Köpfe hinweg. „Verpflichtungen“ und Vorgaben machen – meiner Ansicht nach hat Zwang und Verpflichtung in der Medizin nichts zu suchen. Medizin muss immer freiwillig sein und freiwillig bleiben.

Musste man sich nicht proaktiv davon abmelden, weil es sonst automatisch gespeichert wird?

Das ist schon das nächste Thema, die elektronische Patientenakte, die so noch gar nicht eingeführt wurde. Es wurde dieses Jahr dieses elektronische Rezept eingeführt, sodass man von dieser Papierform wegkommt.

Interessant ist dabei auch, dass es dieses E-Rezept nicht für alle Patienten gibt. Patienten, die privat versichert sind, sind davon ausgeschlossen. Aber auch Patienten, die eigentlich zu unseren Staatsdienern gehören.

Es wird eine „Digitalisierung“ verpflichtend eingeführt, aber bestimmte Berufsgruppen wie Staatsbeamte der Polizei und der Bundeswehr oder privat Versicherte werden ausgenommen. Warum gibt es hier eine ungleiche Behandlung? Gibt es vielleicht Sicherheitsgründe für Staatsbeamte? Ich kenne die Gründe nicht, aber es ist für mich nicht nachvollziehbar.

Danke für das Gespräch!

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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