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„Wir müssen leider aufhören“

Abgewürgt im ZDF: So hatte sich Söder sein Interview nicht vorgestellt

Bei einem ihrer ersten Interviews als „Berlin Direkt“-Moderatorin hat sich Diana Zimmermann am Sonntagabend mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder angelegt.

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„Berlin Direkt“-Moderatorin Diana Zimmermann war am 17. Dezember 2023 im Gespräch mit Markus Soeder ziemlich auf Kontra gebürstet.

Foto: Bildschirmfoto/ZDF/Berlin Direkt

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Lesedauer: 5 Min.

Zeitpanne oder „Haltungsjournalismus“? Manch ZDF-Zuschauer staunte nicht schlecht, als die neue „Berlin direkt“-Moderatorin Diana Zimmermann am Sonntagabend ein Interview abrupt abbrach. Denn mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte ein Schwergewicht der deutschen Politikerriege seine Gedanken nicht ungestört zu Ende ausführen können.
Nach Einschätzung der „Bild“ hatte Zimmermann Söder „abgewürgt“, weil der offenbar eine andere Meinung vertrat als die Interviewerin.
Doch von Anfang an.
Nachdem das ZDF die aktuelle politische Lage in Deutschland anhand einiger Einspieler und O-Töne anderer Spitzenpolitiker skizziert hatte, wurde Söder per Videobildschirm aus Nürnberg in das Politmagazin geschaltet. Der Bluescreen im Hintergrund zeigte eine Aufnahme von Söder und CDU-Chef Friedrich Merz in eleganter Freizeitkleidung am Ufer eines bayerischen Sees.

Streit um Erfolge aus 16 Jahren Merkel

Söder wich zunächst der Frage nach einem Wunschkoalitionspartner für den Fall eines Regierungswechsels aus. Dann bekräftigte er seinen Wunsch nach Neuwahlen, schalt die AfD als „Feind“, „rechtsradikal“ und „Gefahr für die Demokratie“ und kritisierte die Ampelregierung in Berlin. Schon bei der Frage nach der Zukunft der Schuldenbremse fiel Zimmermann dem Franken kurz ins Wort, zog dann aber zurück und ließ Söder seine Stellungnahme beenden. Dann aber verschob sie den Fokus etwas provokant auf das Thema Investitionen, indem sie darauf bestand, dass „in 16 Jahren unter einer Regierung Merkel fast nichts“ im Hinblick auf Infrastruktur „passiert“ sei.
Das schien Söder spontan die gute Laune zu verhageln. Sichtlich unwirsch stellte Söder die Gegenfrage: Wie Zimmermann darauf käme, dass nichts passiert sei? Und warum sie überhaupt von einem Reformstau ausgehe? Noch bevor die Moderatorin den Ball zurückspielen konnte, schien nun Söder an Provokation gelegen zu sein:
„Ist das denn wirklich so, was Sie sagen? Das ist ihre Meinung, die respektier‘ ich. Scheint auch die Meinung der Ampel zu sein.“

Ständige Unterbrechungen

Als Söder seinen Standpunkt mit dem Hinweis auf die stark reduzierte Arbeitslosigkeit der Ära Merkel untermauern wollte, fiel ihm Zimmermann erneut in die Parade: „Alle Ökonomen“ stünden auf ihrer Seite, was den Reformstau angehe.
Söder sammelte sich: „Weiß ich nicht, ob das so stimmt“.
Zimmermann: „Doch“.
Söder: „Tja, ich seh‘ das anders. Wir haben in den 16 Jahren die Arbeitslosigkeit halbiert, wir haben in den 16 Jahren volle Haushaltskassen gehabt und wir haben schwerste Krisen zu meistern gehabt. Schwerste! Denken Sie bitte an die Finanzkrise …“

„Ganz herzlichen Dank nach Nürnberg!“

Noch während Söder weiter sprach, schaltete die ZDF-Moderatorin erneut in den verbalen Angriffsmodus: Es habe unter Merkel „nicht so viele Krisen gehabt wie momentan“. Als Söder, ganz offensichtlich etwas überrascht, zu seiner nächsten Antwort ausholen wollte, teilte ihm Zimmermann mit, dass sie das Gespräch nun beenden müsse: „Ganz herzlichen Dank nach Nürnberg!“
Doch Söder, augenscheinlich irgendwo zwischen Ärger und Erheiterung angekommen, ließ nicht locker: „Sie können doch nicht einfach den Satz einfach so unterbrechen, abwürgen“, wobei das „ … abwürgen“ abermals in den Worten seiner Gesprächspartnerin unterging. „Wir müssen leider aufhören“, tönte es erneut aus dem Munde der Journalistin.
„Na, äh, das war dann aber ein etwas unglücklicher Start für unser erstes gemeinsames Interview, denn den letzten Satz hätt‘ ich schon noch gern gesagt, dass wir nämlich viele Krisen entschlossen gemeistert haben. Und eine solche wie jetzt könnten wir auch besser meistern.“
Zimmermann: „Vielen Dank nach Nürnberg.“
Söder: „Gerne.“
Warum es zur angeblichen Zeitnot gekommen sein soll, erschließt sich umso weniger, als dass Zimmermann direkt im Anschluss lächelnd verkündete, dass das Gespräch ohnehin schon zwei Stunden zuvor aufgezeichnet worden sei (Video ab ca. 9:24 Min. in der „ZDF-Mediathek“).
Sichtlich zufrieden mit ihrem Interview: Die ZDF-Moderatorin Diana Zimmermann am 17. Dezember 2023 im Gespräch mit Markus Söder.

Sichtlich zufrieden mit ihrem Interview: Die ZDF-Moderatorin Diana Zimmermann am 17. Dezember 2023 im Gespräch mit Markus Söder.

Foto: Bildschirmfoto/ZDF/Berlin Direkt

Zur Person: Diana Zimmermann

Nach Angaben des ZDF ist Diana Zimmermann, Jahrgang 1971, seit Dezember 2023 Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin. Sie übernahm die Aufgabe nach Angaben des Onlineportals „NiUS“ von Theo Koll.
In den vergangenen zehn Jahren leitete sie zunächst das „Auslandsjournal“, bevor sie im April 2015 Leiterin des ZDF-Studios London wurde. Vor einem guten Jahr wechselte wieder zurück nach Berlin, wo sie als Korrespondentin des ZDF-Hauptstadtstudios arbeitete. Zuvor war sie unter anderem im ZDF-Landesstudio Berlin, bei 3sat, arte und im ARD-Studio Peking beschäftigt. Zimmermann hatte als junge Frau Vergleichende Literaturwissenschaft, Sinologie und Geschichte an der FU Berlin und in Paris studiert.
 
 
Patrick Reitler, geboren in den späten Sechzigerjahren am Rande der Republik. Studium der Komparatistik, Informationswissenschaft und Sozialpsychologie. Seit der Jahrtausendwende als Journalist hauptsächlich in Online-Redaktionen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und als Fußballkommentator unterwegs. Seit Ende 2022 freier Autor. Bei Epoch Times vorwiegend für deutsche Politik zuständig.

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