AfD profitiert von schwächelnder Union: Rekordzuspruch bei „infratest dimap“

Die AfD erzielt mit 21 Prozent im „ARD DeutschlandTrend“ ein Allzeithoch. Der Abstand zur Union schrumpft auf nur noch sechs Punkte. Den CDU-Unvereinbarkeitsbeschluss mit der AfD findet eine klare, wenn auch sinkende Mehrheit richtig. Mehr als drei von vier Deutschen sind mit der Ampelregierung unzufrieden.
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Die AfD legt in Umfragen zu.Foto: Nicolas Herrbach/iStock, Jens Schlueter/AFP via Getty Images
Von 5. August 2023

Wenn am Sonntag ein neuer Bundestag gewählt würde, käme die „Alternative für Deutschland“ (AfD) auf 21 Prozent. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „infratest dimap“ hervor, die zwischen dem 31. Juli und dem 2. August im Auftrag des „ARD DeutschlandTrends“ per Telefon und online gemacht wurde. An der Umfrage hatten 1.297 Wahlberechtigte teilgenommen.

Das Plus von einem Prozent gegenüber der Juli-Befragung bedeutet einen neuen Rekordwert für die blaue Partei: Niemals zuvor stellte „infratest dimap“ eine solch hohe Wählergunst für die AfD fest. Der Abstand zur Union aus CDU und CSU (27 Prozent, minus 1 Prozentpunkt) schrumpfte auf sechs Prozentpunkte.

Grüne verbessern sich um einen Punkt

Mit deutlichem Abstand rangiert die Kanzlerpartei SPD mit 17 Prozent (minus ein Punkt) auf Rang drei. Nur zwei Punkte dahinter liegen die Grünen (15 Prozent) dank eines Zugewinns von einem Zähler. Die FDP stagniert bei sieben Prozent.

Für die Linkspartei würden nur noch vier von 100 Personen ihr Kreuzchen machen. Die Sozialisten wären somit nicht mehr mit ihren aktuell 39 Parlamentariern im Bundestag vertreten. Für irgendeine Klein- oder Splitterpartei würden sich konstant 9 Prozent entscheiden.

Ergebnisse der „Sonntagsfrage“ , Anfang August 2023.
Ergebnisse der „Sonntagsfrage“, Anfang August 2023. Foto: Bildschirmfoto/Grafik/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

Zufriedenheit mit Ampel sinkt

Addiert man alle Prozente der Ampelfraktionen auf, würde es mit 39 Prozent nicht mehr für eine Mehrheit reichen. Die Summe entspricht exakt jener vom Juli.

Die Zufriedenheit mit der Ampelregierung ist allerdings wieder gesunken: Nur noch genau jeder Fünfte (20 Prozent, minus 2) ist „zufrieden“, so gut wie niemand „sehr zufrieden“ (1 Prozent). Als „weniger“ (41 Prozent, minus 1) oder „gar nicht zufrieden“ (37 Prozent, plus vier Punkte) gaben sich nun insgesamt 78 Prozent der Bürger zu erkennen. Mehr als drei von vier Deutschen also.

Schaubild mit den Zufriedenheitswerten der Wählerschaft mit der Bundesregierung, Stand Anfang August 2023.
Schaubild mit den Zufriedenheitswerten der Wählerschaft mit der Bundesregierung, Stand Anfang August 2023. Foto: Bildschirmfoto/Grafik/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

Am größten ist die Unzufriedenheit mit 97 Prozent unter den AfD-Wählern, gefolgt von den Anhängern der Union (85 Prozent) und der FDP (83 Prozent). Unter den Wählern der Sozialdemokraten wiegt die Unzufriedenheit mit 52 Prozent leicht gegenüber den eher Zufriedenen (48 Prozent) vor.

Bei den Grünen-Wählern ist es umgekehrt: 51 Prozent sind eher mit der Regierungsarbeit zufrieden, 48 Prozent eher nicht. Damit stellt die Wählergruppe der Grünen die einzige Anhängerschar, die knapp mehrheitlich noch zufrieden ist.

CDU: Unvereinbarkeit mit AfD mehrheitsfähig, aber immer weniger Befürworter

Den erst kürzlich wieder bekräftigten Beschluss der Union aus dem Jahr 2018, niemals mit der AfD zusammen zu arbeiten, finden mit 64 Prozent fast zwei Drittel der Bürger richtig. Als diese Frage im März 2020 zuletzt gestellt wurde, waren es noch 73 Prozent gewesen.

Nicht richtig finden die Abgrenzung 29 Prozent (plus 4 Prozentpunkte). Unter allen CDU-Anhängern (ohne CSU) sind aktuell genau drei von vier (75 Prozent) gegen eine Öffnung in Richtung AfD, 18 Prozent wären dafür.

Meinungen zum Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU mit der AfD, Stand Anfang August 2023.
Meinungen zum Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU mit der AfD und den Linken, Stand Anfang August 2023. Foto: Bildschirmfoto/Grafik/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

Aufgesplittet in Ost- und West-Wähler, schlägt sich die Beliebtheit der AfD im Osten deutlich nieder: Hier finden nur noch 47 Prozent (minus 14 Punkte), dass es richtig von der CDU sei, die Zusammenarbeit abzulehnen. Beinahe ebenso viele Wähler im Osten (46 Prozent, plus 10) meinen, dass die CDU sich allmählich öffnen sollte.

Im Westen ist die Ablehnung der AfD deutlich stärker, geht aber auch zurück: 68 Prozent (minus 8) finden den Unvereinbarkeitsbeschluss richtig, 24 Prozent (plus 2) nicht.

Zugespitzt auf die rein kommunale Ebene und unter Berücksichtigung aller Parteien würden sich 70 Prozent wünschen, dass eine Kooperation mit der AfD „von Fall zu Fall“ entschieden wird. 24 Prozent lehnen auch das ausdrücklich ab. Während im Osten mehr als vier von fünf Wahlberechtigte für den „Fall-zu-Fall“-Pragmatismus eintreten, sind es im Westen nur 67 Prozent.

Umfragewerte zur möglichen Zusammenarbeit der übrigen Parteien mit der AfD auf kommunaler Ebene laut ARD DeutschlandTrend, Stand Anfang August 2023.
Umfragewerte zur möglichen Zusammenarbeit der übrigen Parteien mit der AfD auf kommunaler Ebene laut ARD DeutschlandTrend, Stand Anfang August 2023. Foto: Bildschirmfoto/Grafik/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

70 Prozent gegen Regierungsbeteiligung der AfD

Auch nach einer Umfrage des Online-Meinungsforschungsinstituts „YouGov“ von Ende Juli/Anfang August bröckelt die generelle Ablehnung der AfD, wenn auch nur auf niedrigem Niveau.

Noch immer will eine klare Mehrheit von 58 Prozent die blaue Partei lieber nicht in der Regierung sehen, darunter 44 Prozentpunkte auf gar keinen Fall. 34 Prozent würden eine AfD-Regierungsbeteiligung befürworten, und zwar 16 Prozent „eher“ und 18 Prozent „voll und ganz.“

Bei „YouGov“ lehnten 41 Prozent der Wahlberechtigten eine wie auch immer geartete Kooperation anderer Parteien mit der AfD kategorisch ab. Zwei Wochen zuvor hatten noch sechs Prozentpunkte mehr denselben Standpunkt vertreten.

„YouGov“ sieht die CDU bei der Sonntagsfrage derzeit konstant bei 27 Prozent, die AfD (plus 2) bei 23 Prozent. Drittstärkste Kraft wäre wie bei „infratest dimap“ die SPD mit 17 Prozent. Die Grünen erreichen stabil 14 Prozent. Während die FDP mit nur 5 Prozentpunkten (minus 1) um den Einzug in den Bundestag bangen müsste, hätte die Linke (6 Prozent stabil) etwas bessere Karten.

CDU: Unvereinbarkeit mit den Linken

Weit weniger kritisch, aber mit steigender Tendenz, sehen die Befragten eine mögliche Öffnung der CDU zur Linken: 43 Prozent finden den Unvereinbarkeitsbeschluss zur SED-Nachfolgepartei richtig. Das sind 3 Prozentpunkte mehr als noch im März 2020. Dass man sich öffnen sollte, meinen nur noch 46 Prozent (minus 9 Punkte). Unter den CDU-Anhängern (ohne CSU) schließen rund zwei Drittel (67 Prozent) eine Zusammenarbeit mit den Linken kategorisch aus. 29 Prozent wäre dafür offen.

Aufgesplittet in Ost- und West-Wähler, zeigt sich der sinkende Zuspruch für die Linke seit März 2020 mit ähnlichen Veränderungen: Hielten damals noch 42 der Westler den Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU mit den Sozialisten für richtig, sind es heute 45 Prozent (plus drei). Die Zahl jener, die das falsch finden, sank um 8 Prozentpunkte auf nur noch 44.

Die Befragten in Ostdeutschland finden es nur zu 34 Prozent richtig, dass sich die CDU abgrenzt. Vor dreieinhalb Jahren waren es noch zwei Prozentpunkte mehr. Jene Ostler, die die Abgrenzung falsch finden, nahmen ebenfalls ab: Nur noch 56 Prozent (minus 8) sehen das so.

Kann Merz Kanzler? Klare Mehrheit denkt Nein

Dass eine unionsgeführte Bundesregierung ihre Sache besser machen würde als die Ampel, glauben im ARD DeutschlandTrend vom August 2023 nur 19 Prozent aller Befragten – immerhin ein Plus von zwei Prozent im Vergleich zum Dezember 2022. Hier dürfte sich auch die wachsende Unzufriedenheit mit der Ampel niederschlagen.

Dass die Union „ähnlich gut“ wie die Ampel agieren würde, meinen nur 17 Prozent (minus 5). Dass CDU und CSU im Machtfalle „ähnlich schlechte“ (26 Prozent, plus 6) oder sogar „schlechtere“ (21 Prozent, minus 3) Problemlöser seien, meint somit eine klare Mehrheit von 57 Prozent.

Umfrageergebnisse zur Kanzlereignung von CDU-Parteichef Friedrich Merz, Stand Anfang August 2023.
Umfrageergebnisse zur Kanzlereignung von CDU-Parteichef Friedrich Merz, Stand Anfang August 2023. Foto: Bildschirmfoto/Grafik/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

An CDU-Parteichef Friedrich Merz als einen guten Bundeskanzler glauben nur 16 Prozent. 73 Prozent sind der Meinung, dass er eher keine gute Wahl für das Amt sei. Sogar unter den Unionsanhängern halten 57 Prozent Merz für weniger oder gar nicht geeignet.

Noch weniger glauben die Wähler der FDP (65 Prozent) und der AfD (67 Prozent) daran. Am wenigsten aber trauen die Grünen-Wähler (87 Prozent) und die Fans der Sozialdemokraten (91 Prozent) Merz zu, einen guten Bundeskanzler abzugeben.

RTL/NTV-Trendbarometer

Das „Trendbarometer“ von RTL und NTV, gemessen vom Institut Forsa, sieht den Grund für das Schwächeln der Union im Hin und Her des Parteivorsitzenden Merz, als es vor knapp zwei Wochen um das strikte Nein zur AfD auch auf Kommunalebene ging.

Forsa sieht die Union derzeit nur bei 25 Prozent, die AfD bei 21 Prozent, die SPD bei 17, die Grünen bei 15 Prozent, die FDP bei 6 und die Linke bei 5 Prozent. Die vor einer Woche vermutete „Trendwende“ entpuppte sich somit als Strohfeuer.

Forsa-Geschäftsführer Peter Matuschek vermutet, dass es wegen Merz so aussehe, als würde „die CDU ihren eigenen Diskurs danach ausrichtet, wie stark die AfD gerade ist.“ Das komme der AfD zugute. Mit Merz als Kanzlerkandidat würde es für die Union „sehr schwer, ein deutlich besseres Ergebnis zu erzielen als 2021“, schreibt NTV.

Beliebtester Politiker bleibt Pistorius

Der mit Abstand beliebteste Politiker in Deutschland heißt laut „ARD DeutschlandTrend“ nach wie vor Boris Pistorius (SPD). Mit dem Verteidigungsminister erklärten sich 54 Prozent aller Befragten mindestens „zufrieden.“ Vor einem Monat war es ein Prozentpunkt weniger gewesen. Pistorius ist damit der einzige Spitzenpolitiker Deutschlands, mit dem noch eine Mehrheit gut leben kann. Die grüne Außenministerin Annalena Baerbock konnte drei Punkte dazu gewinnen. Sie liegt mit nun 40 Prozent Politikerzufriedenheit stabil auf Rang zwei.

Liste der zehn beliebtesten Spitzenpolitiker Deutschlands, Stand Anfang August 2023.
Liste der zehn beliebtesten Spitzenpolitiker Deutschlands, Stand Anfang August 2023. Foto: Bildschirmfoto/Grafik/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

Bundeskanzler Scholz musste dagegen drei Punkte einbüßen (31 Prozent, Platz 3) – der niedrigste Zustimmungswert seit Amtsantritt für den Hanseaten.

Bei Finanzminister Christian Lindner (FDP, 29 Prozent stabil) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne, 28 Prozent) beginnt das Mittelfeld. Habeck konnte allerdings fünf Prozentpunkte im Monatsvergleich gut machen.

Einen Verlust von einem Punkt musste Friedrich Merz (24 Prozent) verkraften. Noch einen Punkt dahinter rangiert Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD, minus 1). Mit „nur“ 54 Prozent sagen allerdings nur relativ wenige Menschen, „weniger“ oder „gar nicht“ mit ihr zufrieden zu sein. In diesen Kategorien sieht es für Baerbock (55 Prozent), Lindner (64 Prozent), Habeck (65 Prozent), Scholz und Merz (je 66 Prozent) schon schlechter aus.

Mit zwei Prozentpunkten mehr als im Juni-Ranking belegt AfD-Co-Sprecherin Alice Weidel nun Rang acht (20 Prozent Zufriedenheit). Verkehrsminister Volker Wissing (CSU, 18 Prozent, plus 1) folgt. Unter den Top Ten trägt Dietmar Bartsch, der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, die Rote Laterne (17 Prozent Zufriedenheit, plus 4).

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