Argentinien, ich weine um Dich

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Die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner (R) trifft den ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa in Caracas.Foto: STR/AFP/Getty Images
Von 11. November 2010

Es gibt wohl keine bessere Beschreibung der argentinischen Regierung der Präsidentin Christina Kirchner als jene des Mario Vargas Llosa, dem jüngsten Literatur-Nobelpreisträger.

Auf die Frage nach der aktuellen Lage der Regierung antwortet Vargas Llosa, dass Frau Kirchner eine Regierung führe, in der Korruption an der Tagesordnung sei. „Ich liebe Argentinien und es schmerzt mich zu sehen, was hier vorgeht“, erzählte mir Llosa kürzlich in New York.

Der Tod des früheren Präsidenten, Néstor Kirchner, wird für Christina Kirchner die Situation noch verschlimmern.

Frau Kirchner unterliefen einige schwerwiegende Fehler. Ihre Behörden entließen beispielsweise das technische Personal des INDEC (staatliches Statistikamt) und ersetzten dieses mit ihr loyalen Beamten. Diese Institution büßte dadurch stark an Glaubwürdigkeit ein.
Laut Angaben der argentinischen Regierung betrug die Inflation 2009 weniger als acht Prozent. Unabhängige Ökonomen und Konsumentenvertreter schätzen die Inflationsrate jedoch auf 15 bis 18 Prozent.

Dies beunruhigt die Präsidentin allerdings nicht. Sie vertritt weiterhin die Meinung, dass Argentinien über eine hervorragendes Wirtschaftswachstum verfüge. Der enorme Anstieg von Fördermitteln für armutsgefährdete Familien straft diese Aussage offensichtlich Lügen.

Argentiniens patriarchalische Kultur wurde von Frau Kirchner bis ins Extrem geführt. Die Arbeitsethik, eine essenzielle Komponente für die Entwicklung eines Landes, zersetzt sich dadurch schnell.

Frau Kirchner hat außerdem einen sehr polarisierenen Regierungsstil. So wie bei vielen autoritären Führern lautet auch ihre Devise, wer nicht für sie ist, ist gegen sie und wird dementsprechend behandelt. Sie hat sich mit einer Menge Lakaien umgeben, die sie von der Realität abzuschirmen scheinen.

Angeblich pflegt einer ihrer Minister sogar, eine Pistole zu den Meetings mitzunehmen, um diese bei Beginn der Sitzung sichtbar auf den Tisch zu legen. Offensichtlich ist Frau Kirchner nicht bewusst, dass die Bevölkerung immer mehr gegen sie eingestellt ist und ihr Verhalten nicht tolerieren.

Der brasilianische Staatspräsident Lula da Silva hat es geschafft, 30 Million Arme in den Mittelstand zu heben; in Argentinien leben 25 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Diese Situation wird von Kardinal Jorge Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, und höchste katholische Autorität in Argentinien, heftig kritisiert.

„Wir sehen eine dramatische Situation aufgrund von Armut und Arbeitslosigkeit“, sagte Kardinal Bergoglio 2009. „Mehr und mehr Menschen leben auf der Straße – ohne Perspektive“, fügte er hinzu. Kardinal Bergoglio bekräftigte damit den Appell des Papstes Benedikt VXI. an die argentinische Regierung, diese „skandalöse Armut“ mit Nachdruck zu bekämpfen.

„In keinem anderen Land gibt es einen solchen sozialen Abbau und eine derart große Aussichtslosigkeit“, betonte Bernardo Kosakoff, der Direktor der UNO-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik.

Ich stimme dieser Aussage absolut zu. Während ich schreibe, sitze ich in einem guten Restaurant in Buenos Aires. Durch das Fenster sehe ich eine vornübergebeugte alte Frau mit einem großen Plastiksack voller Müll, den sie auf der Straße aufgelesen hat.

Und das alles geschieht, während das Privatvermögen von Frau Kirchner in rasender Geschwindigkeit anwächst. Die Korupptionsbehörde begann gegen sie zu ermitteln, nachdem die Präsidentin Christina Fernández de Kirchner und ihr – inzwischen verstorbener – Ehemann unter Eid ausgesagt hatten, dass ihr Anlagevermögen jährlich um 158 Prozent anwächst.

Während Frau Kirchner für ihre eigenen finanziellen Interessen äußerst effizient handelt, versagt sie permanent, was die Entwicklung in Argentinien anbelangt.

Nach dem Tod des vorherigen Präsidenten Néstor Kirchner, den die Bevölkerung als den wahren Drahtzieher hinter dem Thron vermuteten, hätte Frau Kirchner die Gelegenheit, die Politik maßgeblich zu verändern und ihre eigene Handschrift in der argentinischen Regierung zu hinterlassen. Das Land braucht dringend eine Veränderung.

César Chelala schreibt über Menschenrechte und Auslandsthemen.

Artikel auf Englisch: I Cry for You, Argentina

 

 



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