„Brownout“-Vorbereitungen in Frankreich laufen – „diskriminierungsfrei“ auch in Deutschland möglich

In Frankreich laufen zurzeit Vorbereitungen für einen sogenannten Brownout. Bis zu zwei Stunden könnte an extrem kalten Tagen kein Strom fließen.
Kein Licht und der Aufzug funktioniert auch nicht: Anastasia Pyrozhenko steigt während eines Stromausfalls die Treppe in ihrem mehrstöckigen Wohnhaus hinauf.
Kein Licht und der Aufzug funktioniert auch nicht: Anastasia Pyrozhenko steigt während eines Stromausfalls die Treppe in ihrem mehrstöckigen Wohnhaus hinauf.Foto: Andrew Kravchenko/AP/dpa
Von 2. Dezember 2022

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Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne hat die Départments am Mittwoch, dem 30.11.2022, angewiesen, Vorbereitungen für einen möglichen „Brownout“ zu treffen. Dabei handelt es sich um eine kontrollierte Unterbrechung der Stromversorgung, sobald es im Winter zu Versorgungsengpässen komme.

Wie das „Handelsblatt“ schreibt, soll eine solche Option an extrem kalten Tagen für bis zu zwei Stunden offenstehen. Insbesondere in der Zeit zwischen 8 und 13 Uhr sowie zwischen 18 und 20 Uhr könnte die Notwendigkeit für einen solchen Schritt entstehen.

Nur Kliniken per se vom Brownout ausgenommen

Obwohl die Regierung in Paris davon ausging, dass die Wartungsarbeiten von Kernkraftwerken rechtzeitig abgeschlossen wären, kommt es vielerorts zu Verzögerungen. Insgesamt finden diese in 56 Reaktoren statt, davon sind zahlreiche noch nicht wieder am Netz. Insbesondere an besonders kalten Tagen im Januar könnte die Stromerzeugung möglicherweise nicht mehr die Nachfrage decken.

Sollte es zum Brownout kommen, wäre örtlich mit erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens zu rechnen. Über eine zentrale Warn-App namens „ÉcoWatt“ will man die betroffene Bevölkerung am Tag zuvor im Detail informieren. Darüber hinaus gibt diese Auskunft über die Belastung des Stromnetzes.

Kliniken sollen von der Abschaltung ausgenommen sein, nicht zwingend jedoch andere wichtige Infrastrukturen wie Bahn, Metro oder Bildungswesen.

Frankreich wird zusätzlich Energie aus Deutschland brauchen

Gegenüber der „Tagesschau“ erläutert Frank Reyer von Amprion, warum es in Frankreich zu den Komplikationen kommen könne. Da viele reguläre Wartungstermine in Kernkraftwerken coronabedingt nicht wahrgenommen werden konnten, müssten jetzt viele auf einmal nachgeholt werden. Zudem sei wegen Korrosion damit zu rechnen, dass manche der Kraftwerke nicht in vollem Umfang produzieren könnten.

In Frankreich sei darüber hinaus das Heizen mit elektrischen Öfen weitverbreitet. Deshalb könnte auch der Importbedarf steigen – auch aus Deutschland. Mit jedem Grad weniger im Winter müssten zwei Atomkraftblöcke mehr produzieren. Die Versorgungsengpässe mit höherem Importbedarf könnten die Stromversorgung auch in Deutschland beeinträchtigen.

Brownout auch in Deutschland denkbar – bis zu 90 Minuten

Auch hier wäre ein Brownout deshalb nicht auszuschließen. Allerdings würde sich das im Rahmen einer von Ingenieuren gesteuerten Lastabschaltung von bis zu 90 Minuten halten, so Reyer.
Christoph Epe von der Netzgesellschaft Niederrhein in Krefeld erklärt, im Fall einer entsprechenden Anforderung von Amprion würde man den Leistungsumfang „diskriminierungsfrei vom Netz nehmen“. Dies könne einzelne Stadtteile betreffen. Dies wäre jedoch das äußerste Notfallszenario. Wo sich der Brownout auswirke, entscheide der Zufall:

Es wird nicht existenzbedrohend, es taut kein Kühlschrank auf, es gibt keine lebensbedrohliche Situation, und die Wahrscheinlichkeit, dass es einen trifft, ist sehr gering. Wir schalten ja nicht halb Krefeld ab.“

Dabei sei ein unfreiwilliger 90-minütiger Verbleib in einer liegen gebliebenen Straßenbahn oder einem stecken gebliebenen Fahrstuhl „nicht dramatisch“. Es entstünde ja „keine Gefahr für Leib und Leben“. Die Vorwarnzeit für die Stromabschaltung sei mit 12 Minuten jedoch zu kurz, um Kunden noch informieren zu können.



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