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Weitere Transportflugzeuge nach Kabul

Bundesregierung will „so viele Ortskräfte wie möglich“ aus Kabul ausfliegen

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Drei A400M Transportflugzeuge sind in Richtung Kabul unterwegs. Symbolbild.

Foto: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/POOL/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

Angesichts der Entwicklung in Afghanistan räumt die Bundesregierung der Evakuierung bedrohter Menschen aus Kabul oberste Priorität ein. Wichtigstes Ziel sei es im Moment, die letzten deutschen Staatsbürger sowie „so viele der afghanischen Ortskräfte wie möglich außer Landes und in Sicherheit zu bringen“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.
Für den Evakuierungs-Einsatz in Kabul hat die Luftwaffe weitere Transportflugzeuge in Richtung Afghanistan entsandt. Seit dem Morgen seien nun insgesamt drei Maschinen in Richtung Kabul unterwegs, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums am Montag in Berlin. Die A400M-Maschinen sollen deutsche Bürger und einheimische Ortskräfte aus Kabul ausfliegen.

2.000 Einheimische sollen ausgeflogen werden

Die Luftwaffen-Flugzeuge sollen eine Luftbrücke zwischen Kabul und der Hauptstadt des Nachbarlands Usbekistan, Taschkent, errichten. In Taschkent sollen dann zivile Chartermaschinen die Ausgeflogenen abholen und nach Deutschland bringen.
Die Bundesregierung plant nach AFP-Informationen, etwa 2.000 Einheimische aus Kabul auszufliegen. Dabei handelt es sich um Ortskräfte, die in Afghanistan für deutsche Stellen gearbeitet haben, aber auch um besonders gefährdete Frauen, Menschenrechtler und weitere Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen. In einem A400M-Transportflugzeug haben etwa 150 Passagiere Platz.
Die Evakuierung werde von einem „Kernteam“ der deutschen Botschaft am Flughafen in Kabul koordiniert, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Die Botschaft kontaktiere jeden Einzelnen, der auf einen Platz im Flugzeug gebucht sei.
Er warnte ausdrücklich davor, sich auf eigene Faust zum Flughafen in Kabul zu begeben. Dies könne „riskant sein“, sagte der Sprecher. „Die Situation in und um den Flughafen ist im Moment sehr unübersichtlich“.

Eine „bittere Entwicklung“

Die Lage in Afghanistan bereite der Bundeswehr „große Sorgen“, sagte Seibert. Sie mache sich Sorgen „um das Schicksal einzelner Afghanen, aber auch um die Entwicklung des Landes insgesamt“. Seibert sprach von einer „bitteren Entwicklung“ gerade auch „vor dem Hintergrund des langjährigen Einsatzes der westlichen Staatengemeinschaft“ in dem Land.
Eine Bilanz des Einsatzes wollte der Regierungssprecher nicht ziehen – zunächst stehe die Rettung der bedrohten Menschen im Vordergrund. Er verwies darauf, dass der Einsatz gemeinsam mit den Verbündeten ausgeführt worden sei. „Die Bilanz dieses Einsatzes wird gemeinsam zu ziehen sein – ehrlich, aber auch kritisch“, sagte Seibert.
Er kündigte zudem an, dass Kanzlerin Angela Merkel am Montagabend erneut die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen über die Lage unterrichten werde. Das Bundesverteidigungsministerium stellte tägliche Unterrichtungen für das Parlament und die Öffentlichkeit in Aussicht.

Kramp-Karrenbauer sagt Wahlkampfauftritte ab

Ministerin Kramp-Karrenbauer sagte nach Angaben eines Sprechers alle Termine – auch Wahlkampfauftritte – für diese Woche ab. Zudem werde sie dem Kabinett vorschlagen, den für Ende des Monats geplanten Zapfenstreich für die aus Afghanistan zurückgekehrten deutschen Soldaten zu verschieben.
Die Bundesregierung schloss sich am Montag außerdem dem Appell von UN-Generalsekretär António Guterres an die Taliban an: Die neuen Machthaber in Afghanistan müssten „Zurückhaltung wahren, das Leben von Menschen schützen und dafür sorgen, dass dringend benötigte humanitäre Maßnahmen ergriffen werden können“, sagte Seibert. (afp/dl)

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