„Die Flüge sind voll“: Israelis aus aller Welt kehren heim, um im Krieg zu helfen

Die Zahl der Vermissten und Verschleppten steigt. Aktuell zieht das israelische Volk mit völliger Selbstaufopferung in den Kampf. Diejenigen, die nicht kämpfen, unterstützen die Soldaten.
Titelbild
Familie und Freunde eines gefallenen israelischen Soldaten. Er kam in einem Gefecht mit militanten Hamas-Terroristen ums Leben; 9. Oktober 2023 in Kfar Menachem, Israel.Foto: Amir Levy/Getty Images
Von 11. Oktober 2023

Seit dem Morgen des 10. Oktober stieg die Zahl der Vermissten in Israel auf über 300. Nun bitten die Behörden die Bevölkerung, persönliche Gegenstände vermisster Angehöriger für DNA-Proben abzugeben. Denn in vielen Fällen werden Körperteile gefunden, die nur so identifiziert werden können. Darüber informierten lokale WhatsApp Gruppen.

Familien werden inzwischen auch über soziale Medien informiert, wenn ihre Angehörigen als Geiseln oder Verstorbene registriert werden. Normalerweise erfolgt eine solche Benachrichtigung in Israel persönlich. Dies ist jetzt jedoch nicht mehr möglich, da es zu viele Benachrichtigungen gibt.

Zudem gibt es kaum Möglichkeiten, die Opfer gemäß den strengen religiösen Vorschriften zu beerdigen. Die Beerdigung sollte innerhalb eines Tages nach dem Tod erfolgen, was aktuell fast unmöglich ist.

Während im ganzen Land viele auf eine erlösende Nachricht vom Fund ihrer Angehörigen warten, wappnet sich die Bevölkerung für die kommenden Tage. Jeder sollte sich auf den Krieg vorbereiten und Getränke sowie Essen für drei Tage einpacken.

„Die Flugplätze sind voll“ – Israelis aus aller Welt wollen helfen

Bislang wurden nach lokalen Berichten 360.000 Reservisten einberufen, kampfbereite Israelis ziehen nach und nach in den Krieg.

Ein Dauerthema in den Chatgruppen zur Unterstützung und der Helfer ist derzeit die Schwierigkeit, nach Israel einzureisen. Denn Israelis aus der ganzen Welt haben begonnen, in ihre Heimat zurückzukehren, um bei den Kämpfen zu helfen.

„Die Flüge sind voll, es ist sehr schwierig, einen Platz im Flugzeug zu bekommen, jeder will helfen“, erklärt eine israelische Mutter, die unter dem Pseudonym Tamar L. agiert, im Interview mit Epoch Times. Es sei keine Frage, dass sich jeder opfern würde, wenn es nötig wäre, erklärt die Mutter aus Tel Aviv weiter. Auch politisch bestehe keine Uneinigkeit mehr.

Jeder wisse, was zu tun sei, wenn es einen Angriff von außen gebe, alle im Land befinden sich im Kriegszustand. Die Menschen unterstützen ihre Soldaten, die in die Schlacht ziehen, so gut sie können – wie in einem Video der örtlichen Hasbara-Freiwilligengruppe deutlich zu sehen ist:

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Video: mit freundlicher Genehmigung des israelischen Hasbara-Teams

Laut Tamar L. gibt es in Israel viele Nachfahren von Überlebenden des Holocaust. Deshalb sei es für die Menschen im Land bisher Priorität gewesen, auch einen Krieg auf humane Weise zu führen. Normalerweise verwendeten sie die Technik des „Anklopfens“. Diese Methode dient dazu, die Bewohner eines für die Bombardierung vorgesehenen palästinensischen Gebäudes vorzuwarnen. Ziel sei dabei, den Menschen die Zeit zu geben, vor dem Angriff zu fliehen.

Zuerst wird also normalerweise nur Scheinmunition ohne Sprengköpfe benutzt. Zivile Bewohner haben dann noch die Zeit zu fliehen, bevor die wirklichen Bomben etwa 15 Minuten später abgefeuert werden.

Das israelische Kriegsprinzip sei bisher der sogenannte „surgical attack“ (chirurgischer Angriff). Ein „surgical attack“ ist eine militärische Operation, die sorgfältig geplant und durchgeführt wird, um nur ein bestimmtes militärisches Ziel präzise zu neutralisieren, während die Schädigung von umliegenden Strukturen, Fahrzeugen, Gebäuden und Zivilisten minimiert oder vermieden wird. Ziel ist, damit eine Eskalation zu einem vollständigen Krieg zu verhindern.

„Das war schon immer die erste Überlegung. Doch jetzt, in der aktuellen Situation, gibt es keinen ‚surgical attack‘ mehr“, sagt die Einheimische. Angesichts des Schreckens „ziehen alle an einem Strang“ und verteidigen Israel, so gut sie können.

Nach den Massakern habe sich die Einstellung der Menschen geändert. „Kein Israeli – ob rechts oder links – sagt heute noch, dass man bei den Angriffen Rücksicht auf die Zivilbevölkerung in Gaza nehmen soll.“

„Denken wir nur an das Gute – helfen Sie diese Botschaft zu verbreiten“

Ahuva Maizel, Mutter der 21-jährigen Adi Maizel, appellierte am Montag während eines internationalen Zoom-Meetings an die Öffentlichkeit wegen ihrer vermissten Tochter. Adi verschwand während eines Hamas-Angriffs nahe der Grenze zwischen Gaza und Israel.

Die Frau und ihr Ehemann Eli Maizel, Bewohner von Kfar Saba, verloren am Samstagmorgen um 7:40 Uhr den Kontakt zu Adi. Sie telefonierte zu diesem Zeitpunkt mit ihren Eltern. Bevor das Gespräch unterbrochen wurde, waren im Hintergrund Schüsse zu hören.

Ahuva Maizel sprach am 9. Oktober 2023 über Zoom im Namen ihrer Tochter, der 21-jährigen Adi, die seit dem Hamas-Terroranschlag vermisst wird. Foto: Mit freundlicher Genehmigung/ Screenshot verwendet in Übereinstimmung mit Paragraph 27a des Urheberrechtsgesetzes von Israel

„Ich spreche zu jedem, der mir zuhört, denn meine Tochter könnte mich hören oder sehen“, sagte die Mutter auf der Zoom-Pressekonferenz. Sie könnte auch von demjenigen gesehen werden, der ihre Tochter gefangen hält.

„Ich sage Ihnen, dass Sie sich als Mensch bitte so verhalten sollen, wie es einem Menschen würdig ist: Wir haben die gleiche DNA, wir sind keine Tiere, Sie können sich ändern und sie zurückbringen.“

Adi Maizel war mit etwa 3.000 Menschen in der Negev-Wüste auf dem Musikfestival, auf der Hamas-Terroristen am Samstag etwa 260 Anwesende erschossen, wie die Notfallorganisation ZAKA mitteilte. Nach Angaben der Mutter des Mädchens leben mindestens hundert Familien in ähnlicher Ungewissheit.

Die Familie hielt es für wichtig zu betonen, dass die Hamas absichtlich brutal vorgeht. Doch es sei entscheidend, keine Negativität zu verbreiten, „konzentrieren wir uns einfach auf das Gute und das Positive“, baten die Eltern.

Der Appell der Familie ist auch für viele Andere ein wichtiges Thema. So setzt sich auch Dana Yacobi aus Tel Aviv für Hilfsmaßnahmen vor Ort ein. Wie sie der Epoch Times sagte, sei es wichtig zu wissen, dass die Methoden der Hamas völlig unmenschlich sind.

In Israel gelte der Grundsatz, dass man auch einen Terroristen, wenn man ihn verhaftet, wie einen Menschen behandelt. Die Videos, die die Terroristen machen, würden dagegen Menschen wie Tiere auf einem Schlachthof zeigen. „Diese Brutalität ist etwas, das sie ausdrücklich aufzeichnen und verbreiten wollen. Die israelische Öffentlichkeit ist der Meinung, dass dies nicht zugelassen werden sollte“, so Yacobi.

„Diese Gesichter sollten Sie überall sehen“

Hanit Asher Pal ist einer der vielen, die nach ihren Angehörigen suchen. Er hat in einem Video auf TikTok gesehen, dass seine Frau und seine beiden kleinen Töchter in Gaza entführt worden sind.

Hanit Asher Pal und seine Familie. Foto: Mit freundlicher Genehmigung / Vermisste Familienmitglieder WhatsApp-Gruppe in Israel

Seitdem hat er zahlreiche Anrufe an sie gerichtet, aber alles ohne Erfolg. Die Botschaft des Vaters wird von der israelischen Öffentlichkeit über Facebook und andere Kanäle verbreitet.

„Bitte teilen Sie es mit aller Kraft. Die Hamas hat Doron und die beiden kleinen und süßen Töchter, Raz und Aviv, in ihrer Gewalt. Die beiden Mädchen sind 4,5 und 2,5 Jahre alt. Die Entführung in Gaza ist auf Video dokumentiert. Möge die ganze Welt diese Gesichter sehen und sie zu uns nach Hause bringen“.

Die Liste der gesuchten Personen wird ständig aktualisiert. Viele von ihnen sind Ausländer.

Die lokale Bevölkerung vertraut auf die Macht des menschlichen Herzens, der sozialen Netzwerke und des Teilens. Doch während viele Betroffene die schmerzliche Nachricht vom Tod vermisster Angehöriger erhalten, wächst die Wut in der Bevölkerung. Das könne leicht zu einer sehr unmenschlichen Stimmung führen, warnen viele der lokalen zivilen Helfer.



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