Die Gründe sind unbekannt: Türkei verweigert Akkreditierung von zwei deutschen Journalisten

"Die Türkei entzieht dem ZDF damit die Möglichkeit der Berichterstattung", erklärte Bettina Schausten, nachdem die Türkei einem Journalisten des ZDF die weitere Arbeit verweigert. Auch ein Reporter des "Tagesspiegel" ist betroffen.
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Die Türkei verweigerte zwei deutschen Journalisten die Akkreditierung. Gründe wurden bisher nicht genannt.Foto: iStock
Epoch Times1. März 2019

Die Türkei hat am Freitag zwei langjährigen deutschen Korrespondenten die Verlängerung ihrer Akkreditierungen verweigert. Betroffen sind der ZDF-Studioleiter in Istanbul, Jörg Brase, und Thomas Seibert, der unter anderem für den Berliner „Tagesspiegel“ aus der Türkei berichtet. Das Auswärtige Amt in Berlin protestierte gegen die türkische Entscheidung.

Die Sprecherin des Ministeriums, Maria Adebahr, erklärte am Abend, die Ablehnung der Akkreditierungen sei „nicht nachvollziehbar“. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es zudem, Staatssekretär Andreas Michaelis habe ein Telefonat mit dem türkischen Botschafter in Berlin geführt. Darin habe er „nachdrücklich gegen die Entscheidung der türkischen Behörden protestiert“ und eine Rücknahme der Entscheidung gefordert.

Widerspruch angekündigt

Der 57-jährige Brase erhielt nach ZDF-Angaben keine Begründung für die Absage der Presse-Akkreditierung. „Die Türkei entzieht dem ZDF damit die Möglichkeit der Berichterstattung“, erklärte die stellvertretende Chefredakteurin des Senders, Bettina Schausten. „Das ist nach Jahrzehnten, in denen wir aus Istanbul über die Türkei berichten, vollkommen unverständlich.“

Schausten kündigte Widerspruch gegen die Entscheidung der türkischen Behörden an. Sie wies darauf hin, dass der Sender in dieser Angelegenheit in engem Kontakt mit dem Auswärtigen Amt in Berlin stehe.

Auch Thomas Seibert kündigte Einspruch gegen die Entscheidung an. Er habe eine E-Mail der Informationsabteilung des türkischen Präsidialamts erhalten, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Darin seien keine Gründe für die Verweigerung der Akkreditierung genannt worden. Der 55-Jährige war 22 Jahre durchgehend als Journalist in der Türkei akkreditiert.

Rund 80 ausländische Journalisten betroffen

Insgesamt warten zwei Monate nach Ablauf der alten Pressekarte zum Jahreswechsel noch rund 80 ausländische Journalisten in der Türkei auf die neue Akkreditierung, wie aus informierten Kreisen verlautete. Darunter sind auch zahlreiche Deutsche. Die Pressekarte ist in der Regel die Voraussetzung für die Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung.

Erst am Freitagmittag hatte das Auswärtige Amt die Türkei aufgefordert, die ausstehenden Presseausweise auszustellen. „Wir betrachten den Vorgang mit wachsender Sorge“, hatte Adebahr gesagt. „Es wäre sehr bedenklich, wenn es andere als administrative Gründe geben könnte“, sagte sie weiter, noch bevor die jüngsten Entscheidungen bekannt wurden.

Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Mittag die hohe Bedeutung der Meinungs- und Pressefreiheit betont. Er hob weiter hervor, in Deutschland sei kritische Berichterstattung „zu keiner Zeit ein Ablehnungsgrund“ für eine Akkreditierung von Journalisten. „Es ist essenziell, dass Journalisten ihre Tätigkeit auch frei ausüben können und dass ihnen das ermöglicht wird“, sagte Seibert. „Dafür setzen wir uns auch in unseren Gesprächen mit der türkischen Seite ein.“

Der Geschäftsführer der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG), Christian Mihr, sagte am Abend zu der Verweigerung der Akkreditierungen im ZDF: „Wir gehen von weiteren Einschränkungen der Pressefreiheit aus, und das ist auch kein Zufall, dass das so kurz vor den Wahlen Ende März passiert“.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen steht die Türkei auf Platz 157 von 180 Ländern. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder europäische Journalisten unter „Terrorverdacht“ festgenommen, darunter der „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel und die Journalistin Mesale Tolu. (afp)



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