Ecuador wählt – und Assange zittert um seine Bleibe

Nach zehn Jahren an der Macht wählt Ecuador heute einen Nachfolger für Staatspräsident Rafael Correa. Der 53-jährige Ökonom hat so lange Ecuador regiert wie kein Präsident seit Gründung der Republik. Was passiert nach der Wahl mit Julian Assange?
Titelbild
Wikileaks-Gründer Julian Assange bei einer Pressekonferenz in London vor der Fahne Ecuadors.Foto: Dominic Lipinski/PA Wire/dpa
Epoch Times19. Februar 2017

Nach zehn Jahren an der Macht wählt Ecuador heute einen Nachfolger für Staatspräsident Rafael Correa. Der 53-jährige Ökonom hat so lange Ecuador regiert wie kein Präsident seit Gründung der Republik.

Rund 12,8 Millionen wahlberechtigte Bürger können zwischen acht Kandidaten entscheiden. In Umfragen führte zuletzt der frühere Vizepräsident Lenín Moreno, der Correas Partei Alianza País (AP) angehört. Er will den linksorientierten Kurs fortsetzen und rund zwei Milliarden US-Dollar zusätzlich in Sozialprogramme investieren.

Lenín Moreno sitzt nach einem Raubüberfall seit 1998 im Rollstuhl. Er hatte 2013 bei seinem Rücktritt vom Amt des Vizepräsidenten gesundheitliche Gründe angegeben und eigentlich verkündet, keinen Posten mehr anzustreben.

Der konservative Oppositionsführer Guillermo Lasso, zuletzt auf Platz zwei in Umfragen, will im Fall seines Wahlsiegs das seit 2012 bestehende Asyl für Wikileaks-Gründer Julian Assange in Ecuadors Botschaft in London umgehend beenden. Dann droht dem Enthüller von vertraulichen Dokumenten eine Auslieferung nach Schweden, wo ihm sexuelle Vergehen vorgeworfen werden – und von dort womöglich in die USA.

Der bisherige Staatschef tritt nicht nochmal an

Rafael Correa tritt nach zwei Amtszeiten nicht erneut an. Zuletzt war die Zustimmung zu ihm von anfangs 80 auf rund 50 Prozent gefallen.

Dank lange sprudelnder Einnahmen aus dem weitgehend verstaatlichten Ölgeschäft wurden in Correas Amtszeit neue Straßen, Flughäfen, Kraftwerke und Krankenhäuser gebaut. Die Armutsquote sank deutlich; Bildungsmöglichkeiten gerade für untere Einkommensschichten wurden verbessert. Die Wirtschaft wuchs in seiner Amtszeit im Schnitt 1,5 Prozent pro Jahr.

Für Kritik sorgte der autoritäre Führungsstil, das Einschüchtern von Medien und die Umweltzerstörungen durch die Ölförderung im Amazonasgebiet, besonders im Yasuní-Nationalpark. Und als der Ölpreis fiel, gerieten auch die Reformprogramme Correas unter Druck, es zeigte sich das Risiko der starken Öl-Abhängigkeit.

Bei der Wahl kann sich neben Regierungskandidat Moreno und seinem Kontrahenten Lasso von der Partei Creando Oportunidades („Chancen schaffen“) auch Cynthia Viteri von der Christsozialen Partei Chancen ausrechnen. Wenn ein Kandidat in der ersten Runde nicht mindestens 40 Prozent erreicht und zugleich zehn Prozentpunkte vor dem oder der Zweiten liegt, gibt es am 2. April eine Stichwahl. Am Sonntag werden auch die 137 Abgeordneten der Nationalversammlung neu gewählt.

Die Wahllokale sind von 13 bis 23 Uhr MEZ geöffnet. Es gilt eine Wahlpflicht für alle 18 bis 65-Jährigen. Damit mit klarem Kopf gewählt wird, gilt im ganzen Land ein Alkoholverbot („Ley Seca“). (dpa)

Nach zehn Jahren an der Macht wählt Ecuador einen Nachfolger für den amtierenden Präsidenten Rafael Correa. Foto: Dolores Ochoa/dpa

Nach zehn Jahren an der Macht wählt Ecuador einen Nachfolger für den amtierenden Präsidenten Rafael Correa. Foto: Dolores Ochoa



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion