Ein Putin-Versteher will Präsident Frankreichs werden

François Fillons Haltung zu Russland ähnelt jener der Front National. Gegen deren Chefin Marine Le Pen würde er im Fall eines Siegs am Sonntag bei der Präsidentschaftswahl im Frühjahr antreten.
Titelbild
Russlands Präsident Vladimir Putin (r) und der ehemalige französischer Premier Francois Fillon im November 2011 in Moskau.Foto: NATALIA KOLESNIKOVA/AFP/JOEL SAGET/AFP/Getty Images
Epoch Times25. November 2016

Wenn es nach dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ginge, stünde der Gewinner der Präsidentschaftsvorwahl der französischen Konservativen bereits fest: François Fillon. Der Überraschungssieger der ersten Wahlrunde tritt für eine Annäherung an Russland und ein Ende der westlichen Sanktionen ein.

LANGJÄHRIGE BEZIEHUNGEN

Putin hat Fillon mit Blick auf die Stichwahl der französischen Konservativen am Sonntag als „großen Profi“ gelobt. Beide hätten eng zusammengearbeitet, als Fillon von 2007 bis 2012 Premierminister war. „Es gab viele Begegnungen, und wir haben eine sehr gute Beziehung entwickelt“, sagte Putin über diese Zeit, in der er selbst überwiegend Ministerpräsident war.

GEGEN SANKTIONEN

Fillon tritt für eine Aufhebung der westlichen Sanktionen gegen Russland ein, die nach der Annexion der Krim verhängt wurden. Den Anschluss der ukrainischen Halbinsel an Russland 2014 hat er nicht verurteilt. Stattdessen plädiert er für eine Annäherung der EU an Moskau. Fillon formuliert es so: „Wollen wir versuchen, Russland zu stabilisieren und in Europa zu verankern oder isolieren und provozieren wir das Land weiter und drängen es in Richtung Asien?“

ZUSAMMENARBEIT IN SYRIEN

Fillon will mit Moskau auch im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien zusammenarbeiten. Die Koalition zwischen Putin und dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad nennt er von „Realismus“ geprägt. Bereits 2013 übte er bei einem Besuch in Moskau scharfe Kritik daran, dass die französische Regierung das US-geführte Militärbündnis in Syrien unterstützt. Dagegen lobte er bei der Veranstaltung im Beisein des russischen Präsidenten den „lieben Wladimir“.

KRITIK IN FRANKREICH

In Frankreich weckt Fillon mit seiner Haltung zum Teil Widerspruch – vor allem bei der gemäßigten Rechten und der sozialistischen Regierung. Sein Konkurrent bei der Stichwahl der Konservativen, der frühere Premier Alain Juppé, wirft ihm „extreme Gefälligkeit“ gegenüber Putin vor. Fillons Anhänger sprechen dagegen von „Realpolitik“. Der Politikwissenschaftler Cyrille Bret von der Universität Sciences-Po sieht Fillon in der Tradition des früheren Präsidenten Charles de Gaulle, der eine enge Anbindung an die Nato ablehnte und für Frankreich eine eigenständige Außenpolitik wollte.

FRONT NATIONAL UND RUSSLAND

Fillons Haltung zu Russland ähnelt jener der Front National. Gegen deren Chefin Marine Le Pen würde er im Fall eines Siegs am Sonntag bei der Präsidentschaftswahl im Frühjahr antreten. Le Pen verurteilt ebenfalls die westlichen Sanktionen und fordert, die Krim als Teil Russlands anzuerkennen. Auch am anderen Ende des politischen Spektrums in Frankreich gibt es Putin-Befürworter: Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon tritt als Präsidentschaftskandidat ebenfalls für eine Annäherung an Russland ein. (afp)

 



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