Evakuierung in Indonesien: Tausende durch Vulkan gefährdet, Gefängnis geräumt

Der Vulkan Ruang sorgt für Aufregung, Teile des Bergs könnten nun ins Meer stürzen. Tausende fliehen vor einem möglichen Tsunami. 11.000 Menschen werden evakuiert. Der nächstgelegene internationale Flughafen ist geschlossen.
Lava glüht im Krater des Vulkans Ruang auf den Sanguine-Inseln in Indonesien.
Lava glüht im Krater des Vulkans Ruang auf den Sanguine-Inseln in Indonesien.Foto: Uncredited/BPBD Sitaro/AP/dpa
Epoch Times18. April 2024

Nach mehreren Ausbrüchen des Vulkans Ruang im Nordosten Indonesiens haben sich die Rettungskräfte am Donnerstag um die Evakuierung tausender Menschen bemüht. Die Behörden teilten mit, 11.000 Menschen würden aus der näheren Umgebung des Vulkans, zu der auch die abgelegene Insel Tagulandang gehört, in Sicherheit gebracht.

Der Vulkan in der Provinz Nord-Sulawesi war am Dienstag und Mittwoch insgesamt fünf Mal ausgebrochen, am Donnerstag stieg weiter eine Rauchsäule über ihm auf.

Ein Tsunami infolge des Vulkanausbruches wurde nicht ausgeschlossen. Wegen der Eruptionen drohen Teile der Vulkaninsel ins Meer zu stürzen. Mittlerweile wurde die höchste Alarmstufe ausgegeben. Im Dezember 2018 war eine Flanke des Vulkans Anak Krakatau in die Sundastraße zwischen den indonesischen Inseln Java und Sumatra gerutscht. Kurz danach überspülten Flutwellen vier Küstenstädte in der Umgebung. Durch den Tsunami starben rund 430 Menschen, 14.000 wurden verletzt.

Am 18. April wurde auch der internationalen Flughafen in Manado, der Provinzhauptstadt von Nord-Sulawesi, vorsorglich geschlossen. Auch Flüge zwischen der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur und den Bundesstaaten Sarawak und Sabah auf der Insel Borneo sowie andere Verbindungen in der Region wurden gestrichen, teilten die Fluglinien Malaysia Airlines, AirAsia und Batik Air mit. Die Sicherheit der Passagiere und der Crews habe absolute Priorität, hieß es.

Chaos in der Nacht

In der Nacht zu Donnerstag hätten einige Menschen bereits versucht, selbstständig zu fliehen, erklärte am Donnerstag Jandry Paendong von der örtlichen Such- und Rettungsbehörde. Wegen des Vulkanausbruchs und der dadurch herabfallenden Steine sei aber Chaos entstanden. 20 Einsatzkräfte seien nun dabei, den Bewohnern entlang der Küste nahe des Vulkans mit Schlauchbooten bei der Evakuierung zu helfen.

Nach Angaben einer lokalen Rettungskraft auf Tagulandang evakuierten die Behörden auch das dort gelegenen Gefängnis. Die Haftanstalt befindet sich demnach direkt gegenüber des Vulkans.

Indonesisches Militärpersonal lädt am 18. April 2024 Gegenstände auf ein Schiff, bevor es zur Insel in der Nähe des Vulkans Mount Ruang im Hafen von Manado, Nord-Sulawesi, fährt. Foto: RONNY ADOLOF BUOL/AFP über Getty Images

Der Ruang war zunächst am Dienstagnachmittag ausgebrochen. Mehr als 800 Menschen wurden danach von der Vulkaninsel Ruang auf das benachbarte Tagulandang gebracht – bevor vier weitere Ausbrüche auch die Evakuierung dieser Insel nötig machten.

Um den Krater wurde eine Sperrzone in einem Umkreis von sechs Kilometern eingerichtet. Bewohner der fünf Kilometer langen und vier Kilometer breiten Insel werden ebenso in Sicherheit gebracht wie Anwohner im Westen und Südwesten von Tagulandang. Den Eruptionen waren seit Anfang April mehrere Erdbeben vorausgegangen.

Menschen in Küstennähe sollten besonders vorsichtig sein, weil jederzeit glühendes Gestein ins Meer stürzen könnte, warnten die Behörden. Auf Tagulandang seien bereits Einwohner durch herabfallende Asche und Steine verletzt worden, sagte der Sprecher des Katastrophenschutzes, Abdul Muhari.

Warnung vor möglichem Tsunami

Die Behörden warnten indes infolge der Vulkanausbrüche vor einem möglichen Tsunami. Die Gemeinden auf der Insel Tagulandang „müssen sich auf den möglichen Ausstoß glühender Gesteinsbrocken, auf heiße Wolken und Tsunamis einstellen, die durch den Sturz der Vulkanmasse ins Meer verursacht werden könnten“, erklärte der Direktor der indonesischen Vulkanologiebehörde, Hendra Gunawan.

Das südostasiatische Indonesien mit seinen mehr als 17.000 Inseln liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, wo mehrere Erdplatten zusammenstoßen. Es kommt daher dort häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen.

Vulkanausbrüche hätten das Potenzial, Tsunamis mit verheerenden Folgen auszulösen, zitierte die indonesische Nachrichtenagentur Antara einen Sprecher des staatlichen Zentrums für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik (BMKG). Verursacht würden diese durch den Einbruch von Flanken eines Vulkans – oder schlimmstenfalls des gesamten Berges. Die Folge sind möglicherweise meterhohe Flutwellen.

Im Jahr 1871 hatte ein Ausbruch des Ruang einen Tsunami mit bis zu 25 Meter hohen Wellen ausgelöst. Auf der fünf Kilometer entfernt liegenden Nachbarinsel Tagulandang starben damals rund 400 Menschen.

Zuletzt spuckte der Vulkan 2002 eine riesige Aschesäule aus, die westwärts in Richtung Borneo und Sumatra zog. „Was die Tsunami-Bedrohung angeht, so haben wir aus der Geschichte gelernt“, sagte Heruningtyas Desi Purnamasari vom Zentrum für Vulkanologie und geologische Gefahrenabwehr (PVMBG).

Der weltgrößte Inselstaat Indonesien liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Entlang dieses Gürtels kommt es häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. In Indonesien gibt es etwa 130 aktive Vulkane. (afp/dpa/red)



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