Farc-Rebellen verkünden Waffenstillstand in Kolumbien

Zwar legten die meisten Paramilitärs schon vor Jahren die Waffen nieder. Viele schlossen sich aber anderen Banden an - daher gibt es die Sorge, dass sie alte Rechnungen mit Farc-Kämpfern begleichen könnten.
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Farc-Chef Rodrigo Londoño verkündet in Havanna den endgültigen Waffenstillstand. Erst vor wenigen Tagen hatten die Rebellen und die Regierung nach über 50 Jahren der Kämpfe einen Friedensvertrag unterschrieben.Foto: Ernesto Mastrascusa/dpa
Epoch Times29. August 2016
Die Waffen sollen in Kolumbien nach über 50 Jahren des Blutvergießens dauerhaft schweigen: Nach der Einigung auf einen Friedensvertrag mit der kolumbianischen Regierung haben die Farc-Rebellen einen endgültigen Waffenstillstand verkündet.

Dieser sei von heute an gültig, teilte Farc-Chef Rodrigo Londoño alias Timochenko mit. Das sei die wichtigste Ankündigung seines Lebens „gegenüber Kolumbien und der Welt“. Er ordnete am Sonntag für alle der noch rund 8000 Farc-Kämpfer an, „die Waffengewalt und feindlichen Handlungen gegen den kolumbianischen Staat“ ab Mitternacht zu beenden.

Schon zuvor galt seit rund einem Jahr eine weitgehend eingehaltene Feuerpause – nun sollen die Waffen endgültig niedergelegt werden. Präsident Juan Manuel Santos hatte als Oberbefehlshaber des Militärs bereits einen endgültigen Waffenstillstand erklärt.

Zuletzt war der Konflikt bereits in seiner bisher ruhigsten Phase seit Gründung der Farc im Jahre 1964. In den vergangenen 13 Monaten gab es nur vier Tote bei Kampfhandlungen der „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia/Farc).

In fast vierjährigen Verhandlungen in Kubas Hauptstadt Havanna einigten sich Regierung und Farc auf eine Landreform, die künftige politische Teilhabe der Rebellen, Kampf gegen den Drogenhandel und eine Entschädigung der Opfer verständigt. Mit der Unión Patriótica (UP) hatte die Farc in den 1980er Jahren schon einmal versucht, in die Politik einzusteigen. Rechte Paramilitärs töteten Tausende Anhänger und Politiker der UP – woraufhin sich der Kampf wieder verschärfte.

Zwar legten die meisten Paramilitärs schon vor Jahren die Waffen nieder. Viele schlossen sich aber anderen Banden an – daher gibt es die Sorge, dass sie alte Rechnungen mit Farc-Kämpfern begleichen könnten.

Das kolumbianische Volk muss dem Friedensvertrag am 2. Oktober noch zustimmen. Umstritten ist besonders eine Sonderjustiz, die auch für schwere Verbrechen eine Haftstrafe von nur maximal acht Jahren für Guerillakämpfer vorsieht. Daher ist ein „Ja“ in dem Referendum kein Selbstläufer. Zugleich war das Land nach über 220 000 Toten und rund fünf Millionen Vertriebenen noch nie so nahe an einem Frieden in dem Konflikt zwischen linker Guerilla, Militär und rechten Paramilitärs.

Experten rechnen bei einem Friedensschluss mit einem deutlichen Anstieg des Wirtschaftswachstums, vor allem im Tourismussektor. Kolumbien gilt als eines der schönsten Länder der Welt. Durch die Aufgabe des bewaffneten Kampfes wird vor allem in bisherigen Konfliktregionen eine deutliche Zunahme der Wirtschaftsaktivitäten erwartet. Deutschland importiert vor allem Früchte, Kaffee, Palmöl und Schnittblumen. Allerdings gibt es weiterhin die weit kleinere ELN-Guerilla, die sich dem Friedensprozess noch nicht angeschlossen hat – aber auch hier gingen die Kampfhandlungen deutlich zurück.

Bislang investierte die Regierung pro Jahr rund drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in den Kampf gegen illegale Gruppen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der bewaffnete Konflikt jedes Jahr zwischen 2,5 und vier Prozent Wirtschaftswachstum kostete.

(dpa)

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