Gegen versteckt gefilmte pornographische Filme: Südkoreas „Jägerinnen“ der versteckten Kameras

In Südkorea haben so genannte Molka-Videos - mit Hilfe von versteckten Kameras gedrehte pornographische Filme - Hochkonjunktur. "Es ist seltsam, dass es Menschen gibt, die so etwas sehen wollen – meine Arbeit ist notwendig, damit sich die Frauen wieder sicher fühlen", sagt Park.
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SmartphoneFoto: Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images
Epoch Times31. Oktober 2016

Park Kwang-Mi untersucht eine Damentoilette in einem Museum nach versteckten Kameras: Im Auftrag der Stadtverwaltung von Seoul schwenkt sie einen Metalldetektor über Klobrille, Papierhalter, Türknopf und sogar übers Lüftungsgitter an der Decke. „Ich stelle sicher, dass die Frauen nicht von einer Kamera gefilmt werden, wenn sie auf der Toilette sind“, sagt die 49-Jährige. Sie ist Mitglied von Seouls „Jägerinnen der versteckten Kamera“, einem rein weiblichen Team, das im Auftrag der Stadt High-Tech-Spannern das Handwerk legen soll.

In Südkorea haben so genannte Molka-Videos – mit Hilfe von versteckten Kameras gedrehte pornographische Filme – Hochkonjunktur. „Es ist seltsam, dass es Menschen gibt, die so etwas sehen wollen – meine Arbeit ist notwendig, damit sich die Frauen wieder sicher fühlen“, sagt Park.

Rund 90 Prozent der etwa 50 Millionen Einwohner besitzen ein Smartphone. Dank der High-Tech-Kultur formierte sich in der patriarchalisch geprägten Gesellschaft inzwischen ein Heer technisch versierter Voyeure: Mit speziellen Smartphone-Apps filmen sie Frauen auf U-Bahn-Rolltreppen oder am Schreibtisch unter dem Rock, schneiden in Umkleiden und Toiletten mit Spionagekameras mit. Viele Bilder werden auf speziellen Webseiten geteilt.

Die Praxis ist so verbreitet, dass die Behörden dagegen einschreiten. In Südkorea verkaufte Smartphones müssen laut Verordnung beim Fotografieren ein lautes Klickgeräusch machen. Dennoch gibt es weiter täglich Berichte über neue Molka-Delikte.

Die Täter kommen aus allen sozialen Schichten: In Seoul wurde der Pfarrer einer großen Kirchengemeinde dabei erwischt, wie er auf der Rolltreppe einer Frau per Kamera unter den Rock schaute. Auf seinem Smartphone fanden sich unzählige ähnliche Bilder. Ein 31-jähriger Geburtshelfer kam in Haft, weil er in einer Umkleide Patientinnen und Krankenschwestern heimlich gefilmt und Bilder davon ins Internet gestellt hatte.

Im September trat der Cheftrainer des südkoreanischen Schwimmteams zurück, weil zwei männliche Sportler eine geheime Kamera in der Umkleide ihrer Teamkolleginnnen installiert hatten. Registrierte die Polizeistatistik im Jahr 2010 noch 1110 derartiger Fälle, waren es vier Jahre später von sechs Mal so viele.

Hyun Heung-Ho von der 80 Mann starken U-Bahn-Truppe der Seouler Polizei berichtet von Kugelschreibern, Brillen oder Armbanduhren mit Mikrolinsen wie bei James Bond. Das Team beschäftigt sich inzwischen vor allem mit sexueller Belästigung wie den Spanner-Fotos. „Es ist schwierig, weil die Technologie sich so rasant entwickelt“, sagt Hyun.

Die meisten, die erwischt werden, sind zwischen 20 und 30 Jahre, viele haben Hochschulbildung und Bürojobs. „Normalerweise weinen sie und betteln, wir sollen sie laufen lassen, sie seien nur ’neugierig‘ gewesen“, erzählt Hyun. Wer erwischt wird, muss mit bis zu fünf Jahren Haft oder einer Geldstrafe von bis zu 8000 Euro rechnen. Für Hinweise auf digitale Spanner hat die Polizei Belohnungen ausgesetzt.

Viele Frauen meiden inzwischen öffentliche Toiletten. „Wenn ich aber doch einmal dringend muss, inspiziere ich immer den Türknauf oder den Spülhebel“, sagt die 38-jährige Lee Hae-Kyung. Sie verunsichert vor allem, dass die Filmer oftmals „normale Männer“ sind. „Man weiß nie – da steht so ein durchschnittlicher Kerl in der U-Bahn – und filmt einen vielleicht gerade unter dem Rock.“

Südkorea sei ein tief konservatives Land, in dem Frauen systematisch diskriminiert würden, sagt die Seouler Soziologin Lee Na-Young. Diese patriarchalische Kultur, in der Männer Frauen oftmals als reine Sexobjekte betrachteten, sei zählebig – und sie gehe eine „unglückliche Verbindung mit der rasant fortschreitenden Technologie“ ein. Lösen lasse sich das Molka-Problem deshalb nur, wenn das tiefergreifende gesellschaftliche Problem angegangen werde, sagt Lee: „durch Erziehung zu Hause und in der Schule“. (afp)



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