Klimaforscher sehen vor UN-Konferenz in Marrakesch wenig Grund zur Beruhigung

Auf das Rekordjahr 2014 folgte das Rekordjahr 2015 und bislang deuten alle Daten darauf hin, dass 2016 das nächste Rekordjahr bei der globalen Erwärmung sein wird.
Titelbild
Demonstranten fordern Klimaschutz. Berlin, 2008.Foto: Ralph Orlowski/Getty Images
Epoch Times31. Oktober 2016

Tief rot eingefärbt sind die Karten, auf denen Klimaforscher die Temperaturentwicklung des vergangenen Jahres zeigen: Auf das Rekordjahr 2014 folgte das Rekordjahr 2015 und bislang deuten alle Daten darauf hin, dass 2016 das nächste Rekordjahr bei der globalen Erwärmung sein wird. Kein gutes Vorzeichen für die UN-Klimakonferenz, die kommende Woche in Marrakesch beginnt, und für das Inkrafttreten des Pariser Klimaschutzabkommens am Freitag.

Nur mitten im Nordatlantik gibt es auf den Klimakarten einen großen blauen Fleck, also sogar eine Temperaturabweichung nach unten. Für Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist diese „kalte Blase“, die Mitte Oktober Thema auf einer wissenschaftlichen Tagung in Islands Hauptstadt Reykjavik war, allerdings kein Grund zur Beruhigung, sondern eher ein zusätzlicher Hinweis darauf, dass das Weltklima aus dem Lot geraten ist.

So zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass sich der volkstümlich als Golfstrom bekannte Nordatlantikstrom, der bislang für mildes Wetter an der US-Ostküste und in Nordwesteuropa verantwortlich ist, in den vergangenen zehn Jahren stark abgeschwächt hat.

Eine wichtige Auswirkung sind wissenschaftlichen Studien aus dem Jahr 2015 zufolge Veränderungen auch der Luftzirkulation auf der nördlichen Erdhalbkugel. Typisch sind hier bisher Wellenbewegungen, die dazu führen, dass Mitteleuropa abwechselnd mit kalter Luft aus dem Norden und warmer Luft aus dem Süden versorgt wird. Inzwischen jedoch bleiben die Wellen immer häufiger stecken, was in unseren Breiten anhaltende sommerliche Hitzeperioden auslösen kann.

Drastische Folgen ließen sich in den vergangenen Jahren wiederholt beobachten. Zwar betonen Klimaforscher stets, dass einzelne Wetterereignisse sich nicht direkt von globalen, langfristigen Klimaentwicklungen ableiten lassen, mittlerweile entfernt sich die Häufigkeit von Extremwetterlagen aber immer weiter nach oben vom statistisch zu erwartenden Zufall.

Mehr Hitze nämlich bedeutet Dürre wie 2010 in Russland und 2015 auch in Südeuropa – aber auch häufigere und massivere Starkregen, die sich zudem zum Beispiel bei Gewittern häufiger auf ein eng begrenztes Gebiet konzentrieren. Das zeigen auch Analysen des Deutschen Wetterdienstes zu den vergangenen 15 Jahren. Das Ergebnis können dann kleinräumige, aber extrem heftige Überflutungen wie im Juni im bayerischen Simbach und an anderen Orten sein.

Der australische Klimaforscher Seth Westra entwickelte gemeinsam mit anderen Experten bereits vor einigen Jahren eine Formel, wonach pro Grad Erwärmung mit um sieben Prozent stärkerem Extremregen zu rechnen ist, wobei der Effekt bei Gewittern noch stärker ausfallen dürfte. Rahmstorf wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die fünf heißesten Sommer in Deutschland alle nach dem Jahr 2000 registriert wurden.

Solche regionalen Effekte der globalen Erwärmung lassen sich auch in anderen Weltregionen beobachten – ob dies Verschiebungen in Ablauf und Stärke des Monsunregens in Süd- und Südostasien sind oder eine Verstärkung der Wirkung des El-Niño-Phänomens auf der Südhalbkugel sowie Trockenzeiten und demzufolge mehr und stärkere Brände in Kalifornien oder Australien. Neben den Unwettern sind dabei auch Ernteausfälle vielerorts spürbare Folgen.

Viele dieser Erkenntnisse sind nicht neu – allerdings lassen sich Vorhersagen der Klimaforscher zu Folgen der Erderwärmung immer häufiger durch Messreihen untermauern. Die Handlungsspielräume werden mit anhaltendem CO2-Ausstoß stetig kleiner.

Zudem stellt sich heraus, dass Wirkungen wie das Abschmelzen des grönländischen Eisschildes und auch des Eispanzers der Westantarktis schneller und stärker einsetzen als noch vor einigen Jahren von der Klimaforschung angenommen. Gleiches gilt auch für damit verbundene Effekte – vom Wetter bis hin zum Anstieg des Meeresspiegels. Letzterer könnte nach Auffassung führender Klimaforscher bereits im laufenden Jahrhundert mehr als einen Meter betragen – wenn nicht bald entschlossen gegengesteuert wird. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion