Landesweite Razzien nach verheerendem Anschlag auf Sufi-Schrein in Pakistan

Ein Selbstmordattentäter hatte sich am Donnerstag in einem jahrhundertealten Sufi-Schrein in Sehwan in der südlichen Provinz Sindh in Pakistan inmitten hunderter Gläubiger in die Luft gesprengt.
Titelbild
Sufi-Schrein in PakistanFoto: ARIF ALI/AFP/Getty Images
Epoch Times17. Februar 2017

Nach dem verheerenden Anschlag auf einen Schrein in Pakistan mit mindestens 83 Toten haben die Behörden landesweit nach Verdächtigen gesucht. Bei Razzien wurden am Freitag im Morgengrauen „sehr viele Verdächtige in mehreren Städten festgenommen“, wie ein Regierungsvertreter sagte. Der Einsatz solle in den kommenden Tagen fortgesetzt werden.

Bei nächtlichen Einsätzen in der Provinz Sindh, wo der Anschlag verübt worden war, und im Nordwesten des Landes wurden nach Angaben der Sicherheitsbehörden außerdem mehr als 30 „Terroristen“ getötet. Ein Militärsprecher gab an, dass die – lange und durchlässige – Grenze zu Afghanistan „geschlossen“ worden sei, da die Behörden dort Extremisten vermuteten. Die afghanische Regierung sei aufgefordert worden zu handeln und „76 Terroristen, die sich in Afghanistan verstecken“, auszuliefern.

Ein Selbstmordattentäter hatte sich am Donnerstag in einem jahrhundertealten Sufi-Schrein in Sehwan in der südlichen Provinz Sindh inmitten hunderter Gläubiger in die Luft gesprengt. Dabei wurden jüngsten Angaben aus Krankenhäusern zufolge mindestens 83 Menschen getötet, darunter mindestens 20 Kinder. Rund 250 Menschen wurden verletzt. Zuvor war von mindesten 70 Todesopfern die Rede gewesen.

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu dem Attentat. Es war der folgenschwerste Anschlag in Pakistan seit dem Attentat auf eine Schule in Peshawar Ende 2014, als mehr als 150 Menschen getötet wurden. Im vergangenen November wurden bei einem Bombenattentat der IS-Dschihadisten auf einen Sufi-Schrein in der Provinz Belutschistan 50 Menschen getötet.

Die Provinzregierung von Sindh rief eine dreitägige Trauer aus. Der Verwalter des angegriffenen Schreins läutete am Morgen um 03.30 Uhr inmitten des Chaos wie jeden Tag die Glocke. Er werde „nicht vor Terroristen einknicken“, sagte er AFP.

Der angegriffene Schrein von Lal Shahbaz Qalandar, einem muslimischen Sufi-Meister aus dem 13. Jahrhundert, gehört zu den am meisten verehrten Heiligtümern in Pakistan. Radikalsunnitische Gruppen wie der IS sehen die Anhänger der mystisch-sufistischen und als liberal geltenden Strömung im Islam als Ketzer an.

Am Freitag trafen Rechtsmediziner in Sehwan ein. Auf dem blutverschmierten weißen Boden des Schreins waren immer noch Trümmer, versprengte Schuhe und Trinkfläschchen für Babys zu sehen, wie ein AFP-Reporter berichtete.

In Pakistan verüben Islamisten immer wieder Bombenanschläge. Allein am Mittwoch sprengten sich vier Selbstmordattentäter im Nordwestens des Landes in die Luft und töteten sechs Menschen. Die Regierung bestreitet, dass der IS in Pakistan präsent ist und spricht stattdessen von Einzeltätern.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes verurteilte am Freitag in Berlin den „hinterhältigen Terroranschlag gegen friedliche, nichtsahnende Pilger“. Das „Kalkül der Terroristen, Hass zu schüren und so Pakistan zu destabilisieren“ dürfe nicht aufgehen.

Wegen befürchteter Racheanschläge warnte das Auswärtige Amt vor Reisen nach Khyber-Pakhtunkhwa, in die Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan und nach Belutschistan.  (afp)



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