Militär: Deutsche Seglerin auf den Philippinen von Islamistengruppe getötet

Die Islamistengruppe Abu Sayyaf hat nach philippinischen Militärangaben eine deutsche Seglerin getötet und ihren Lebensgefährten entführt. Auf einer Yacht vor der Südküste der Philippinen wurde demnach eine Leiche mit Schussverletzungen gefunden.
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SymbolfotoFoto: Daniel Reinhardt/dpa
Epoch Times7. November 2016

Die Islamistengruppe Abu Sayyaf hat nach philippinischen Militärangaben eine deutsche Seglerin getötet und ihren Lebensgefährten entführt. Auf einer Segelyacht vor der Südküste der Philippinen sei die Leiche einer Frau mit Schussverletzungen gefunden worden, sagte ein Militärsprecher am Montag. Ein Abu-Sayyaf-Anführer habe sich in einer Audiobotschaft zu dem Überfall bekannt, auch die Stimme des verschleppten Deutschen sei darauf zu hören.

Anwohner hätten die nackte Leiche an Bord des Boots vor der Insel Laparan entdeckt, teilte die Armee mit. Die Tote sei etwa 50 Jahre alt gewesen, neben ihr habe ein Gewehr gelegen. In der Audiobotschaft gebe der Islamisten-Kommandeur an, der 70-jährige Begleiter der Frau sei gekidnappt worden.

In dem aufgezeichneten Telefonanruf war auch die Stimme des Entführten zu hören, wie Armeesprecher Filemon Tan der Nachrichtenagentur AFP sagte. Darin gebe der Deutsche seinen Namen mit Jürgen Kantner an, seine Frau heiße Sabine.

Das philippinische Militär veröffentlichte ein Foto der Yacht. Auf der „Rockall“, die den Angaben zufolge eine deutsche Flagge gehisst hatte, wurden demnach auch zwei deutsche Reisepässe gefunden. Sie seien auf die Namen Kantner und Merz ausgestellt. Die Identität der Toten müsse noch bestätigt werden, hieß es in der Erklärung weiter.

Sollten sich die Informationen bestätigen, handelt es sich bei dem Paar um zwei Segler, die im Jahr 2008 bereits 52 Tage in der Gewalt somalischer Piraten gewesen waren. Angeblich flossen damals rund 445.000 Euro Lösegeld.

AFP hatte Kantner und seine Frau Sabine Merz interviewt, als die beiden 2009 nach Somalia zurückkehrten, um die „Rockall“ zurückzuholen. Obwohl die Piraten mehrfach damit gedroht hatten, die beiden umzubringen, kündigten sie in dem Interview an, wieder in See zu stechen:  „Mein Boot ist mein Leben, und ich will es nicht verlieren, Piraten und Regierungen kümmern mich nicht“, sagte der Segler damals.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte in Berlin, die Bundesregierung bemühe sich gemeinsam mit den philippinischen Behörden um Aufklärung. Gegebenenfalls müssten dann im Krisenstab des Außenministeriums daraus die „richtigen Schlüsse“ gezogen werden, sagte Sprecher Martin Schäfer. Noch sei aber nicht „zweifelsfrei festgestellt“, ob die Berichte zuträfen.

Abu Sayyaf wurde in den 90er Jahren mit Geld von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden gegründet und hat inzwischen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) Gefolgschaft geschworen.  Die Gruppe wurde durch die Entführung zahlreicher Ausländer bekannt. Im Frühjahr 2000 machte die Extremistengruppe mit der Verschleppung von elf westlichen Ausländern Schlagzeilen, darunter die Göttinger Familie Wallert. Wie sie freikam, wurde nie öffentlich geklärt.

Im Oktober 2014 ließ Abu Sayyaf zwei deutsche Segler nach einem halben Jahr in Geiselhaft frei. Die Islamisten erklärten, sie hätten umgerechnet mehr als fünf Millionen Dollar Lösegeld für das Paar erhalten.

Erst vergangene Woche warnte die US-Regierung, dass Islamisten nach ihren Erkenntnissen die Entführung von Ausländern aus Touristenorten im Zentrum der Philippinen planten.

Die philippinische Armee startete eine Offensive gegen Abu Sayyaf, nachdem der neue Präsident Rodrigo Duterte der Gruppe im August den Kampf angesagt hatte. Doch setzten die Islamisten ihre Angriffe anscheinend ungestört fort, weil die schlecht ausgerüstete Armee die bergigen und schwer zugänglichen südlichen Inseln nicht sichern konnte. Wegen der Entführungsgefahr bleiben Ausländer normalerweise dieser Gegend fern. (afp)



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