Türkei: Mindestens 14 türkische Soldaten bei Selbstmordanschlag getötet – Unruhen folgen

Bei einem mutmaßlichen PKK-Anschlag in der Türkei sind gestern mindestens 14 Soldaten getötet und 56 weitere Menschen verletzt worden. Nationalistische Demonstranten verwüsteten daraufhin in Kayseri und anderen Städten Büros der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP). Es gab mehrere Festnahmen.
Titelbild
Symbolfoto: Am Rande des Begräbnisses eines gestern getöteten türkischen Soldaten in Istanbul am 18. Dezember 2016.Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images)
Epoch Times18. Dezember 2016

Bei einem mutmaßlichen PKK-Anschlag in der Türkei sind mindestens 14 Soldaten getötet und 56 weitere Menschen verletzt worden. Die Regierung vermutete hinter dem Selbstmordattentat am Samstag in der zentraltürkischen Industriestadt Kayseri die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Nach dem Bombenanschlag stürmten nationalistische Demonstranten in Kayseri und anderen Städten Büros der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP), daraufhin gab es mehrere Festnahmen.

Nach den Worten von Ministerpräsident Binali Yildirim sprengte sich der Attentäter in einem Auto in die Luft, als der Bus mit den Soldaten vorbeifuhr. Laut Innenminister Süleyman Soylu wurden bei dem Anschlag 56 Menschen verletzt, sechs davon schwer. Die üblicherweise als ruhig geltende Millionenstadt Kayseri liegt in der Nähe der bei Touristen beliebten Region Kappadokien.

15 Verdächtige festgenommen

Bislang seien 15 Verdächtige festgenommen worden, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Regierungssprecher Numan Kurtulmus sagte dem Sender NTV, es würden zwar „alle Möglichkeiten in Betracht“ gezogen, derzeit deuteten aber „alle Hinweise auf die PKK hin“. Die Bauteile der Bombe in Kayseri ähnelten denen der Sprengsätze in Istanbul vor einer Woche, sagte Kurtulmus: „Das sind keine Dinge, die man im Einkaufszentrum kauft, (…) es gibt da logistische Unterstützung.“

Bei einem Doppelanschlag auf Polizisten nach einem Spiel des Fußballvereins Besiktas Istanbul waren am Samstag vergangener Woche 44 Menschen getötet worden. Zu dieser Tat bekannten sich die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), eine radikale Splittergruppe der PKK.

Erdogan: „Werden entschieden gegen diese Terrororganisationen kämpfen“

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan erklärte, die „Terrorakte“ in der Türkei zielten auf „all unsere 79 Millionen Bürger mit unseren Soldaten und Polizisten“ ab. Das Land werde von verschiedenen Terrorgruppen angegriffen, besonders aber von der PKK. „Wir werden entschieden gegen diese Terrororganisationen kämpfen im Geiste der nationalen Mobilisierung“, kündigte der Präsident an. Die Bundesregierung verurteilte den „hinterhältigen Anschlag“.

Wütender Mob verwüstet Büros der prokurdischen HDP

Nach dem Bombenanschlag stürmten wütende Demonstranten in Kayseri am Samstag das Büro der prokurdischen HDP, warfen Unterlagen und Büromöbel auf die Straße und entfernten das HDP-Schild am Eingang. Anschließend bestieg die Gruppe das Dach des Gebäudes, entzündete ein Feuer und hisste die Flagge der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP).

Wie die HDP am Sonntag mitteilte, wurden bis in die Nacht hinein landesweit insgesamt 20 Büros angegriffen. Viele davon wurden demnach verwüstet, komplett zerstört oder angezündet, auf ein Gebäude wurden Schüsse abgegeben. Betroffen waren unter anderem Büros in Ankara, Istanbul, Darica, Erzincan im Osten und Canakkale im Westen des Landes. Am Sonntag nahm die Polizei laut der Nachrichtenagentur Dogan neun Menschen wegen mutmaßlicher Beteiligung an den Angriffen auf die HDP-Büros fest.

Die türkische Regierung wirft der linksliberalen HDP Unterstützung der PKK vor. Als Reaktion auf den Anschlag in Istanbul hatte die türkische Polizei bei landesweiten Razzien hunderte Menschen wegen mutmaßlicher Kontakte zur PKK festgenommen, darunter auch mehr als 200 HDP-Politiker.

Die HDP hat nach eigenen Angaben keine Verbindungen zur PKK und distanziert sich von ihren Angriffen. Sie wirft den türkischen Behörden immer wieder vor, die Augen vor der Gewalt zu verschließen, die sich gegen die Kurdenpartei richtet. Ihr Sprecher Ayhan Bilgen erklärte, so würden die „Bedingungen für einen Konflikt“ geschürt.

(afp/rf)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion