MQ-25 Stingrays: Neue Begleit-Kampfdrohnen von Boeing

Über 1.000 unbemannte Begleitdrohnen will die U.S. Air Force bis zum Ende des Jahrzehntes verfügen. Dabei soll sich die von Boeing entwickelte MQ-25 Stingray offenbar nicht nur aufs Betanken und Überwachen beschränken.
Titelbild
Eine Boeing MQ-25 T1 Stingray.Foto: U.S. Navy / Boeing, public domain
Von 8. Juni 2023

Boeing, weltweit größter Hersteller von Verkehrsflugzeugen, arbeitet mit großem Einsatz an der Herstellung militärischer Fluggeräte. Demnach plane die Entwicklungsabteilung des US-Unternehmens ein neues Drohnensystem, das in der Lage sei, mit bemannten Flugzeugen zu interagieren und deren Fähigkeiten zu erweitern. Das geht aus einem Bericht des „Handelsblattes“ hervor.

Die MQ-28 Ghost Bat oder sogenannte Geisterfledermaus soll künftig als schwer aufzuspürendes Begleitflugzeug Piloten von Jagdflugzeugen unterstützen. Wer dieses jedoch teste und wo es zum Einsatz kommen soll, habe Krystle Carr, Boeings Direktorin für autonome kollaborative Plattformen, nicht durchsickern lassen.

Kleine militärische Drohnen werden bereits im Russland-Ukraine-Krieg im großen Ausmaß eingesetzt. Würden große Militärdrohnen zum Einsatz kommen, dann wäre dies eine ganz andere Hausnummer. Es käme eher einer Science-Fiction-Kriegsführung gleich. Laut dem „Handelsblatt“ könnten Kampfdrohnen wie die Ghost Bat die militärische Luftfahrt massiv verändern.

Testdrohne aus Australien

Doch woher stammt das graue Fluggerät? Die MQ-28 Ghost Bat, die Boeing mit der Royal Australian Air Force in Australien entwickelte, ist im Februar in Melbourne vorgestellt worden. Am 25. Mai hat Boeing sie dann plötzlich überraschend mit der US-MQ-25 Stingray zusammen in den sozialen Medien veröffentlicht.

Dies deutete erstmals darauf hin, dass die australische Kampfdrohne auf US-amerikanischem Boden angekommen ist. Die Boeing MQ-25 Stingray wiederum ist eine in der Entwicklung befindliche unbemannte Tarnkappendrohne der U.S. Navy.

In dem betreffenden Twitter-Beitrag heißt es wie folgt: „Unser autonomes Duo trifft sich endlich. Der in Australien entwickelte MQ-28 Ghost Bat bietet eine jagdflugzeugähnliche Leistung zur Erweiterung von Lufteinsätzen. Die MQ-25 Stingray betankt Jäger, um die Mission am Laufen zu halten. Das ist unübertroffene unbemannte Luftwaffe.“

Neue MQ-25 Stingray zum Betanken, Überwachen und Töten?

Wie aus einem Bericht des Mediums „The Drive“ hervorgeht, hat das Pentagon schon im letzten Jahr bestätigt, mindestens eine australische MQ-28 erworben zu haben. Diese soll zur Unterstützung der Bemühungen der US-Luftwaffe um fortschrittliche unbemannte Flugzeuge und autonomes Verhalten eingesetzt werden. Anfang dieses Jahres wurde dann bekannt, dass Boeing überlegt, eine trägerfähige Variante der Ghost Bat zu entwickeln.

Boeing arbeitet bereits seit Jahren an der Erstellung der ersten serienreifen Prototypen der Stingray für die Marine. Im April dieses Jahres gab es Verzögerungen beim Bau der Drohnen. Dadurch verschob sich der Zeitplan der Marine auf das Jahr 2026, erst dann könne die Drohne mit dem Namen MQ-25 Stingray das erste Mal eingesetzt werden.

Die Stingray-Drohnen sollen in erster Linie die Trägerflugzeuge der Marine bei der Luftbetankung unterstützen. Sie könnten aber auch in einer sekundären Nachrichten-, Überwachungs- und Aufklärungsrolle eingesetzt werden, so „The Drive“.

Ohne dass es Boeing explizit erwähnte, gibt eine Stellenausschreibung des Unternehmens einen weiteren Hinweis. Da Boeing seit einigen Tagen einen „Senior Weapons Technical Integrator“ für eine Erweiterung der MQ-25 suche, liege es nahe, dass die Drohne bewaffnet werden soll. Demnach soll sich der gesuchte Ingenieur mit der Integration von Waffen und der „Kill Chain“ auskennen. Mit Kill Chain wird die Angriffskette von der Zielidentifizierung bis zur Zerstörung bezeichnet.

US-Air Force plant 1.000 Begleitdrohnen bis Ende des Jahrzehntes

Für weitere Rückfragen des „Handelsblattes“ verwies das US-Unternehmen schließlich auf die U.S. Air Force. Diese will nach eigenen Angaben bis Ende des Jahrzehnts über mindestens 1.000 „Collaborative Combat Aircrafts“ verfügen, die mit der nächsten Generation bemannter Kampfflugzeuge zusammenwirken sollen.

Solche großen Systeme würden weitaus größere Investitionen erfordern als die bisherigen, teilte Florian Holzapfel, Forscher an der Technischen Universität München zu Flugsystemdynamik, gegenüber dem „Handelsblatt“ mit. Dabei handele es sich um originäre Rüstungsgüter.

Zudem weist Holzapfel darauf hin: „Es gibt unterschiedliche Zulassungsanforderungen bezüglich Sicherheit und Ausfallwahrscheinlichkeiten, aber viele Aufgabenstellungen sind sehr ähnlich.“

„Manned-unmanned Teaming“ nur mit KI denkbar

Der Einsatz der Begleitdrohnen biete im Krieg natürlich viele Vorteile. Zum einen würde sich bei einem Abschuss der Fluggeräte kein Mensch darin befinden. Zudem bräuchten die Streitkräfte für einfache Manöver wie Betankungsflüge keine hoch ausgebildeten Piloten mehr einzusetzen.

Trotzdem bestehe eine der großen Herausforderungen laut dem „Handelsblatt“ in dem sogenannten „manned-unmanned Teaming“. Damit wird das Zusammenspiel zwischen bemannten und unbemannten Systemen bezeichnet, insbesondere in militärischen Operationen.

Da ein Pilot im Krieg normalerweise seine gesamte Konzentration benötige, um ein Jagdflugzeug zu beherrschen, sei nur mithilfe Künstlicher Intelligenz denkbar, dass ein Pilot weitere Flugsysteme steuern könne. Das ruft neue Gefahren hervor.



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