„Neuer Twitter-Chef muss Schmerzen mögen“: Musk will Posten abgeben

„Ich werde als CEO zurücktreten, sobald ich jemanden finde, der dumm genug ist, den Job zu übernehmen! Danach werde ich nur noch die Software- und Server-Teams leiten“, sagte Musk auf Twitter.

I will resign as CEO as soon as I find someone foolish enough to take the job! After that, I will just run the software & servers teams.

— Elon Musk (@elonmusk) December 21, 2022

Der neue CEO „muss Schmerzen sehr mögen“

Bevor die Umfrage geschlossen wurde, twitterte Musk mehrere Beiträge über seinen möglichen Rückzug von der Spitze des Unternehmens.

Musk antwortete einem Nutzer, der ihm vorschlug, einen neuen CEO einzustellen, mit den Worten: „Die Frage ist nicht, einen CEO zu finden, sondern einen CEO, der Twitter am Leben erhalten kann.“

Auf das Angebot des Podcast-Moderators Lex Fridman den Job zu übernehmen, sagte Musk, dass jeder neue Twitter-CEO „große Schmerzen mögen muss. Die Sache hat nur einen Haken: Sie müssen Ihre Ersparnisse in Twitter investieren, und das Unternehmen befindet sich seit Mai auf der Überholspur in Richtung Konkurs. Willst du den Job immer noch?“

Letzten Monat erklärte Musk vor einem Gericht in Delaware, dass er seine Zeit bei Twitter verkürzen und schließlich einen anderen Chef finden werde.

Nutzer stellen Umfrage-Ergebnis infrage

Nicht wenige Twitter-Nutzer hegen Zweifel an dem Ergebnis. Auf die Frage eines Nutzers, ob das Ergebnis der Umfrage durch gefälschte Konten oder Bots auf der Plattform beeinflusst worden sein könnte, antwortete Musk: „Interessant.“

In dem Post hat er die Ergebnisse von zwei Umfragen gegenübergestellt, nämlich eine frühere, inwieweit das Konto von Ex-Präsident Donald Trump wiederhergestellt werden sollte, zur Umfrage, ob Musk als Twitter-Chef zurücktreten soll. Die Ergebnisse seien interessant, wenn man die Anzahl der Stimmen mit der Anzahl der Likes auf den Tweets vergleicht, schrieb der Nutzer in seinem Tweet.

Auffällig an beiden Umfragen ist, dass jeweils angeblich rund fünf Millionen Nutzer teilgenommen haben, aber nur 350.000 Nutzer einen möglichen Rücktritt von Musk geliket haben. Das Freischalten des Kontos von Trump hatten 850.000 geliket.

Very interesting when you compared the number of votes versus the number of likes on the tweets.

Did bots brigade the Elon poll yesterday? @elonmusk https://t.co/kLnm540itw

— Wall Street Silver (@WallStreetSilv) December 19, 2022

Auf einen anderen Tweet eines Nutzers, der vorschlug, dass „nur Blue-Abonnenten [Premiumbereich] bei politischen Umfragen abstimmen dürfen“, antwortete Musk: „Guter Punkt. Twitter wird diese Änderung vornehmen.“

Ergebnis nicht repräsentativ

Das Abstimmungsergebnis ist nicht repräsentativ. Allein Elon Musk hat auf der Plattform mehr als 122 Millionen Follower. Im Vergleich dazu sind 17,5 Millionen „Votes“ nicht besonders viel. Die Umfrage stand zwar prinzipiell allen Mitgliedern der Plattform offen, jedoch nur für zwölf Stunden. Musk hatte aber zuvor versichert, sich an das Ergebnis des Votums zu halten.

Es spricht viel dafür, dass Musk sich schon vor der Umfrage dazu entschieden hätte, sich aus dem Tagesgeschäft bei Twitter zurückzuziehen. Der Multimilliardär ist nämlich bekannt dafür, dass er Umfragen startet, wenn er bereits Entscheidungen angebahnt hat.

Am bekanntesten dürfte in der Vergangenheit die Frage von Musk auf Twitter gewesen sein, ob er zehn Prozent seiner Anteile an Tesla verkaufen sollte. Das brachte ihm unter anderem Ärger mit Tesla-Investoren ein. Unterlagen, die später veröffentlicht wurden, zeigten nämlich, dass Musk längst einen Plan zum Verkauf der Aktien ausgehandelt hatte.

Abstimmungsergebnis bringt Tesla-Aktie Plus ein

An der Börse kam das aktuelle Abstimmungsergebnis zum möglichen Rücktritt als „Head of Twitter“ unter Tesla-Investoren gut an. Der Aktienkurs des Elektroautoherstellers legte vorbörslich um vier Prozent zu.

Zuvor hatten Großinvestoren wie Ross Gerber, CEO von Gerber Kawasaki Wealth & Investment Management, Befürchtungen geäußert, Musk lasse sich durch seine Aktivitäten bei Twitter zu sehr ablenken und fülle seine Position als Tesla-Chef nicht angemessen aus. Die Tesla-Aktie hatte seit dem Frühjahr rund die Hälfte ihrer Bewertung von mehr als 1 Billion Dollar verloren.

Elon Musk hatte den Kurznachrichtendienst im Oktober für 44 Milliarden US-Dollar übernommen. Nach Ansicht von Experten lag der Preis viel zu hoch, weil Twitter bislang kaum Gewinne geschrieben hat und bei der Reichweite hinter anderen sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder TikTok hinterherhinkt.

Umstrittene Aktionen

Um Kosten zu sparen, entließ Musk direkt nach seinem Antritt rund die Hälfte der Belegschaft. Außerdem kündigten einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Unternehmen freiwillig, weil sie Musks Kurs nicht mittragen wollten. Zu einer seiner ersten Maßnahmen als Twitter-Chef gehörte, das gesperrte Konto von Ex-US-Präsident Donald Trump wieder freizuschalten, das nach dem Sturm von Trump-Unterstützern auf das Kapitol in Washington im Januar 2021 gesperrt worden war.

Auf der anderen Seite sperrte Musk kürzlich selbst das Konto @ElonJet, um öffentlich zugängliche Informationen über die Position seines Privatjets auf der Plattform zu unterdrücken. Zudem ließ Musk in einem Aufwasch die Konten von etlichen Journalisten sperren, die über die Kontroverse berichtet hatten. Nach einem Sturm der Entrüstung ließ Musk aber die Journalisten-Accounts wieder freischalten.

Twitter-Files

Seit seinem Amtsantritt Ende Oktober hat Musk eine Reihe von unabhängigen Journalisten dazu berechtigt, auf interne Twitter-Files zuzugreifen und sie zu veröffentlichen. Die internen Informationen legen nahe, dass Twitter in der Vergangenheit eng mit US-Regierungsbehörden zusammenarbeitete, um Material – insbesondere von konservativen Konten – zu zensieren.

Musk gewährte mehreren Personen, darunter dem Investigativreporter Matt Taibbi, der Journalistin Bari Weiss, dem Autor Michael Shellenberger und dem Journalisten Lee Fang Zugang zu einer Reihe von Dokumenten.

Daraufhin erschien eine Serie von Berichten auf Twitter, die den Zensurapparat von Twitter, die Unterdrückung der Hunter-Biden-Laptop-Story der „New York Post“ sowie das Sperren des Kontos des ehemaligen Präsidenten Donald Trump enthüllten. Gleichzeitig entlarven die Berichte, wie Twitter-Führungskräfte mit dem FBI und den Geheimdiensten bei der Zensur von Nutzern zusammenarbeiteten und wie die Plattform dem US-Militär bei seinen operativen Geschäften half.

(Mit Material von The Epoch Times und Nachrichtenagenturen)