An Prager Universität: 14 Todesopfer bei Schusswaffenangriff

Bei dem schlimmsten  Schusswaffenangriff in Tschechien seit Jahrzehnten hat ein 24-Jähriger an der Prager Karls-Universität 14 Menschen getötet und zahlreiche weitere Menschen verletzt.
Titelbild
Studenten der Karlsuniversität während der Evakuierung am 21. December 2023.Foto: Gabriel Kuchta/Getty Images
Epoch Times21. Dezember 2023

„Mehr als 15 Menschen haben ihr Leben verloren und mindestens 24 wurden verletzt“, sagte Polizeichef Martin Vondrasek am Donnerstagabend vor Journalisten. Die Zahl wurde später auf 14 korrigiert.

Der Täter wurde tot aufgefunden, teilte die Polizei über X/Twitter mit. Es gebe keine Hinweise auf einen Zusammenhang zum internationalen Terrorismus, teilte Innenminister Vit Rakusan am Donnerstag mit. Der Polizei zufolge wurde der Mann bereits vor den Schüssen in Prag gesucht, da sein Vater tot aufgefunden worden war.

Es sei eine große Anzahl von „Ambulanzeinheiten“ zum Tatort, der Philosophischen Fakultät der Prager Karls-Universität, geschickt worden, erklärte der Prager Rettungsdienst bei X. Unter den Verletzten seien auch schwere Fälle. International rief die Tat Bestürzung hervor.

Mehrere Menschen versteckten sich auf einem Mauervorsprung. Foto: @BNONews/X

Behörden suchten schon vor dem Angriff nach dem Täter

Nach Angaben von Polizeichef Vondrasek begannen die Beamten schon vor dem Schusswaffenangriff mit der Suche nach dem 24-Jährigen, nachdem der Vater des Mannes tot im Ort Hostoun westlich von Prag aufgefunden wurde.

Der Schütze habe sich auf den Weg in die tschechische Hauptstadt gemacht und gesagt, er wolle sich selbst töten, fuhr Vondrasek fort. Die Beamten hatten zuvor vermutet, dass der Schütze seinen Vater getötet habe.

Die Polizei durchsuchte das Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät, wo der Schütze zu einer Vorlesung erwartet wurde. Er ging jedoch in ein anderes Gebäude der Fakultät in der Nähe und wurde nicht rechtzeitig gefunden. Gegen 15 Uhr habe es erste Informationen über Schüsse gegeben, die schnelle Eingreiftruppe sei innerhalb von zwölf Minuten vor Ort gewesen.

Kurz darauf habe es Informationen über den regungslosen Körper des Schützen gegeben. Unbestätigten Informationen zufolge habe er sich selbst getötet. Polizeichef Vondrasek sagte mit Verweis auf eine Untersuchung in Onlinenetzwerken, der Täter habe sich von einem „ähnlichen Fall“ in diesem Herbst in Russland inspirieren lassen. Nähere Angaben dazu machte der Beamte nicht. Derzeit gebe es keine Anhaltspunkte für eine weiter drohende Gefahr.

Die Identifizierung der Toten stand am Donnerstagabend nach Angaben von Vondrasek noch aus, da Pyrotechniker in dem Gebäude arbeiteten. Seinen Angaben zufolge wurden bei dem Einsatz keine Beamten verletzt.

Die Polizei evakuierte das Gebäude und nutzte eine Konzerthalle auf der anderen Straßenseite als temporären Zufluchtsort für die Evakuierten.

Schüsse im vierten Stock

Nach Angaben eines Fakultätsmitarbeiters wurden im vierten Stock des Gebäudes Schüsse abgefeuert, anschließend wurden Menschen der Schule in das gegenüberliegende Rudolfinum-Gebäude evakuiert.

 

Der Direktor der Rudolfinum-Galerie, Petr Nedoma, erklärte im Tschechischen Fernsehen (ČT), dass 100 bis 200 Menschen in das Rudolfinum evakuiert wurden.

Nach 17:15 Uhr gab die Polizei bekannt, dass sie bereits das gesamte Fakultätsgebäude evakuiert habe. Das meldet die tschechische Epoch Times.

Polizei im Einsatz: Während und nach der Schießerei an der Prager Karlsuniversität am 21. Dezember 2023. Foto: MICHAL CIZEK/AFP via Getty Images

Der Präsident ist „schockiert“

Der tschechische Präsident Petr Pavel zeigte sich „schockiert“ über den Angriff. Er sprach den Angehörigen der Opfer bei X sein „tiefes Bedauern und aufrichtiges Beileid“ aus.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte schnell auf die Nachrichten. „Ich bin schockiert über die sinnlose Gewalt, die heute mehrere Menschenleben in Prag gefordert hat“, erklärte sie bei X und drückte ihr Beileid aus.

Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte auf X, die „schrecklichen Nachrichten aus Prag“ hätten ihn „tief bestürzt“.

„Der Anschlag mitten in Prag trifft Europa im Herzen. Wir sind in Trauer“, erklärte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im vormals Twitter genannten Onlinedienst X. „Die Nachrichten von der furchtbaren Tat mit mehreren Toten an der Universität Prag erschüttern uns zutiefst“, gab Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an. Sie habe ihrem Kollegen Rakusan ihr Mitgefühl ausgedrückt und Unterstützung angeboten.

Das Weiße Haus verurteilte die „sinnlose“ Gewalt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die Ministerpräsidentin Elisabeth Borne äußerten ihre „Erschütterung“ und „Solidarität“. Borne erklärte, mit Pavel über den Angriff gesprochen zu haben – der tschechische Präsident beendete am Donnerstag einen Besuch in Frankreich.

Rettungsdienste auf dem Weg zum Tatort. Prag, 21.12.2023. Foto: MICHAL CIZEK/AFP via Getty Images

Der Privatsender Nova TV berichtete von einer Explosion und einem Schützen auf dem Dach des Gebäudes im historischen Zentrum von Prag. Innenminister Rakusan sagte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, dass es keine Bestätigung für einen weiteren Schützen gebe. Er rief die Bevölkerung auf, den Anweisungen der Polizei Folge zu leisten. Die Beamten sperrten das Gebiet ab und forderte die Anwohner auf, zu Hause zu bleiben.

Studenten verließen Unigebäude mit erhobenen Armen

Die Polizei rief die Menschen auf, die Gegend weiträumig zu meiden. Anwohner sollten nicht aus dem Haus gehen. Auf Fotos ist zu sehen, wie Studenten das Universitätsgebäude mit erhobenen Armen verlassen. Studenten und Mitarbeiter der Universität teilten in den sozialen Medien mit, dass sie sich in Hörsälen und Büros verbarrikadiert hätten.

Die Karls-Universität wurde 1348 gegründet und zählt damit zu den ältesten europäischen Universitäten. Sie hat rund 49.500 Studentinnen und Studenten. Davon studieren rund 8000 an der Philosophischen Fakultät Fächer wie Germanistik, Slawistik, Geschichtswissenschaft. (dpa/afp)



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