Polizeieinsatz in Gang-Hochburg in Haiti – USA evakuieren gestrandete US-Bürger

Gefechte mit Kriminellen, Straßenblockaden, Plünderungen: In Haiti geht die Polizei gegen die Gangs vor. Sie wollen das Land wieder unter Kontrolle bringen. Die USA kündigten unterdessen an, gestrandete US-Bürger auszufliegen.
Titelbild
Gangs kontrollieren weite Teile von Haiti und 80 Prozent der Hauptstadt.Foto: CLARENS SIFFROY/AFP via Getty Images
Epoch Times17. März 2024

Die Polizei in Haiti hat bei einem Einsatz in der Hochburg des berüchtigten Bandenchefs „Barbecue“ in der Hauptstadt Port-au-Prince mehrere Gangmitglieder getötet.

Die Polizeieinheiten hätten sich am Freitagabend Gefechte mit „Kriminellen“ in dem Viertel Bas Delmas geliefert, sagte der Vertreter der nationalen Polizeigewerkschaft am Samstag. Bei dem Einsatz seien mehrere Waffen sichergestellt und Straßenblockaden geräumt worden. Die USA kündigten unterdessen an, gestrandete US-Bürger aus Haiti auszufliegen.

Container im Hafen geplündert

Aus der Hafenverwaltung Haitis verlautete am Samstag, die Polizei versuche auch das wichtigste Hafenterminal von Port-au-Prince wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, nachdem Gang-Mitglieder dort mehrere Container geplündert hätten. Die Betreibergesellschaft des Hafens hatte wegen der Bandengewalt Anfang des Monats den Betrieb eingestellt.

Haiti leidet unter einer massiven Welle von Bandengewalt, die humanitäre Lage in dem Karibikstaat verschlechterte sich in den vergangenen Wochen zusehends. Kriminelle Gangs kontrollieren inzwischen weite Teile des Landes und rund 80 Prozent der Hauptstadt. Ihnen werden zahlreiche Verbrechen wie Mord, Vergewaltigung und Lösegelderpressung vorgeworfen.

Tankred Stöbe von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sagte auf „Spiegel Online“, durch die grassierende Bandengewalt gebe es immer mehr Schussverletzungen und Vergewaltigungen. Da es in Haiti kein Ambulanzfahrzeug-System gebe, müssten die Patienten auf eigene Faust den Weg zu einem Krankenhaus zurücklegen.

„Das heißt, viele Patientinnen und Patienten erreichen uns nicht mehr oder zu spät, weil sie es einfach nicht schaffen, durch diese vollkommen versperrte und durch Gewalt verbarrikadierte Stadt zu kommen“, schilderte Stöbe.

Ein Übergangsrat soll gebildet werden

Die Lage im Land hatte sich Ende Februar während einer Auslandsreise von Regierungschef Ariel Henry verschärft. Bewaffnete Bandenmitglieder griffen Polizeistationen an und befreiten tausende Häftlinge aus Gefängnissen.

Sie forderten den Rücktritt des seit 2021 regierenden Henry, der eigentlich Anfang Februar aus dem Amt des Ministerpräsidenten hätte scheiden sollen. Vor wenigen Tagen verkündete Henry schließlich seinen Rücktritt. Nun soll ein Übergangsrat gebildet werden.

Aufgrund der Gewalt hatte die EU vor einer Woche ihr gesamtes diplomatisches Personal aus Port-au-Prince abgezogen, auch der deutsche Botschafter verließ das Land. Die Vereinten Nationen kündigten ebenfalls den Abzug zahlreicher Mitarbeiter aus Haiti an.

Die USA, die ebenfalls einen Teil ihrer Botschaftsmitarbeiter aus Haiti abgezogen hatten, wollen nun ihre verblieben Staatsbürger in Haiti mit einem Evakuierungsflug außer Landes bringen. Das Flugzeug soll in der zweitgrößten Stadt Cap-Haitien starten, da der Flughafen in der Hauptstadt Port-au-Prince aufgrund der Unruhen weiter geschlossen ist, wie die US-Botschaft in Haiti mitteilte.

Ein Datum für den Flug stehe noch nicht fest. Zudem warnte die Botschaft davor, dass die 200 Kilometer lange Reise auf dem Landweg von Port-au-Prince nach Cap-Haitien „gefährlich“ sei. (afp)

 



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