Russischer Nahost-Experte: Trotz Erdogans bevorstehendem Besuch bleibt Russland vorsichtig

Bis zu einem Verhältnis auf Augenhöhe dauere es aber noch, sagt der Präsident des Moskauer Nahost-Instituts in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Erdogan wird am Dienstag nach Moskau reisen.
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Das Treffen zwischen Wladimir Putin und Recep Erdogan soll einen Neustart markieren.Foto: Sergey Guneyev/Archiv/dpa
Epoch Times8. August 2016
Das für Dienstag geplante Treffen von Kremlchef Wladimir Putin mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan markiert einen Neustart in den belasteten bilateralen Beziehungen, betont der russische Nahost-Experte Jewgeni Satanowski.

Bis zu einem Verhältnis auf Augenhöhe dauere es aber noch, sagt der Präsident des Moskauer Nahost-Instituts in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Vertraut die russische Führung dem türkischen Präsidenten?

Antwort: Nein. Oder jedenfalls nur so viel oder wenig wie den USA. Vertrauen die Deutschen Erdogan? Oder Obama? Darum geht es nicht. Verhandlungen führt man nicht nur mit Partnern, denen man vertraut.

Frage: Nach Beilegung des Streits bekommt die Türkei von Russland vermutlich die Gasleitung Turkish Stream und das Atomkraftwerk Akkuyu sowie Millionen Touristen. Was bekommt Russland von der Türkei?

Antwort: Langsam, langsam. Eins nach dem anderen. Was die Türkei von Russland bekommt, wird man erst noch sehen. Die Touristen werden jedenfalls nicht in den Mengen wie früher in die Türkei fahren. Und was Moskau von Ankara bekommt? Soviel wie möglich. Die Türkei braucht Russland derzeit mehr als umgekehrt.

Frage: Wird die Türkei in Zukunft mehr mit Russland zusammenarbeiten und dafür weniger mit der Europäischen Union und der Nato?

Antwort: Die Türkei arbeitet nur mit einem Land wirklich zusammen: mit sich selbst. Ihre Zusammenarbeit mit der EU, besonders mit Deutschland, besteht darin, dass sie Hunderttausende Flüchtlinge dorthin lässt. Eine solche Zusammenarbeit braucht Russland nicht.

ZUR PERSON: Jewgeni Satanowski (57) leitet seit 1993 das von ihm mitbegründete Nahost-Institut in Moskau. Der Experte mit einem Doktortitel in Wirtschaft lehrt auch an der Staatlichen Moskauer Hochschule für Internationale Beziehungen (MGIMO). In der Sowjetzeit arbeitete Satanowski in einem Stahlwerk. Sich selbst bezeichnet der verheiratete Vater zweier Kinder in Interviews als russischen Juden.

(dpa)

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