Russischer Patriarch Kirill soll in der Schweiz für den KGB spioniert haben

Unter dem Decknamen „Michailow“ soll Russlands Kirchenoberhaupt Kirill I. in den 70er Jahren für den sowjetischen Geheimdienst KGB gearbeitet haben. Die russisch-orthodoxe Kirche schweigt zu dem Vorwurf.
Patriarch Kirill.
Patriarch Kirill.Foto: KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP/Getty Images
Epoch Times8. Februar 2023

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill hat Schweizer Medienberichten zufolge in Genf für den früheren sowjetischen Auslandsgeheimdienst KGB gearbeitet. Die Tätigkeit sei während eines Aufenthalts in der Schweiz in den 1970er Jahren festgestellt worden, berichteten die Zeitungen „Matin Dimanche“ und „Sonntagszeitung“ unter Berufung auf das Schweizer Bundesarchiv. Demnach bestätigt die damals von der Bundespolizei erstellte und inzwischen freigegebene Akte über Kirill, dass er „dem KGB angehört“ habe.

Anfang der 1970er Jahre lebte der heutige Patriarch demnach unter dem Decknamen „Michailow“ in Genf. Dort vertrat er das Moskauer Patriarchat offiziell beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Kirills Aufgabe soll unter anderem darin bestanden haben, den vom KGB infiltrierten Rat zu beeinflussen.

„Er stellte viele Fragen“

Ziel der sowjetischen Führung war es laut den Medienberichten damals, die Genfer Institution dazu zu bewegen, ihre Kritik an der mangelnden Religionsfreiheit in der UdSSR zu mäßigen. Stattdessen sollten die USA und ihre Verbündeten angeprangert werden.

„Uns wurde gesagt: Hüten Sie sich vor diesen Priestern, denn sie sind Agenten des KGB“, zitierten die Zeitungen einen Zeitzeugen. „Bei Gesprächen mit Kirill hatte ich immer das Gefühl, dass er nach Informationen sucht. Er war sehr freundlich, aber er stellte viele Fragen über das Exil und den Klerus.“

Im Zeitraum von Juli 1969 und Februar 1989 lassen sich insgesamt 37 Einträge in Kirills Akte bei der Schweizer Bundespolizei finden. Bei den meisten ging es lediglich um Visaanträge und Einreisen in die Schweiz. Zweimal wurde jedoch angemerkt, dass der Priester in einem Verzeichnis von sowjetischen Funktionären stehe, „gegen die Massnahmen [sic] ergriffen wurden“. Welche es waren, sei unklar.

Russisch-orthodoxe Kirche schweigt

Laut den beiden Zeitungen lehnte die russisch-orthodoxe Kirche bislang jeden Kommentar zu Kirills mutmaßlicher Spionagetätigkeit in Genf ab. Der ÖRK teilte demnach seinerseits mit, dass er „keine Informationen“ zu diesem Thema habe.

Kirills Neffe und Amtsnachfolger in Genf, Michail Gundjajew, bestritt gegenüber „Le Matin Dimanche“ indes eine Agententätigkeit seines Onkels. Kirill soll zwar „unter strenger Kontrolle des KGB“ gestanden haben, er sei aber „nie ein Agent gewesen“. Die „Aufrichtigkeit seines Engagements in der ökumenischen Arbeit mit anderen Kirchen“ sei vom Druck des sowjetischen Geheimdienstes „nicht beeinträchtigt“ gewesen, sagte Gundjajew dem Blatt.

Auch nach seiner Rückkehr nach Moskau soll Kirill ein häufig gesehener Gast in der Schweiz sein. Er lässt sich dort offenbar regelmäßig ärztlich behandeln. Der regierungskritischen russischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ zufolge besitze das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche noch ein Schweizer Landhaus in den Bergen.

Reich durch Tabak- und Alkoholhandel?

Kirills Aufstieg in der russisch-orthodoxen Kirche war „rasant“. Er war erst Anfang 20, als er die russisch-orthodoxe Kirche im Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf vertrat. Mit 30 Jahren wurde er Bischof, obwohl das Mindestalter dafür bei 35 Jahren lag. In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren war eine schnelle Karriere ohne die aktive Unterstützung des KGB unmöglich, schrieb das ukrainische Nachrichtenportal „LIGA.net“.

Ukrainische Medien gaben dem Geistlichen den Spitznamen „Tabakmetropolit“, da er in den 1990er Jahren ein Vermögen mit dem Import von Tabak- und Alkoholprodukten gemacht haben soll. Heute sei Kirill ein „sehr reicher Mann“ mit zahlreichen Anwesen in Russland. Sein persönliches Vermögen wird auf rund vier Milliarden US-Dollar geschätzt. (dl/afp)



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