Sieg über Nazi-Deutschland: Warum Russland am 9. Mai feiert

Selten stand der "Tag des Sieges", der in Russland gefeiert wird, so sehr im Blickpunkt wie jetzt während des Ukraine-Kriegs. Doch warum wird erst am 9. Mai gefeiert?
Am 9. Mai wird in Russland - wie hier auf dem Roten Platz in Moskau - der Sieg über Hitlerdeutschland gefeiert.
Am 9. Mai wird in Russland - wie hier auf dem Roten Platz in Moskau - der Sieg über Hitlerdeutschland gefeiert.Foto: Bai Xueqi/XinHua/dpa
Epoch Times8. Mai 2022

Am Montag begeht Russland seinen wichtigsten Feiertag, den „Tag des Sieges“, traditionell mit einer großen Militärparade am 9. Mai. Dabei hatte die deutsche Wehrmacht bereits vorher die bedingungslose Kapitulation erklärt.

Das erste Dokument wurde am 7. Mai im Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte in Reims unterzeichnet. Die Kapitulation und damit das Ende der Kampfhandlungen sollten am 8. Mai um 23.01 Uhr Mitteleuropäischer Zeit in Kraft treten. In Moskau weiter östlich war da aufgrund der Zeitverschiebung schon der 9. Mai angebrochen.

Stalin bestand zudem auf einer Ratifizierung des Dokuments, die bildwirksam auch im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin Karlshorst vom Oberkommandierenden der Wehrmacht, Wilhelm Keitel, am 9. Mai kurz nach Mitternacht unterzeichnet wurde. In Moskau wird daher dieses Datum als Tag des Sieges gefeiert.

Der Zweite Weltkrieg heißt in Russland anders

Die Siegesfeiern am 9. Mai berücksichtigen dabei nicht den Kriegseintritt der Sowjetunion gegen Japan auf Drängen der USA im August 1945. Der Krieg in Asien endete am 2. September mit der Kapitulation Japans.

Die Russen begehen generell nicht das Ende des Zweiten Weltkriegs, sondern das Ende des Großen Vaterländischen Kriegs. Damit wird in Moskau die Kriegsphase nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 bezeichnet. Die Ereignisse der zwei Jahre zuvor – der deutsche Überfall auf Polen und die gemäß dem Hitler-Stalin-Pakt erfolgte Aufteilung Osteuropas – werden hierbei weitgehend ausgeblendet. Großer Vaterländischer Krieg heißt der Krieg in Abgrenzung zum Vaterländischen Krieg 1812, als Russland die Truppen Napoleons von seinem Gebiet vertrieb.

Militärparaden auf dem Roten Platz haben eine lange Tradition. Zu sowjetischer Zeit fanden sie jedoch hauptsächlich am 1. Mai (bis 1968) und am 7. November, dem Tag der Oktoberrevolution, statt. Nur zu großen Jahrestagen des Weltkriegsendes, 1965, 1985 und 1990, gab es auch am 9. Mai Paraden. Die jährlichen Militärparaden an diesem Datum gibt es erst seit 1995. (dpa/red)



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