Stimmungstest für Merkel: Schickt das heimatliche Vorpommern sie wieder als Direktkandidatin?

Angela Merkel muss sich im heimatlichen Vorpommern einem sogenannten Stimmungstest unterziehen. Seit 1990 hat sie hier immer das Direktmandat als Kanzlerkandidatin geholt. Bei der Landtagswahl im September haben SPD und AfD die Christdemokraten bei der Stimmenvergabe allerdings auf Platz drei verwiesen. Schicken die Konservativen jetzt Merkel immer noch ins Rennen?
Titelbild
Schüler der "Praelat-Diehl" machen ein Selfie mit Kanzlerin Angela Merkel.Foto: BORIS ROESSLER/AFP/Getty Images
Epoch Times27. Januar 2017

Am Samstag stellt sich Bundeskanzlerin Angela Merkel einem ersten Stimmungstest an der vorpommerschen Basis. Im Wahlkreises Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I – soll die Kanzlerin als Kandidatin für die Bundestagswahl im Herbst 2017 nominiert werden. Seit 1990 hat sie hier immer das Direktmandat geholt. Bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2013 gewann sie den Wahlkreis mit 56,2 Prozent der Erststimmen.

Dieses Jahr könnte es unter Umständen etwas anders aussehen. Seit der Landtagswahl im September, bei die AfD nach der SPD das zweitbeste Ergebnis eingefahren hat, und damit die CDU auf Platz drei verwies, sind die Christdemokraten in Merkels politischer Heimat alarmiert.

Wie „Focus“ berichtet, schickte die AfD am vergangenen Wochenende ihren Landeschef Leif-Erik Holm ins Rennen um das Direktmandat. „Das Jahr 2017 ist nicht mehr das Merkel-Jahr 2013“, verkündete Holm vollmundig bei seiner Nominierung. Der AfD-Mann habe sich vorgenommen, am 24. September der Kanzlerin das Direktmandat im Wahlkreis 15 abzunehmen.

Vor Parallelgesellschaften gewarnt

Fraglich ist, ob die Christdemokraten ihre Chefin noch mit der gleichen Geschlossenheit nominieren werden, wie vor vier Jahren. Damals bekam sie 100 Prozent der Stimmen. „Wenn es jetzt 95 oder 98 Prozent werden, dann ist das ein sehr großer Vertrauensbeweis“, sagt CDU-Kreisvorsitzender Harry Glawe laut „Focus“.

Austritte wegen Merkels Euro- und Flüchtlingspolitik soll es kaum gegeben haben, so der Kreisvorsitzende. Er sieht die Reihen der CDU hinter Merkel nachwievor geschlossen, auch wenn es Kritik an Merkels Flüchtlingspolitik gegeben hat. „Der Ortsverband Grimmen hatte auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsbewegungen Ende 2015 in einem kritischen Brief an Merkel vor der Entstehung von Parallelgesellschaften gewarnt. In einem Gespräch vor Ort konnte Merkel diesen Konflikt befrieden“, schreibt „Focus“.

Und auch in Greifswald gab es Überläufer. Allein aus dem Ortsverband sitzen inzwischen drei ehemalige CDU-Mitglieder für die AfD im Landtag. Außerdem hat der Greifswalder Unionspolitiker Sascha Ott nach dem desaströsen Landtagswahlergebnis der CDU den landesweit ersten konservativen Kreis gegründet.

Keine Alternative zu Merkel

Der pensionierte Landrat von Nordvorpommern, Wolfhard Molkentin sieht auch 2017 keine Alternative zu Merkel und ihrem proeuropäischen Kurs. Molkentin hatte 1990 der damals 36-jährigen Vize-Regierungssprecherin der letzten DDR-Regierung den Weg in den Bundestag und damit in eine beispiellose politische Karriere geebnet.

„Ich hoffe, dass die Bürger zur Bundestagswahl dem populistischen Gerede der AfD nicht folgen“, sagt der 77-Jährige. Den Grund für den Schwenk der Wähler zur AfD sieht der frühere Kommunalpolitiker auch in der materiellen Unzufriedenheit und einem Verlust an Selbstwertgefühl nach der jahrelang hohen Arbeitslosigkeit in der ländlichen Region begründet.

„Wenn wir über viele Jahre nicht über 20 Prozent Arbeitslosigkeit gehabt hätten, wäre das Bild sicher heute ein anderes“, sagt Molkentin. Nach Angaben des Bundessozialministeriums verdienen die Menschen in Vorpommern-Rügen am zweitwenigsten in ganz Deutschland.

Trotz der Kritik der Parteirechten am Kurs der Bundes-CDU unter Merkel kann sich laut „Focus“ die Kanzlerin der Unterstützung der Konservativen aber sicher sein. Die Mehrheit der Konservativen stehe hinter ihr, so das Ergebnis einer Umfrage. (mcd)



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