Teneriffa: David gegen Goliath, Anwohner gegen Luxus-Makroprojekt

Die Kanaren stehen für immer schönes Wetter, naturbelassene Strände und bezahlbare Hotelpreise. Und da die Pandemie für die Inseln vorbei ist, geht das Tourismus-Geschäft munter weiter. Eine Notwendigkeit für alle, die davon leben. In Teneriffa ist das annähernd die ganze Insel.
Titelbild
Los Cristianos im Süden Teneriffas. Fotos: PabloMartín
Von 9. Januar 2023

Auf einen Einwohner kommen rund sechs Touristen, das bedeutet sechs Millionen pro Jahr. Vom Charme der Lavainseln wird jedoch in Zukunft nicht mehr viel übrig sein. Denn je mehr Besucher kommen, umso größer ist die Bedrohung für Meerestiere, Flora, Fauna und die Bevölkerung. Die Südküste Teneriffas ist fast komplett zubetoniert.

Und nun soll auch das letzte Fischerdorf, Puertito de Adeje, dem Tourismus weichen, fürchten viele Bewohner. Puertito ist mittlerweile Epizentrum eines exemplarischen Umweltkampfes.

Ein Umweltkrimi mit Baustopp-Verfügungen, einer Anklage wegen Aggression, einer halben Million Euro Strafe und einem Disziplinarverfahren wegen fehlender Umweltverträglichkeitsprüfung.

Einheimische Flora – von der Welt isoliert

Von der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife im Nordosten der Insel fährt man rund fünfzig Minuten über die Autobahn an die Südküste. Je länger man die Dörfer Güímar oder Arafo hinter sich lässt, desto karger wird die Landschaft.

Kaum Häuser, dafür Lavafelsen, Windräder und einheimische Gewächse wie Tabaibas, Kakteen, Agaven, die hier ohne Menschenhand überleben. Sie speichern Wasser und erscheinen Besuchern mitunter uninteressant, blühen im Frühling aber in den sattesten Blau-, Rot- und Gelb-Tönen.

Für Biologen, wie Carlo Morici, Direktor des Palmetum, sind die Pflanzen auf Teneriffa außergewöhnlich. „Wir haben hier eine endemische Flora, die absolut einzigartig ist. Es gibt zwar keine große Artenvielfalt, wir sind nicht in Amazonien, aber viele sehr unterschiedliche Umgebungen, Küsten mit Sukkulenten, Berge mit alpinen Wüsten und Nebelwälder. Und all diese Arten sind von der Welt isoliert. Für mich ist die einheimische Flora eine Pracht.“ Das Palmetum ist ein besonderes Projekt, ein Botanischer Garten, errichtet auf einem ehemaligen Müllberg der Hauptstadt. Ein Aushängeschild für Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Tourismusindustrie als wichtigster Einkommensfaktor

Sobald man jedoch den Süd-Flughafen erreicht und Richtung Arona weiterfährt, ist das Landschaftsbild ein anderes. Betonbauten, wohin das Auge blickt, ein Wohnkomplex reiht sich an den nächsten, dazwischen Supermärkte, Bars, Restaurants, Fitnessstudios, fast ausschließlich für Touristen oder zugezogene Ausländer.

Platz für die einheimische Flora und Architektur ist hier kaum noch. Die Südküste ist beinahe vollständig zugebaut. Offiziell wohnen rund 50 Prozent Kanaren dort. Die andere Hälfte sind Italiener, Deutsche, Engländer, Russen. Viele Tinerfeños sagen aber: Hier lebt kaum noch ein Kanare. Am Wasser sieht man unzählige Privatboote, Jetski- und Motorboot-Verleihe. Regelungen zum Schutz der Meeresbewohner gibt es nicht. Die massive Tourismusindustrie ist der wichtigste Einkommensfaktor der Insel, aber gleichzeitig das größte Problem und Ursache für die meisten Umweltprobleme.

11.Juni 2022, Santa Cruz de Tenerife. Foto: Pablo Martín

Nun, so fürchten Kritiker, soll auch der letzte natürliche Fischerort im Süden, Puertito de Adeje, dem Tourismus weichen. Die bunten Häuserwände des Dorfes sind von der Salzluft angefressen, Geld für Restaurierung gibt es nicht, man kämpft um das bloße Überleben, vor allem nach der Corona-Pandemie. Aber Puertito ist eine kleine Legende. Viele Inselbewohner verbinden Erinnerungen damit.

Seit letztem Jahr versprechen nun belgische Investoren Hilfe. Durch das luxuriöse Appartement-Makroprojekt „Cuna del Alma“ – „Wiege der Seele“, sollen Arbeitsplätze geschaffen werden. Laut Bebauungsplan entstehen oberhalb von Puertito, auf rund 437.000 Quadratmetern, über 400 Luxuswohnungen mit Privatkino, Privatswimmingpools und Restaurants.

Die Verträge wurden schon vor einem Vierteljahrhundert unterzeichnet, so der Stadtrat der Region Adeje Manuel Méndez Martín: „Ich bin mir dessen bewusst, dass wir anfangen müssen, über Alternativen zum Tourismus nachzudenken. Und ich bin der Erste, der an die Umwelt denkt. Aber der Eigentümer erwarb die Rechte für das Projekt vor 24 Jahren. Die Umweltsensibilität der Bevölkerung hier und auf der ganzen Welt war damals eine andere als heute.“

Im Mai 2021 starteten die Bauarbeiten, und bei der Eröffnung waren nicht nur die belgischen Investorenfamilien Vandermarliere und Van Biervliet, anwesend, sondern auch der Bürgermeister von Adeje, José Miguel Rodríguez Fraga, und die Vizepräsidentin des Cabildo, der Inselregierung, Berta Pérez. Für die Luxusbauten werde lediglich eine Lagerhalle abgerissen, so der Projekt-Verantwortliche Andrés Muñoz.

„Die Häuser im Dorf werden von uns nicht angetastet. Und viele Nachbarn sind begeistert. Warum? Weil die Regionalregierung ihre Probleme löst. Denn eigentlich leben sie auf einem Gebiet direkt an der Küste, in dem es laut Küstenschutz verboten ist, Wohnhäuser zu bauen. Der Bürgermeister hat die Häuser jetzt als Gewerbegebiet eingestuft.“

 

Puertito de Adeje. Foto: PabloMartín

Proteste: „Der Cabildo – die Inselregierung – ist untragbar“

Die Häuser können folglich nicht abgerissen werden, und die Tatsache, dass die nun offiziellen Geschäftshäuser privat genutzt werden, fällt nun nicht mehr unter die Zuständigkeit des Küstenschutzes. Nachhaltigkeit soll zudem beim Bau eine wichtige Rolle spielen, so der Projektleiter. Schließlich handle es sich nicht um Massen-, sondern um Qualitäts-Tourismus, für den wenige viel bezahlen sollen.

„Abgesehen davon, dass sich alles mit ‚Nachhaltigkeit‘ gut verkauft, glauben wir wirklich, dass unsere Kunden großen Wert auf Nachhaltigkeit legen. Das Projekt ist von Anfang bis Ende mit diesen Kriterien geplant. Natürlich dringt man in das Gebiet ein. Aber es soll zum Beispiel die geringste Belastung haben, wenige Menschen auf einem großen Gebiet. Also viel weniger Belastung in Bezug auf den Stromverbrauch, das Trinkwasser, das wiederaufbereitete Wasser, die Lebensmittel und die Ressourcen.“

Nur wenige Tage nach Baubeginn haben mehrere Bürgerbewegungen beschlossen, gegen das Luxusprojekt vorzugehen. Die Facebook-Plattform Salvar el Puertito de Adeje wurde gegründet, zu Demonstrationen aufgerufen. Am 11. Juni 2022 gingen rund achttausend Inselbewohner, so schätzen die Veranstalter, auf die Straße: „Wir verkaufen uns nicht an den Tourismus“, „der Cabildo – die Inselregierung – ist untragbar“, „Kein Müllabladen im Meer“, stand auf den Schildern.

Die Kanarin Celi, Lehrerin, Ende 40, war dabei, sie sagt: „Cuna del Alma ist absolut nicht nachhaltig. Sie werden wieder, wie bei vielen anderen Projekten, Massen an Zement an einen natürlichen Ort gießen. Wir aber müssen das Wenige, was es hier noch gibt und an anderen Orten auf der Welt nicht zu finden ist, bewahren, schützen und pflegen.“

Unbebaute Küstenabschnitte gibt es auf Teneriffa kaum noch. An der Plaza España in Santa Cruz, dem Eingang zur Stadt, zog sich ehemals ein charmanter Küstenstreifen entlang, die Wellen brachen sich, wie Fotoaufnahmen zeigen, an einer hohen Mauer. „Das ist jetzt völlig zerstört“, so Celi. Dort ist nun der Fährhafen angesiedelt, mit gigantischen Ölraffinerie-Aufbauten und kaum einem direkten Zugang zum Meer.

„Oder schau dir die Südküste an, sie bestand ehemals aus lauter Teichen, mit sehr viel Leben und großer Artenvielfalt. Jetzt stehen dort nur Hotels. Außerdem haben wir ein sehr großes Problem mit dem Wasserverbrauch, vor allem im überbevölkerten Süden. Wir leben vom Grundwasser, also vom Wasser, das aus den Bergen kommt und in Galerías – Wasserstollen – gespeichert wird, das sind unsere Arterien. Nun sind aber viele Wasserstollen ausgetrocknet. Uns geht buchstäblich das Wasser aus“, sagt Lehrerin Celi.

Wirtschaftsmodell Massentourismus: Ursache für die meisten Umweltprobleme

Die Forderung der Kritiker: Eine aktive Wende in der Umweltpolitik, eine Begrenzung der Touristenzahl, eine Ökosteuer, Umwelt-Workshops für Schulen und Medien, die Einrichtung von Meeresschutzgebieten, wie es an anderen touristischen Orten längst üblich ist.

Pedro Dorta Antequera, Professor an der Universität in La Laguna, Lehrstuhl für Katastrophenrisikominderung und widerstandsfähige Städte, sagt: „Die Kanarischen Inseln haben die absolute Grenze der Raumnutzung erreicht, mehr Tourismus führt sogar zu einer Verschlechterung desselben. Auf der Weltbühne sind die Kanaren allerdings keine Ausnahme. Viele kleine Inseln wie die Balearen, die griechischen Inseln, Aruba oder Bali haben ein sehr ähnliches Wirtschaftsmodell: Massentourismus. Aber dieses Modell kann nicht bis ins Unendliche durchgeführt werden, es muss eine Grenze gesetzt werden.“

Der Stadtrat der Region Adeje, Manuel Méndez Martín, seines Zeichens Volksvertreter, meint jedoch, dass es Aufgabe der Bevölkerung sei, ein Umdenken zu erwirken.

„Die Gesellschaft Teneriffas muss sich darüber im Klaren sein, dass, wenn man über die Änderung eines Wirtschaftsmodells spricht, man berücksichtigen muss, dass es zum Beispiel auf Teneriffa rund 90.000 Arbeitslose gibt (bei rund 1 Million Einwohnern). Was bedeutet das? Dass wir selbst in den besten Jahren des Tourismus immer noch 18 bis 19 Prozent Arbeitslosigkeit haben, und dass es keinen anderen Wirtschaftszweig gibt. Was wir, also die Gesellschaft, tun muss, ist zu überlegen, welche wirtschaftliche Alternative sie hat, damit wir sagen, wir reduzieren den Tourismus. Und die Menschen, die direkt oder indirekt vom Tourismus leben, wo werden wir diese beschäftigen.“ 

„Wir haben auf den Kanaren in den letzten Jahren 90 Prozent des Fischbestands verloren. Nur 0,2 Prozent unseres Meeresbodens ist durch Meeresschutzgebiete geschützt.“     Foto: Pablo Martín

Der Massentourismus entwickelt sich zur Bedrohung für Meerestiere, Flora und Fauna und der Bevölkerung selbst, sagt Pablo Martín, 26 Jahre, studierter Meeresbiologe und mittlerweile einer der wichtigsten Instagram-Aktivisten:

Je mehr Tourismus, umso mehr wird die Insel Teneriffa, ihr Charakter, ihre Landschaft, ihr außergewöhnliches Klima zerstört.“

Das betrifft vor allem die Südküste, die noch dazu zu den Schutzgebieten ZEC zählt, der Zonas de Especial Conservación.

„Es geht unter anderem um die Walbeobachtung, um den Bootsverleih und die extrem vielen Privatboote. All das gefährdet Wale und Delfine durch die Kollisionen mit Booten, Fischernetzen, durch Stress und Lärm unter Wasser. Die Tiere können sich nicht mehr an der Oberfläche ausruhen.“ Das Schutzgebiet sei ein Zufluchtsort vor Strömungen, erklärt Pablo Martín, der seit über einem Jahr auf seinem Instagram-Kanal @Pablo.Dive darüber informiert.

In kurzer Zeit hat er über 30.000 Follower gewonnen, eine beeindruckende Zahl bei einer Bevölkerung auf Teneriffa von knapp einer Million. „Das Gebiet ZEC dient als Rastplatz zur Nahrungsaufnahme und Fortpflanzung für die Meerestiere. Mehr Tourismus und Schiffsverkehr sind das Gegenteil von dem, was getan werden sollte. Jetskis zum Beispiel: Ich sah, wie jemand mit nur fünf Meter Abstand an einem Wal vorbeiraste. Abgesehen davon, dass die Person durch den Aufprall getötet werden kann, zerstört sie auch den Wal. Dieser gesamte Küsten-Bereich ist gesetzlos. Jeder darf machen, was er will, und am Ende sind es die Tiere, die den Preis dafür zahlen“, so Pablo Martin.

Meeresstreifen mit größter Artenvielfalt an Walen in Europa ist gefährdet

Der Kanare Felipe Ravina Olivares hat im Juni 2022 einen Dokumentarfilm über die Insel gedreht: „Salvar Tenerife“ – „Rettet Teneriffa“, mit Aussagen von Biologen, Umweltschützern, mit Daten zur Überbevölkerung, zur überbordenden Autonutzung, zur Bedeutung der Südküste.

In der Dokumentation heißt es: „Dieser Meeresstreifen, in welchem 400 Grindwale beheimatet sind und der die größte Artenvielfalt an Walen in Europa aufweist, ist gefährdet, und zwar unter völliger Missachtung wissenschaftlicher Empfehlungen und der internationalen Gemeinschaft, die wiederholt bestätigt hat, dass dieser Ort weltweit einzigartig ist.“

Das International Underwater Film Festival in San Sebastián hat seinen Film im Oktober 2022 mit Gold ausgezeichnet. „Salvar Tenerife zeigt wie nie zuvor den Raubbau, dem die Insel Teneriffa unterworfen ist“, so die Begründung der Filmjury. „Die Zahlen sind das Ergebnis der katastrophalen Art und Weise, in der die Insel in den letzten Jahrzehnten und bis heute verwaltet wird.“

Teneriffa: Epizentrum eines exemplarischen Umweltkampfes

„Cuna del Alma“ ist mittlerweile ein Politikum. David gegen Goliath, Umweltschützer, Anwohner, Wissenschaftler und Künstler gegen das luxuriöse Appartement-Makroprojekt. 

Am 31. Mai 2022 erließ die Direktion für historisches Erbe den Beschluss, die Bauarbeiten vorläufig einzustellen. Monatelang campierte eine Gruppe Demonstranten auf dem Gelände von „Cuna del Alma“ und dokumentierte die Arbeiten vor Ort.

Am 2. September 2022 eröffnete die Generaldirektion der Kanaren für Kulturerbe ein Verfahren wegen „Zerstörung einer archäologischen Stätte“, Geldstrafe: 600.000 Euro.

Der Projektleiter Andrés Muñoz erklärte kurz darauf gegenüber Atlántico Hoy: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Arbeiten abgeschlossen werden, denn wir haben das Gesetz auf unserer Seite. (…) Sie werden uns Steine in den Weg legen, aber es ist unumkehrbar. Es wird beendet werden, daran besteht kein Zweifel“. Gegen Muñoz kam es Ende September 2022 zu einer Anzeige wegen Körperverletzung.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass Muñoz in seinem vorherigen Projekt einen Betrug von fast 100.000 Euro verheimlicht hatte. Die Inselregierung hält aber weiterhin an der Zusammenarbeit mit ihm fest. Im Oktober 2022 reichte die Asociación Tinerfeña de Amigos de la Naturaleza (ATAN) Klage ein wegen mutmaßlicher Verstöße gegen den Schutz des historischen Erbes, gegen die natürlichen Ressourcen und die Umwelt und gegen den Schutz von Fauna und Flora.

„Viele mächtige und reiche Leute stecken hier ihr Geld rein“

Anfang November 2022 veröffentlichte eine Gruppe von rund zweihundert Dichtern, Musikern und Autoren spontan ihr Manifest „Cultura contra cemento“ -„Kultur gegen Zement“. Am selben Tag, als die Künstler mit Auszügen aus Kurzgeschichten, Gedichten und Liedern zum Thema eine Abendveranstaltung organisierten, wurde bekannt, dass die Bauarbeiten auf einem Teilstück des Geländes „Cuna del Alma“ erneut gestoppt wurden.

Der Grund: eine unter Artenschutz stehende Pflanze, die dort wächst.

„Für eine nachhaltige Entwicklung der Kanarischen Inseln,
frei von Spekulationen.
Lassen wir uns von der Vernunft leiten,
um dies zu ermöglichen.
Die Menschen sollen wissen,
dass das Land an erster Stelle steht,
und dass es kein Geld gibt,
das unser Schicksal erkaufen kann.

Mit meiner Hand auf dem Weg
des Meeres, das hoffe ich.“
Manifest: Cultura contra Cemento – Kultur gegen Zement

Der Stadtrat für ökologischen Wandel, Manuel Luis Méndez, machte gegenüber „Hoy por Hoy Tajaraste“ deutlich, dass man in erster Linie daran interessiert sei, das Gebiet und das natürliche Erbe zu schützen. Aber man ziehe auch in Betracht, die Arbeiten in einem anderen Gebiet fortsetzen, wo diese Pflanze nicht wachse. „Wenn nicht, müsste eine Entschädigung gezahlt werden, und alle Bürger sollten darüber informiert werden, wer diese Entschädigung letztendlich zahlt.“

Demonstration in Puertito de Adeje.             Foto: Pablo Martín

Die vielfach ausgezeichnete kanarische Schriftstellerin und Dichterin María Gutiérrez, eine der Organisatorinnen des Manifests „Kultur gegen Zement“, sagte dazu auf der Abendveranstaltung: „Ich bin schon etwas älter und traue ihnen überhaupt nicht. Sobald wir unvorsichtig werden, greifen sie wieder an, denn es geht um viel Geld. Viele mächtige und reiche Leute stecken hier Geld hinein, und sie wollen keinen einzigen Euro verlieren.“

Die Kanaren sind de facto dramatisch überfüllt, und nicht nur die Kanaren. Viele Ökonomen, Physiker und Mathematiker sprechen seit Langem vom weltweiten wirtschaftlichem Niedergang, so Professor Dorta Antequera vom Lehrstuhl für Katastrophenrisikominderung in La Laguna. „Wir können nicht ewig in allen Ländern der Erde wirtschaftlich weiter wachsen, wir stoßen definitiv an die Grenzen des Planeten.“

„Spekulanten kommen und zerstören alles“

María Gutiérrez, Puri von ihren Freunden genannt, fügt hinzu: „Wir Kanaren sind ein offenes Volk, waren schon immer gastfreundlich, aber wir haben keine Ressourcen. Deshalb passiert genau das: Spekulanten kommen und zerstören alles. Wir müssen das kulturelle Erbe, das Naturerbe, das Meer, die Küste, die gesamte Umwelt und die Zukunft verteidigen. Denn welche Inseln werden wir sonst unseren Kindern hinterlassen?“

Ende November ordnete die kanarische Umweltschutzbehörde ein Disziplinarverfahren gegen den Projektträger von „Cuna del Alma“ an, da die vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung nicht durchgeführt worden war. Dem Projektträger droht womöglich eine Strafe in Höhe von 110.000 Euro.

Anfang Dezember 2022 wurde nun der Stopp der gesamten Bauarbeiten beschlossen. Die Generaldirektion für das kulturelle Erbe der Kanaren erklärte, dass „angesichts der jüngsten Funde neuer Höhlenzeichnungen in dem Gebiet, (…) gemäß Artikel 59.2 des Gesetzes über das kulturelle Erbe der Kanarischen Inseln die vollständige Aussetzung der Arbeiten mit der Verabschiedung neuer Vorsichtsmaßnahmen für einen Zeitraum von sechs Monaten angeordnet wird“.

„Ich bin 26 Jahre alt und möchte mir gar nicht vorstellen, wie diese Inseln in zwanzig Jahren aussehen werden, wenn sie bis in den letzten Winkel zugebaut sind, wenn sie alle Kiefern und Drachenbäume durch tropische Palmen ersetzt haben, wenn alle Strände künstlich angelegt und mit Sonnenliegen übersät sind… Vielleicht wird sich dann jemand fragen, was uns so anders und besonders gemacht hat. Aber dann wird es zu spät sein.“ Meeresbiologe Pablo Martin.



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