Politische und wirtschaftliche Krise
Haiti: Bandengewalt kostet im April mehr als 600 Tote
Das Büro des UNO-Menschenrechtskommissars Volker Türk warnt vor einer „neuen Welle der extremen Gewalt“ in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince.

Ein Mann hilft einer verletzten Frau während einer Demonstration gegen den haitianischen Premierminister Ariel Henry in Port-au-Prince, Haiti, 10. Oktober 2022.
Foto: Richard Pierrin/AFP via Getty Images
Mehr als 600 Menschen sind nach UN-Angaben im April in Haiti durch Bandenkriminalität getötet worden. „Eine neue Welle der extremen Gewalt“ habe mehrere Teile der Hauptstadt Port-au-Prince erfasst, warnte das Büro des Menschenrechtskommissars Volker Türk am Dienstag in Genf. Mindestens 846 Menschen waren demnach bereits in den ersten drei Monaten des Jahres getötet worden, 393 Menschen wurden in diesem Zeitraum verletzt und 395 Menschen entführt.
In dem Karibikstaat herrsche „ein endloser Kreislauf der Gewalt“, erklärte Türk. Die Behörden könnten die Bevölkerung nicht ausreichend schützen. „Die Notlage hinsichtlich der Menschenrechte bedarf einer starken und dringenden Antwort.“ Türk wiederholte seine Forderung an die internationale Gemeinschaft, spezialisierte internationale Streitkräfte nach Haiti zu schicken, um der Polizei und den Behörden dabei zu helfen, die Ordnung wiederherzustellen.
Lage „außer Kontrolle“
In Haiti, dem ärmsten Staat auf dem amerikanischen Kontinent, herrscht seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 eine tiefgreifende politische und wirtschaftliche Krise. Rivalisierende kriminelle Banden haben vielerorts in der Hauptstadt die Kontrolle über das Leben übernommen. Die Gangs nutzten Scharfschützen, um „wahllos“ auf Menschen auf der Straße zu schießen und „feuern in Häuser“, heißt es in einem UN-Bericht. Menschen seien „in den öffentlichen Verkehrsmitteln lebendig verbrannt“ worden.
Bereits im Januar hatte die UNO gewarnt, dass die Lage in dem verarmten Karibikstaat „außer Kontrolle“ geraten sei. Die Gewalt krimineller Banden habe „ein Ausmaß erreicht, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war“. Nach UN-Angaben hatten 2022 die Morde und Entführungen in Haiti im vierten Jahr in Folge zugenommen. (afp/red)
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