USA: Wahrscheinlichkeit einer Rezession auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Vereinigten Staaten in den nächsten 12 Monaten in eine Rezession geraten, ist laut einem Prognosemodell der New Yorker Federal Reserve auf den höchsten Stand seit 40 Jahren gestiegen.
Titelbild
Händler auf dem Parkett der New Yorker Börse (NYSE) am 3. Mai 2023 in New York City.Foto: Spencer Platt/Getty Images
Von 15. Mai 2023

Der Rezessionsrisikoindikator der Fed ist heute höher als im November 2007, kurz vor der Subprime-Krise, als er bei 40 Prozent lag. Nach Einschätzung der New Yorker Federal Reserve Bank (New Yorker Fed) liegt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA innerhalb des nächsten Jahres nun bei 68,2 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 1982.

Das Rezessionsmodell basiert auf der Differenz zwischen der dreimonatigen und der zehnjährigen Rendite von US-Wertpapieren. Seit Monaten wird für die US-Wirtschaft eine Verlangsamung des realen BIP-Wachstums und eine Verschlechterung des Arbeitsmarktes prognostiziert.

Inmitten der Turbulenzen im Bankensektor, ausgelöst durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, rechneten die Ökonomen der Federal Reserve mit einer leichten Rezession.

Im Protokoll der März-Sitzung des Federal Open Market Committee, US-Offenmarktausschusses, (FOMC) heißt es: „Angesichts der Einschätzung der möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen im Bankensektor ging der Stab bei seinem Treffen im März von einer leichten Rezession aus, die später in diesem Jahr beginnen und sich in den beiden Folgejahren wieder erholen würde.“

Steigendes Risiko

Immer mehr Experten sehen ein hohes Rezessionsrisiko.

Der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers sagte in einem Interview mit „Foreign Policy“: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die USA in den nächsten zwölf Monaten in eine Rezession fallen, liegt bei 70 Prozent.“

Die Ökonomen von „Capital Economics“ haben in ihrem jüngsten vierteljährlichen Bericht über die Aussichten für die US-Wirtschaft gewarnt, dass der „akute Bankenstress“ zu einer „weiteren Verschärfung“ der Kreditbedingungen führen werde. Das habe sie „noch mehr davon überzeugt, dass die Wirtschaft in diesem Jahr in eine Rezession fallen wird“.

Auch die Ökonomen des niederländischen Allfinanz-Dienstleisters ING sind mit ihrer Rezessionsprognose „überzeugter denn je“ und berufen sich in einer Forschungsnotiz auf die Turbulenzen auf den Finanzmärkten und die Straffung der Geldpolitik der Fed.

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass die meisten Amerikaner glauben, dass das Land auf eine Rezession zusteuert oder sich bereits in einem wirtschaftlichen Abschwung befindet.

Laut der jüngsten Konjunkturumfrage für ganz Amerika von „CNBC“ (All-America Economic Survey) hat der Konjunkturpessimismus angesichts der grassierenden Preisinflation, steigender Zinsen und wachsender Rezessionsängste ein Rekordniveau erreicht. Die Umfrage ergab, dass 69 Prozent der erwachsenen US-Bürger die aktuelle Wirtschaftslage negativ beurteilen. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Umfragen vor 17 Jahren.

Das erhöhte Rezessionsrisiko kommt inmitten der Blockade der Schuldenobergrenze in Washington.

Schuldenobergrenze in der Sackgasse

Das Finanzministerium warnte davor, dass die USA bereits am 1. Juni zahlungsunfähig sein könnten, wenn keine Einigung erzielt wird.

Das Weiße Haus hat eine Analyse veröffentlicht, nach der selbst eine „kurze“ Zahlungsunfähigkeit eine halbe Million Arbeitsplätze vernichten und eine „längere“ Zahlungsunfähigkeit 8,3 Millionen Arbeitsplätze kosten könnte.

Als die Vereinigten Staaten im Januar die Schuldenobergrenze von 31,4 Billionen Dollar erreichten, griff das Finanzministerium zu „außerordentlichen Maßnahmen“, um die Zahlungen für die ausstehenden Verbindlichkeiten des Bundes aufrechtzuerhalten und die Zahlungsunfähigkeit der Regierung zu verhindern.

Eines Tages jedoch wird der Spielraum für diese buchhalterischen Manöver erschöpft sein, und die Regierung wird sich mit der Aussicht konfrontiert sehen, ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können – ein Moment, der als Datum X bekannt ist.

Wenn das Datum X erreicht ist und der Kongress sich nicht auf eine Aufhebung der Obergrenze einigen kann, darf das Finanzministerium keine neuen Rechnungen, Anleihen oder Schuldscheine mehr ausgeben und kann die Schulden der Regierung nur noch aus den eingehenden Steuereinnahmen bezahlen.

Nach dreimonatiger Unterbrechung wurden die Verhandlungen über die Anhebung der Schuldenobergrenze am 9. Mai zwischen Präsident Joe Biden und dem Sprecher des Repräsentantenhauses, dem Republikaner Kevin McCarthy, wieder aufgenommen, endeten jedoch ohne Durchbruch.

Biden bestand auf einem einfachen Gesetz zur Anhebung der Schuldenobergrenze, während McCarthy und die Republikaner im Repräsentantenhaus einen Vorschlag unterbreiteten, der eine Anhebung der Schuldenobergrenze um 1,5 Billionen Dollar mit Ausgabenkürzungen in Höhe von 4,5 Billionen Dollar über ein Jahrzehnt kombinieren würde. Der Präsident lehnte den Vorschlag der Republikaner ab und schwor, sein Veto einzulegen, sollte er seinen Schreibtisch erreichen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Recession Odds Rise to Highest in 40 Years: Fed“ (deutsche Bearbeitung jw)



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