Zusammenarbeit angesichts großer Naturkatastrophen: Slowenien findet eine neue Stärke

Alle Parteien helfen, alle arbeiten zusammen: Noch nie gab es in Slowenien eine Naturkatastrophe wie heute. Die Schäden belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro. Manche Städte stehen vollständig unter Wasser.
Blick auf die überschwemmte Ravne na Koroškem, rund 60 Kilometer nordöstlich von Sloweniens Hauptstadt Ljubljana.
Blick auf die überschwemmte Ravne na Koroškem, rund 60 Kilometer nordöstlich von Sloweniens Hauptstadt Ljubljana.Foto: Gregor Ravnjak/AP/dpa
Von 9. August 2023

Nach neuesten Meldungen sind in Slowenien sechs Menschen an den Folgen der Überschwemmungen gestorben. Für das Land gilt die höchste Alarmstufe Rot. Nicht nur der Zugang zu sauberem Wasser ist in mehreren Gemeinden ein gravierendes Problem.

Gleichzeitig zeigt sich laut dem Ministerpräsidenten Robert Golob eine noch nie da gewesene Übereinstimmung zwischen den politischen Parteien. „Alle wollen Menschen in Not helfen“, berichtete er am 7. August gegenüber slowenischen Reportern. Dieser Zusammenhalt, so hofft er, sollte im Land so lange wie möglich erhalten bleiben.

Die Schäden, die durch die Flutkatastrophe entstanden sind, belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro. Zwei Drittel der Landesfläche sind betroffen. Es ist sie schwerste Naturkatastrophe in der Geschichte des seit 1991 unabhängigen Landes. Die Regierung beantragte technische Hilfe bei der EU und der NATO. Nach den heftigen Unwettern war auch ein Staudamm im Osten des Landes gebrochen. Betroffen ist die Anlage am Fluss Mur bei Dolnja Bistrica.

„Das Handeln sollte nicht in Monaten und Jahren gezählt werden, aber in Tagen“

Nach den Ankündigungen des Regierungschefs wird die aktuelle Kabinettssitzung ein Maßnahmenpaket zur direkten Unterstützung der Betroffenen beinhalten. Dazu gehören auch Ersatzbauten für diejenigen, die ihre Häuser verlieren oder verloren haben.

„Zu diesem Zweck werden die Gemeinden Grundstücke und kommunale Einrichtungen zur Verfügung stellen, während der Staat plant, typische Fertighäuser für die betroffenen Familien zu bauen und zur Verfügung zu stellen“, so Ministerpräsident Robert Golob.

Die Planungen sind auf knappe Fristen ausgelegt und sollen innerhalb von ein paar Monaten umgesetzt werden. Nach Ansicht des Ministerpräsidenten sollte dabei „die Zeit zum Handeln nicht in Monaten und Jahren, sondern in Tagen und Wochen gemessen werden“.

Im Rahmen der EU-Kooperation beim Katastrophenmanagement hat die slowenische Regierung vor allem schwere Baumaschinen und vorgefertigte Notbrücken angefordert. Dazu gehören auch 20 Notbrücken mit einer Länge von bis zu 40 Metern. Die NATO wird voraussichtlich fünf große Transporthubschrauber, 200 Soldaten und weitere 20 Notbrücken zur Verfügung stellen.

Trinkwasserprobleme in Slowenien: Internationale Hilfe ist unterwegs

Prevalje ist eine der am schlimmsten betroffenen Gemeinden, die Stadt steht derzeit fast vollständig unter Wasser. „Die Brücken, die die Industriegebiete miteinander verbinden, sind eingestürzt und wir haben derzeit kein Trinkwasser. Das Wasser, das wir haben, ist verseucht“, erklärte der Bürgermeister gegenüber dem Fernsehsender „ATV.hu“.

Trotz aller Probleme ist der Politiker optimistisch: „Nach zwei schlaflosen Tagen und Nächten kämpfen wir immer noch. Es ist jedoch sehr ermutigend zu sehen, wie viele Menschen sich freiwillig gemeldet haben, um zu helfen und uns zu unterstützen.“

Internationale Hilfsgüter und Rettungsteams treffen fortlaufend in der ganzen Region ein. Die Hilfe aus dem Ausland reicht von humanitärer Hilfe und Lebensmitteln bis hin zu schweren Maschinen und Baumaschinen.

Die Kräfte bündeln: „Erstaunlich, was man an einem Tag alles erreichen kann“

Auch in der Gegend von Črna ist der Wiederaufbau in vollem Gange. Nach Angaben des Bürgermeisters ist die Gemeinde seit dem 4. August aufgrund von Erdrutschen komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Es gibt enorme Schäden an der Infrastruktur, viele Menschen verloren ihr Eigentum. Doch dank der gegenseitigen Unterstützung der Einheimischen gab es keine Verletzten.

„Wir sind die Gewinner, weil es keine Verletzten gab“, sagte der Bürgermeister in einer Erklärung an die lokalen Medien.

Über die Zusammenarbeit der Einwohner wurde sogar in den Zeitungen berichtet. Die Anwohner organisierten sich selbst, an einigen Stellen haben Soldaten und Feuerwehrleute geholfen. Dadurch werden die Schäden in manchen Gebieten überraschend schnell beseitigt.

„Es ist ein großer Unterschied zu gestern. Es ist erstaunlich, was an einem Tag erreicht werden kann, wenn Menschen ihre Kräfte bündeln. Naturkatastrophen zeigen, dass Einigkeit stark macht“, schreibt Tina Božiček, eine Reporterin aus der Region.

Ökologischer Notstand braucht sofortige Unterstützung

Die unzähligen Probleme, welche die Überschwemmungen mit sich gebracht haben, kommen erst nach und nach ans Licht. Aufgrund einer beschädigten Abwasserleitung könnte sich auch eine große Umweltkatastrophe anbahnen.

Am 7. August wurde bekannt, dass Wasser und Schutt einen Abwasserkanal in der Nähe der Stadt Kranj beschädigt haben. Es sind dingend Notmaßnahmen angebracht, weil sonst das gesamte Einzugsgebiet der Save mit ungeklärten Abwässern und Fäkalien kontaminiert werden könnte.

Die Behörden befürchten, dass die Leitung, an die rund 25.000 Menschen in der Stadt angeschlossen sind, schwer beschädigt wurde oder noch werden könnte. Würden die Abwässer von „hier aus in die Save fließen, wäre eine ökologische Katastrophe nicht zu vermeiden – nicht nur in der Region Kranj, sondern auch im Einzugsgebiet der Save in Slowenien und im Ausland“, warnte die Kommunalverwaltung. Eine Lösung gibt es noch nicht.

Die Gemeinden hoffen sowohl auf staatliche als auch internationale Hilfe für die Bewältigung der Überschwemmungsschäden.



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