Ältere Autofahrer im Straßenverkehr: Seltener in Verkehrsunfälle verwickelt als jüngere

Wie ist die Lage älterer Menschen im Straßenverkehr? Gemessen an ihrem Anteil an der gesamten Bevölkerung sind sie seltener in Verkehrsunfälle verstrickt als jüngere und verunglücken weniger, so das Statistische Bundesamt.
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Autounfall – wer trägt die Schuld?Foto: Istockphoto/kadmy
Epoch Times4. Dezember 2023

Ältere Menschen sind gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung seltener in Verkehrsunfälle verstrickt als jüngere, teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Im Jahr 2022 waren 77.700 Menschen ab 65 Jahren an Unfällen mit Personenschaden beteiligt, dies waren 15,1 Prozent aller Unfallbeteiligten mit Altersangaben. Im Jahr 2022 waren dagegen 22,1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland mindestens 65 Jahre alt.

Die geringere Unfallbeteiligung dürfte insbesondere daran liegen, dass ältere Menschen seltener als jüngere am Straßenverkehr teilnehmen, unter anderem, weil sie nicht mehr zur Arbeit fahren. Ab 60 Jahren geht nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums mit steigendem Alter vor allem die als Autofahrer zurückgelegte Strecke deutlich zurück.

Betagte haben seltener ein Auto als Jüngere

Ältere Menschen sind seltener mit dem Auto unterwegs als jüngere – das spiegelt sich auch in der Ausstattung der Seniorenhaushalte mit Autos wider. Hatten 77,0 Prozent der Haushalte mit Haupteinkommenspersonen von 65 bis 69 Jahren im Jahr 2022 mindestens ein Auto und 77,7 Prozent in der Altersgruppe von 70 bis 79 Jahren, so waren es in der Altersgruppe der Hochbetagten (80+) noch knapp zwei Drittel (65,2 Prozent).

Bei den Haushalten mit hochbetagten Haupteinkommenspersonen war der Anteil damit deutlich geringer als über alle Altersgruppen hinweg: 77,6 Prozent aller Haushalte in Deutschland hatten 2022 mindestens ein Auto. Am höchsten war der Anteil bei Haushalten der 45- bis 54-jährigen Haupteinkommenspersonen mit 83,4 Prozent.

Ältere bauen die meisten Unfälle – zu Fuß

Ältere Menschen gelten landläufig als besondere Gefahr im Straßenverkehr. Keiner wundert sich daher, dass sie höhere Grundbeträge für ihre Kfz-Haftpflichtversicherung zahlen müssen. Gerold Scholz und Gesine Kulcke ist bei einem kritischen Blick auf die Daten aufgefallen: Senioren bauen die meisten Unfälle „zu Fuß“. Scholz und Kucke berufen sich bei ihrer Analyse bei den „Nachdenkseiten.de“ auf Daten der Versicherungswirtschaft.

Sie schreiben: „Ausgegangen wird hier also nicht von Unfällen, die ältere Menschen mit dem Auto verursachen, sondern von allen Unfällen, die sie verursachen. Damit wird ein Umgang mit dem Auto unterstellt, der gar nicht stattfindet.“

Wer ist Schuld an den Unfällen?

Im Jahr 2022 waren laut dem Statistischen Bundesamt gut 309.300 Pkw-Fahrer an einem Unfall mit Personenschaden beteiligt. In 57,1 Prozent der Fälle hatten die Fahrer den Unfall auch hauptverursacht.

  • Saßen junge Erwachsene im Alter von 18 bis 20 Jahren am Steuer eines Pkws, waren sie in 70,8 Prozent der Fälle für den Unfall hauptverantwortlich.
  • Bei den unter 65-jährigen Autofahrern waren 55,2 Prozent Hauptverursacher.
  • Die mindestens 65-Jährigen waren in 68,7 Prozent)die Hauptverursacher.
  • Bei den mindestens 75-Jährigen wurde 76,6 Prozent die Hauptschuld am Unfall zugewiesen.

Anteil der Senioren an Verunglückten: 14,5 Prozent

Im Jahr 2022 verunglückten insgesamt 52.748 Menschen im Alter von 65 oder mehr Jahren im Straßenverkehr, 1.023 von ihnen wurden getötet, weitere 12.350 schwer verletzt.

Insgesamt betrug der Anteil der Senioren an allen Verunglückten 14,5 Prozent. Verglichen mit dem Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2022 – 22,1 Prozent der Bevölkerung war mindestens 65 Jahre alt – ist der Anteil an allen Verunglückten unterdurchschnittlich. Bei den Todesopfern war er mit 36,7 Prozent wesentlich höher.

Ältere Menschen erleiden im Durchschnitt schwerere Unfallfolgen als jüngere: So wurden 23,4 Prozent der verunglückten älteren Menschen schwer verletzt, der entsprechende Anteil bei den unter 65-Jährigen war mit 14,6 Prozent deutlich geringer. Darüber hinaus ist für mindestens 65-Jährige die Wahrscheinlichkeit geringer, einen Verkehrsunfall zu überleben.

Während der Anteil der Getöteten an den Verunglückten bei den unter 65-Jährigen bei 0,6 Prozent liegt, beträgt er bei den Senioren 1,9 Prozent. Hier spiegelt sich zum einen die mit zunehmendem Alter nachlassende physische Widerstandskraft wider.

Zum anderen nehmen ältere Menschen häufiger als ungeschützte Fußgänger am Verkehr teil und sind daher einem größeren Risiko für schwerwiegendere Verletzungen ausgesetzt.

Eher Vorfahrtfehler, weniger unangepasste Geschwindigkeit

Die Unfallursachen bei Autounfällen unterscheiden sich bei älteren Menschen von denen in jüngeren Altersgruppen.

Pkw-Fahrern im Seniorenalter wurde beispielsweise anteilig häufiger als den unter 65-Jährigen vorgeworfen, die Vorfahrt bzw. den Vorrang anderer Fahrzeuge missachtet zu haben (21,1 Prozent zu 16,6 Prozent). Auch Fehlverhalten beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren trat häufiger auf als bei Jüngeren (22,3 Prozent zu 19,2 Prozent).

Dagegen wurde älteren Menschen deutlich seltener zur Last gelegt, den Abstand nicht eingehalten zu haben (10,8 Prozent zu 16,3 Prozent), mit nicht angepasster Geschwindigkeit gefahren zu sein (5,2 Prozent zu 11,4 Prozent) oder ihr Auto unter Alkoholeinfluss (1,1 Prozent zu 4,3 Prozent) gesteuert zu haben. (dts/ks)



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