Ärzte-Warnstreik an zahlreichen Unikliniken und Großdemo in Hannover

Nach den Bauern, Spediteuren und Handwerkern ist heute ein weiterer Berufsstand protestierend auf die Straße gegangen: die Ärzte. Mehrere Tausend versammelten sich bei einer Kundgebung in Hannover auf dem Opernplatz. An den Unikliniken gab es Einschränkungen durch einen ganztägigen Warnstreik.
Warnstreik der Ärztegewerkschaft Marburger Bund in Hamburg.
Symbolbild: Warnstreik der Ärztegewerkschaft Marburger Bund in Hamburg in Mai 2023.Foto: Daniel Bockwoldt/dpa
Von 30. Januar 2024

Bundesweit gab es heute an Unikliniken Einschränkungen durch einen ganztägigen Ärzte-Warnstreik – Notfallbehandlungen wurden aber gewährleistet, trotz Arbeitsniederlegungen an insgesamt 23 Universitätskliniken und einer Großdemo in Hannover.

Ärzteprotest: Mehr Geld – bessere Bedingungen

Wegen eines Tarifstreites mit den Ländern hat die Ärztegewerkschaft Marburger Bund mehr als 20.000 Mediziner zu einem Warnstreik aufgerufen. Hintergrund der Arbeitsniederlegungen an insgesamt 23 Universitätskliniken sind bisher ergebnislose Tarifverhandlungen. Es geht um mehr Geld und um bessere Arbeitsbedingungen.

Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) hat in den bisher drei Verhandlungsrunden, zuletzt am 16. und 17. Januar in Berlin, den Forderungen der Ärzte nach grundlegenden Verbesserungen ihrer Tarif- und Arbeitssituation nicht zugestimmt. In den Verhandlungen verlangt der Marburger Bund 12,5 Prozent mehr Gehalt, bezogen auf ein Jahr, sowie höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen. 

Als Begründung für die geforderte Erhöhung wird die Inflation angegeben und ein Gehaltsabstand zu anderen Krankenhausträgern.

Die Arbeitsbedingungen an den Unikliniken schadeten der Patientenversorgung, beklagte Hans Martin Wollenberg, erster Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen. Das Grundgehalt für Mediziner liegt an den Unikliniken laut der Gewerkschaft rund 200 bis 600 Euro unter dem der kommunalen Krankenhäuser, und das bei höherer Arbeitszeit.

Mehrfachbelastungen bei schlechter Bezahlung

„Die Länder wollen nicht der Tatsache ins Auge sehen, dass die Universitätskliniken immer weiter ins Hintertreffen geraten – bei den ärztlichen Gehältern wie auch bei den Arbeitsbedingungen. Früher konnten sich die Unikliniken darauf verlassen, genug Nachwuchs für die hochspezialisierte Versorgung von Schwerkranken zu gewinnen. Das wird zunehmend schwieriger, weil sich die Verantwortlichen für die Unikliniken besseren Konditionen verweigern“, so Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes Bundesverband.

Die vielfach von den Ärzten zu leistende Dreifachbelastung aus Krankenversorgung, Forschung und Lehre erfahre nicht die verdiente Wertschätzung. Stattdessen werde immer mehr reguläre Klinikarbeit in die Randzeiten des Tages und auf die Wochenenden verlegt, weil Mehrarbeit zu ungünstigen Zeiten für die Kliniken billiger ist. „Dieser Entwicklung werden wir nicht tatenlos zusehen: Es geht um faire Bedingungen für Spitzenmedizin“, legt Botzlar vom Marburger Bund die Interessenlage weiter dar.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind allein sechs Unikliniken in Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf, Essen und Münster betroffen. In Niedersachsen gehören die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) und die Universitätsmedizin Göttingen dazu. Streiks gab es zudem auch in Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern.

In Unikliniken in Berlin, Hamburg und Hessen gelten andere Tarifverträge für Ärzte. Für die Unikliniken in Dresden und Mainz gibt es separat verhandelte Haustarifverträge.



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