Arbeitsagentur bringt kaum mehr Menschen in reguläre Arbeit

Die Vermittlungsquote der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist alarmierend gesunken. Auffällig in diesem Zusammenhang ist der hohe Anteil von ausländischen Leistungsempfängern, der bei gut 34 Prozent liegt. Das hat verschiedene Ursachen.
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Die Arbeitsagentur vermittelt so gut wie keine Arbeitslosen.Foto: Jens Kalaene/Archiv/dpa
Von 7. September 2023

Aus der letzten Woche liegen erschreckende Zahlen vor. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) spielt bei der Vermittlung von Arbeitslosen in regulär bezahlten Arbeitsplätzen inzwischen so gut wie keine Rolle mehr. Deren offizielle Vermittlungsquote hat sich zwischen 2014 und 2022 halbiert.

Bei arbeitslosen Empfängern von Bürgergeld (früher Hartz IV) lag die Vermittlungsquote im letzten Jahr nach Angaben der Bundesagentur bei 5,9 Prozent. 2014 lag sie noch bei 13,9 Prozent und 2018 bei 10,5 Prozent. Im Jahr 2022 wurden laut BA-Angaben demnach 24.759 Personen, die Hartz IV bezogen, in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt. Weiter wurden 78.840 Personen, die Arbeitslosengeld bezogen, in eine Beschäftigung vermittelt. In der Gruppe der Arbeitslosengeldbezieher betrug die Vermittlungsquote insgesamt 6,6 Prozent. Im Jahr 2014 lag die Quote noch bei 12,6 Prozent.

Arbeitsagentur keine „Auszahlungs- und Maßnahmenstelle“

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sprach gegenüber den Sendern RTL/ntv von einer erschreckenden Entwicklung. „Der Rückgang der Vermittlungsquote ist erschreckend. Die Politik muss die Bundesagentur für Arbeit wieder in die Lage versetzen, ihre eigentliche Kernaufgabe zu erfüllen, möglichst viele Menschen in Arbeit zu bringen. Sie darf nicht auf eine Auszahlungs- und Maßnahmenstelle reduziert werden“, meinte Linnemann.

Handlungsbedarf ist tatsächlich gegeben. Die schlechte Konjunkturlage in Deutschland hat sich in den letzten Monaten spürbar auf den Arbeitsmarkt niedergeschlagen. So meldete die „Bundesagentur für Arbeit“ für den August 79.000 mehr Arbeitslose als noch im Juli. Im Vergleich zum Vorjahr waren es sogar 148.000 Arbeitslose mehr. Die Entwicklung der Vormonate setze sich fort, kommentierte die Bundesagentur die Zahlen. Schon im Juni und Juli gingen die Arbeitslosenzahlen nach oben.

Parallel zur Arbeitslosigkeit ist auch die Zahl der Unterbeschäftigten in Deutschland gestiegen. Im August legte die Zahl um 10.000 zu und lag bei 3,485 Millionen Menschen. Als unterbeschäftigt rechnet die Bundesagentur für Arbeit in die Zahl der registrierten Arbeitslosen noch jene Personen hinein, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie an einer Maßnahme zur Arbeitsförderung, etwa Integrationskursen, teilnehmen oder kurzfristig erkrankt sind.

Vermittlungsquote sehr eng gefasst

Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, rechnet nicht damit, dass sich die Lage in den kommenden Monaten stark verbessern wird. Die Entwicklung schätzt sie als „eher mäßig“ ein. Verglichen mit der schlechten Konjunktur stehe der Arbeitsmarkt aber noch gut da, betonte Nahles bei der Vorstellung der Zahlen.

Auf die schlechte Vermittlungsquote der Arbeitsagentur angesprochen, sagte eine Sprecherin der BA gegenüber dem „Deutschlandfunk“, dass die Quote „sehr eng“ gefasst sei. Arbeitsaufnahmen würden beispielsweise nur berücksichtigt, wenn sie nicht gefördert wird. Das bedeutet, dass die Arbeitsagentur beispielsweise keinen Eingliederungszuschuss an den Arbeitgeber zahlt. Gerade bei Langzeitarbeitslosen können Arbeitgeber für maximal ein Jahr für bis zur Hälfte des Gehalts einen Zuschuss erhalten.

Weiter betont die Sprecherin, dass in der Vermittlungsquote nur Fälle berücksichtigt werden, in denen die „Berufsklassifikation von Bewerber und Stelle“ zusammenpassen. Zudem bilde die Quote „nur einen kleinen Teil unserer Aktivitäten für die Vermittlung von Menschen in Arbeit ab.“

Mehr als jeder dritte Bezieher kein deutscher Staatsbürger

Die in den letzten Jahren so in den Keller gegangenen Vermittlungsquoten, gerade bei den Beziehern von sogenannten Regelleistungen, können aber auch die Ursache im hohen Ausländeranteil unter den erwerbsfähigen Beziehern haben. Von den rund 3,9 Millionen Empfängern von Bürgergeld sind nach BA-Angaben gut 1,8 Millionen Ausländer, davon 483.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge, die ab 2022 nach Deutschland gekommen sind. Würde man die letzte Gruppe aus der Statistik herausrechnen, dann wären immer noch 34 Prozent der arbeitsfähigen Bürgergeldempfänger in Deutschland Ausländer. Mehr als jeder Dritte.

Das ist ein erschreckend hoher Anteil, wenn man bedenkt, dass der Anteil der ausländischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2022 laut dem Portal „Statista“ bei 14,6 Prozent lag. Was könnten die Gründe sein?

Das Informationsportal „Sozialpolitik aktuell“ nennt in einem Arbeitspapier mehrere Ursachen. So sei gerade bei Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit die Nichterwerbstätigkeit von Frauen stärker ausgeprägt. Weiter führe auch die im Schnitt höhere Kinderanzahl zu zusätzlichen Einkommensbelastungen. Und selbst wenn der Personenkreis erwerbstätig sei, so weise er häufiger unterdurchschnittliche Verdienste auf und sei dadurch auf staatliche Einkommensaufstockung angewiesen.

Nach sechs Jahren nur 54 Prozent Flüchtlinge in Arbeit

Das dürfte aber nur ein Teil der Antworten sein. Das „Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)“ hat im Juli einen Bericht über den Zusammenhang von Aufenthaltsdauer und Arbeitssuche bei Flüchtlingen veröffentlicht. Wie das IAB schreibt, lebten Ende 2022 knapp 2,2 Millionen geflüchtete Menschen in Deutschland. Die Flüchtlinge aus der Ukraine wurden in diesen Zahlen nicht erfasst.

Untersucht wurde der Personenkreis der geflüchteten Menschen, der zwischen 2015 und 2016 nach Deutschland kam. Das Ergebnis lässt aufhorchen: Nach sechs Jahren hatten 54 Prozent der Personen einen Arbeitsplatz, davon zwei Drittel in Vollzeit. 70 Prozent dieser Menschen übten eine „qualifizierter Tätigkeit“ aus, wie das IAB schreibt. Definiert wird diese Tätigkeit in der Erhebung nicht. Viele dieser Menschen seien aber unterhalb ihres Ausbildungsniveaus beschäftigt. Die Studie spricht von 41 Prozent der Flüchtlinge. Zwölf Prozent hätten davon inzwischen eine höhere Ausbildung und auch eine entsprechende Stelle gefunden.

Im Umkehrschluss haben aber nach sechs Jahren Aufenthalt in Deutschland 46 Prozent der Geflüchteten keinen Arbeitsplatz gefunden und beziehen entsprechende Sozialleistungen.

Deutlicher Unterschied bei den Geschlechtern

In diesem Zusammenhang dürften auch andere Zahlen informativ sein: Kurz nach der Ankunft in Deutschland hatten nur die wenigsten Menschen eine Arbeit gefunden. In dieser Zeit unterliegen sie meistens einem Arbeitsverbot und haben auch bisher nicht die erforderlichen Sprachkenntnisse. Im ersten Jahr waren es lediglich sieben Prozent, die in Arbeit gebracht werden konnten. Nach sechs Jahren lag die Quote bei 54 Prozent und nach sieben Jahren waren es 62 Prozent der geflüchteten Menschen, die in Arbeit gebracht werden konnten.

Ein deutlicher Unterschied zeigt sich hier allerdings bei den Geschlechtern: So haben sechs Jahre nach Zuzug 67 Prozent der Männer eine Arbeit gefunden, aber nur 23 Prozent der Frauen. Nach acht Jahren waren es 39 Prozent der Frauen.



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