Ballweg und „Letzte Generation“: Bald gemeinsam auf der Straße?

Neun Monate verbrachte der Gründer der Querdenken-Bewegung, Michael Ballweg, in Untersuchungshaft. Nachdem das OLG Stuttgart seinen eigenen Haftbefehl fallengelassen hatte, fragen sich viele, was nun die weiteren Pläne des 48-Jährigen sind.

Kurz vor seiner Freilassung hat Ballweg einen Brief an die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ übermittelt. Laut Ballweg seien sich „Querdenken“ und die „Letzte Generation“ in einigen Punkten einig.

Ballweg: ähnliche Ziele

„Das Ziel ist doch Umweltschutz und Klimaschutz. Waffenproduktion macht einen riesigen Teil von Emissionen aus. Kriegsgeräte wie Jets, Flugzeugträger und Panzer im laufenden Betrieb stoßen Unmengen an CO₂  aus“, wird Ballweg auf Telegram zitiert.

Laut Ballweg sei das Ziel von „Querdenken“ in erster Linie Friede und ein selbstbestimmtes Leben, wie SWR berichtet. Aufgrund der ähnlichen Ziele stehe nach der Aussage des Querdenken-Gründers einer Kooperation aus seiner Sicht nichts im Weg. Neben den „Klimaklebern“ wolle er auch den Aktivisten von „Fridays for Future“ einen ähnlichen Brief schicken.

Eine Reaktion auf seinen Brief an die „Letzte Generation“ habe er noch nicht erhalten. Ballweg würde sich dabei jedoch nicht an die Straße kleben wollen, sondern sich dazusetzen und meditieren.

„Letzte Generation“ lehnt Zusammenarbeit ab

Der SWR bekam zu Ballwegs Kooperationsangebot bereits von Carla Rochel von der „Letzten Generation“ eine klare Antwort. Die Organisation habe keinen Brief von Ballweg erhalten. Sie bekräftigte, dass die „Letzte Generation“ nicht mit Ballweg oder der „Querdenken“-Bewegung zusammenarbeiten werde. Diese sei nach Ansicht von Rochel rechten und verschwörungstheoretischen Kreisen zuzuordnen.

Ballweg bestätigte im Gespräch mit Alexander Wallasch, dass sein offener Brief an die „Letzte Generation“ immer noch mit der Gefängnispost unterwegs sei. Dieser werde erst nächste Woche (KW15) ankommen.

Die Klimaaktivisten bezeichnete Ballweg nicht als linke, aber vielmehr als woke Bewegung. Er wisse, dass dahinter staatliche, bezahlte Akteure stecken. „Aber es gibt eben auch jene Leute, die es ausführen, es gibt Freiwillige und Ehrenamtliche. Die muss man überzeugen“, dass Frieden und Abrüstung auch der Umwelt hilft.

Aufgrund der ablehnenden Reaktion von Rochel will Ballweg die Ziele dieser „Umweltschützer“ mit entschlüsselt haben: Die „Letzte Generation“ will keinen Umweltschutz, sondern einfach nur Aufmerksamkeit.

Mitglieder der Gruppe „Letzte Generation“ in Berlin bei einer Straßenblockade. Foto: Paul Zinken/dpa

Scharfe Kritik an Ballweg: Ralf Ludwig nimmt Stellung

In Telegram-Kanälen der Szene wurde Ballweg für seinen Annäherungsversuch an die „Letzte Generation“ scharf kritisiert, berichtete ZVW. Ballwegs „Querdenken 711“-Partner und Anwalt Ralf Ludwig veröffentlichte daraufhin am Donnerstagabend, 6. April, eine Stellungnahme. Man habe Ballweg nicht richtig zugehört.

„Zum anderen richtet sich seine Kritik gegen den maßlosen Umgang der Staatsmacht mit Gesellschaftskritikern“, so Ludwig weiter. „Gefängnisstrafen ohne Bewährung für Klimakleber sind absurd, beachtet man, dass viele Gewalttäter zu Bewährungsstrafen verurteilt werden.“

Ballweg kündigte laut „Presse Online“ außerdem an, seinen Lebensmittelpunkt von Baden-Württemberg in die Mitte Deutschlands zu verlagern. Die Staatsanwaltschaft hat die Akte „Ballweg“ allerdings noch nicht geschlossen. Sie klagt ihn weiterhin des versuchten Betrugs, Geldwäsche und Steuerhinterziehung an. Wann der Prozess beginnen wird, ist derzeit noch unklar.