Berliner Freibad-Randale der „Perspektivlosen“ – Was Politiker und andere Menschen sagen

Randale in Berliner Freibädern. Die Landespolitik will handeln. Unterschiedliche politische Sichtweisen prallen aufeinander. Abseits der Politik sprechen die Menschen jedoch deutlicher.
Titelbild
Im Freibad (Symbolbild).Foto: IstockPhoto/David Benito
Von 17. Juli 2023

Die Berliner Freibad-Randale im Columbiabad geht durch die Medien. Während Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die Randalierer als junge Menschen in Perspektivlosigkeit wahrnimmt und Bildung als Lösungsansatz für mehr Perspektiven sieht, sind andere da weit weniger optimistisch.

Perspektivlose, Barbaren – oder beides?

Für den Berliner Redakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“, Alexander Kissler, stellen die Randalierer eine andere Kategorie dar: „Da sind Barbaren“, schreibt der Journalist auf Twitter und zitiert aus einem Berliner Zeitungsbericht: „Fäkalien werden in und vor den Büschen ausgeschieden, Wände und Sanitäranlagen werden mit Urin und Kot beschmiert. ‚So etwas wie die Silvesternacht wird es jetzt auch im #Columbiabad geben‘. Laut dem Bericht soll es sich bei den Tätern um Jugendliche aus arabischen Familien handeln, teilweise auch um Tschetschenen.“

Ein anderer Berliner Journalist twitterte: „Ich habe zehn Jahre in Neukölln nahe #Columbiabad gewohnt. Diese Entwicklung kann niemanden überraschen. Es sind arabische Parallelgesellschaften, die den deutschen Staat als schwach verhöhnen. In diesem Stadtteil herrscht stellenweise Anarchie. Und das muss man benennen.“

Ein Twitter-User dachte den nächsten Schritt: „Ernstgemeinte Frage: Wie will man diese Leute eigentlich noch integrieren? Wer soll denen einen Job geben?“

Linke: Die Gesellschaft ist schuld

Manche Berliner Politiker gehen völlig anders mit dem Thema um. Schuldig ist demnach nicht der Täter, sondern … die Gesellschaft.

Ferat Koçak, Berliner Abgeordneter der Linkspartei und deren Sprecher für Klima, Flucht und Antifaschismus, sieht das anders. Er kritisierte nicht die Randalierer für ihre Gewaltexzesse, die schließlich für alle anderen Badegäste, darunter viele Familien, auch das vorzeitige Ende ihres Freibadbesuchs bedeuteten, sondern die Berichterstattung.

Der Linkenpolitiker bemängelte eine „rassistische Debatte“ um die Ereignisse im Columbiabad. Die Schuld liege bei der Gesellschaft, nicht bei den (randalierenden) Jugendlichen. Koçak, der selbst in Neukölln aufgewachsen ist, schrieb auf Twitter:

„#Columbiabad in Neukölln geht grad ab auf Twitter. Leider wie in der Silvesternacht handelt es sich um eine rassistische Debatte, die von einigen Presseleuten entzündet, von Rechten besetzt und nicht zielführend bei der Lösung der Probleme ist. Das Problem sind nicht Jugendliche mit Migrationsgeschichte, sondern fehlender Zugang zur Teilhabe ganzer Communitys, die in dieser Gesellschaft zurückgelassen werden, zu wenig Investition in Bildung- und Jugendarbeit, Arbeitslosigkeit … etc.“

Ob die Gesellschaft tatsächlich eine Schuld an der Misere trägt, ist durchaus diskutierbar. Ohne die breite Unterstützung der Wählerschaft wäre die Berliner Politik auch nicht möglich gewesen. Das alte Sprichwort „Man erntet, was man sät“, scheint sich auch in diesem Fall zu bewahrheiten. Es gibt jedoch auch Meinungen, dass nicht die Gesellschaft die Probleme verursacht hat, sondern die Randalierer selbst.

Vermeiden oder benennen?

Der ehemalige AfD-Landesvorsitzende von Berlin, Georg Pazderski, widerspricht dem Linkenpolitiker und verweist auf den kulturellen Hintergrund der Randalierer: „Doch, das Problem sind Jugendliche mit Migrationsgeschichte. Sie hängen in patriarchalischen Strukturen und einer mittelalterlichen Religion fest. Ihnen wird von Kindesbeinen eingepaukt, dass dieses Land sie schlecht behandelt. Selbstreflexion: Fehlanzeige“, twitterte der frühere Bundeswehr-Oberst im Generalstabsdienst.

Die Ereignisse um das Sommerbad in Berlin-Neukölln, umgangssprachlich auch Columbiabad, haben indes längst auch die bundesweiten Diskussionen in den sozialen Medien ergriffen und teilweise auch Kritik an der Bundespolitik ausgelöst.

Koçaks Vorwurf wurde auch von der in Rumänien geborenen deutschen Publizistin Birgit Kelle aufgenommen: „Leider wie in der Silvesternacht nur eine rassistische Debatte“, wiederholte Kelle das Argument von Koçak und kommentierte: „Die konsequente Verweigerung, Täter auch als solche zu bezeichnen und persönliche Schuld und Konsequenz bei diesen zu fordern, ist der Grund, warum sich Geschichte wiederholt und das Problem bleibt.“

Kritik an Bundespolitik

Manche machen bestimmte Ideologien und stellvertretend dafür bestimmte Politiker für eine solche Entwicklung verantwortlich, wie eine Videocollage mit Freibadszenen im Columbiabad (Sommer 2022) mit einer Rede der Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt verdeutlichen soll.

Der Kommentar, kurz und knapp: „Danke“. Zu sehen sind randalierende Badegäste, während Göring-Eckardt eine Prognose für „unser Land“ abgibt: Es werde „jünger werden (…) wie großartig (…) bunter (…) wie wunderbar (…) auch religiöser“, so die Spitzenpolitikerin und ehemalige Co-Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen.

Auch der Landtagsabgeordnete und ehemalige Gymnasiallehrer Joachim Paul kommentierte den Columbiabad-Fall und löste damit weitere Kommentare aus. Der AfD-Fraktionsvize aus Rheinland-Pfalz twitterte: „Es gab mal eine Zeit, da konnte eine deutsche Familie samt Töchtern unbehelligt eine schöne Zeit in einem von der Allgemeinheit finanzierten Freibad verbringen. Es gab Pommes, Süßigkeiten, Bier. Und man hörte auf den Bademeister. Das verlieren wir gerade. #Columbiabad.“

Die Wahrnehmung solcher Ereignisse war unter den kommentierenden Usern recht vielfältig.

Einige stimmten zu und warfen der Politik Versagen vor: „Wie wahr. Und kein Politiker schreit auf. Stattdessen treten sie auf CSDs mit bunten Hüten und Schals auf. Am nächsten Tag ist dann nicht mehr Friede-Freude-Eierkuchen und sie wollen uns wegen Corona oder der unerträglichen Hitze in unsere Wohnungen wegsperren.“

Manche konnten dem gar etwas Positives abgewinnen: „Das einzig Positive daran: Es ist für sehr viele eine Hallo-Wach-Tablette. Die Migrationsfolgen werden jetzt für breite Schichte auf die harte Tour spürbar. Ein enormer AfD-Booster.“

Ein anderer User wiederum „outete“ sich als Szenekenner: „Unsinn. In diesem Bad war es schon immer so.“ Ein Gewöhnungseffekt? Ein weiterer Kommentar, offenbar aus einer weniger von Gewalt frequentierten Gegend: „Ich weiß nicht, wo du wohnst, aber in allen Freibädern, in denen ich die letzten Jahre war, ist genau das noch möglich. Nicht überall ist es wie in Berlin“, so die Aussage.

Wehmütige (Rück)Blicke

Offenbar geht es nicht nur dem Abgeordneten Joachim Paul so, dass man sich nach dem Frieden und der sozialen Ruhe vergangener Zeiten zurücksehnt. Hier und da werden kleine Oasen getwittert, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Ein Twitter-User teilt Impressionen aus einem Freibad im „deutschsprachigen Ausland“ – und wird dafür beneidet: Freier Eintritt, gepflegtes Ambiente und gesetzestreue und rücksichtsvolle Badegäste. „Nein, das ist kein Märchen aus einer Zeit vor 50 oder 70 Jahren. Das ist Sommer 2023.“ Einer fragt: „Sag, wo ist das???“ Ein anderer fragt: „Schweiz?“ Und bekommt die Auflösung des Rätsels präsentiert: „Nicht ganz: Liechtenstein, Schweiz teilweise, aber ähnlich positiv.“

Jemand schreibt: „Wow. Wie schön. Aber nicht Deutschland, leider.“ Eine Frau: „Traumhaft“ (mit angehängter Sonne). Einer träumt weiter und weiter: „So ähnlich habe ich das vor Jahren in der Schweiz erlebt, im schönen Zug am Zuger See. Schon damals eine andere Welt!“

Eine Frau erinnert: „Das war früher im Ruhrpott auch normal“. Jemand finalisiert: „Glückspilz. Ich würde auch gern nach Liechtenstein.“



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