Berliner Freibäder: Videoüberwachung auf drei weitere Bäder ausgeweitet

Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen in Berliner Freibädern ist die Kameraüberwachung auf drei weitere Bäder erweitert worden. Wer baden gehen möchte, muss sich zudem am Eingang ausweisen.
Polizisten stehen vor dem Eingang des Sommerbads in Neukölln.
Polizisten stehen vor dem Eingang des Sommerbads in Neukölln.Foto: Carioline Bock/dpa
Von 11. August 2023

Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen in Berliner Freibädern ist die Kameraüberwachung auf drei weitere Bäder ausgeweitet worden. Ab 10. August würden auch dort die Ein- und Ausgänge mit Videokameras überwacht, teilten die Berliner Bäder-Betriebe am Mittwochabend mit. Dies betrifft demnach die Schwimmstätten in den Stadtteilen Kreuzberg, Steglitz und Pankow.

„Wir wollen mit der Ausweitung der Videoüberwachung dazu beitragen, dass sich die Sicherheitslage in diesen großen Sommerbädern weiter verbessert“, erklärte Marie Rupprecht, Vorständin der Berliner Bäderbetriebe. Sie sind der Betreiber der Freibäder in Berlin.

Laut Berliner Innenministerium ist die Prävention von Straftatbeständen, insbesondere der Schutz von Besuchern, Dritten sowie Beschäftigten der Berliner Bäderbetriebe vor rechtswidrigen Übergriffen oder Verhaltensweisen sowie deren Aufklärung der Hintergrund für die verschärften Sicherheitsvorkehrungen.

Seit 4. August waren bislang Kameras nur im Bad in Neukölln im Einsatz. Dort wurden die Ein- und Ausgänge überwacht. Umkleideräume oder Liegewiesen werden den Angaben zufolge in den nun vier Bädern nicht gefilmt, die Bilder zudem nach einer Frist von 72 Stunden automatisch gelöscht, wenn sie nicht zuvor von den Strafverfolgungsbehörden angefordert wurden.

Ausweispflicht und mobile Polizeiwachen

Nach mehreren Fällen von Gewalt in verschiedenen Freibädern Berlins hatten der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) verschiedene Maßnahmen angekündigt, die für mehr Sicherheit sorgen sollten. Dazu gehörte die Videoüberwachung des Eingangsbereichs. Bereits umgesetzt wurde außerdem eine Ausweispflicht, die seit dem 15. Juli besteht: Badegäste müssen seitdem am Eingang ihren Ausweis zeigen.

Aus Sicht der Berliner Bäderbetriebe soll sie helfen, Hausverbote auszusprechen, zu kontrollieren und konsequenter ahnden zu können. Die Polizei reagierte unter anderem mit mobilen Wachen an den Bädern.

Wegen Gewalts und verschiedener Auseinandersetzungen sowohl unter Badegästen als auch zwischen Badegästen und Sicherheitsmitarbeitern war es Anfang Juli zu Polizeieinsätzen in mehreren Berliner Freibädern gekommen.

So musste beispielsweise das Sommerbad Neukölln am 9. Juni gegen 20 Uhr mithilfe von Polizeikräften wegen Massenansammlungen von 60 bis 80 Jugendlichen geräumt werden. Dazu gab es zwei Hausfriedensbrüche.

Am 21. Juni gegen 19 Uhr kam es erneut zu einer Räumung des Freibades durch die Polizei, da cirka 50 Jugendliche die Rutsche gestürmt hatten.

Am 7. Juli gegen 18 Uhr gab es erneut eine Räumung des Sommerbades Neukölln durch Polizeikräfte. Diesmal fand sie aufgrund von Auseinandersetzungen von Jugendgruppen mit dem Sicherheitsdienst und den Beschäftigten des Freibades statt.

Bis jetzt 82 Hausverbote erteilt

Bisher wurden im Jahr 2023 durch die Berliner Bäder Betriebe 82 schriftliche Hausverbote ausgesprochen.

Dabei eskalieren Konflikte in einigen Bädern häufig aus Streitereien in Warteschlangen, an Rutschen und Sprungtürmen oder – bei hohem Andrang – durch deren unbefugte oder falsche Benutzung mit Gefährdung anderer. Auch sexuelle Belästigungen von weiblichen Badegästen und nachfolgend Auseinandersetzungen zwischen Bekannten der Opfer oder ihren Partnern und den Tatverdächtigen sind häufig Auslöser für Gewaltdelikte.

Die Zahl der Sicherheitskräfte wurde seit letztem Jahr weiter erhöht werden. Im Schnitt sind es insbesondere in den „Brennpunkt-Freibädern“ im Schnitt acht bis 14 Sicherheitsmitarbeiter, die täglich dort im Einsatz sind.

Sie sollen in den mit zwischen 1.000 bis 4.000 Badegästen gefüllten Freibädern für Ordnung sorgen. Allein für Sicherheitsmitarbeiter hat der Betreiber der Freibäder für 2023 1,5 Millionen Euro an Kosten eingeplant.

Neue Sicherheitskonzepte mit zusätzlichen Maßnahmen seien in Arbeit, erklärte das Berliner Innenministerium. Dazu gehörten unter anderem verringerte Obergrenzen bei den Besucherzahlen sowie eine weitere Stärkung des Online-Shops, um Einlass-Situationen „weiter optimieren zu können“. Bereits im letzten Jahr wurden in einigen Bädern die Zäune verstärkt. Es wurden Präventionstrainings durchgeführt und Express-Eingänge eingerichtet. Zudem wurde die Kommunikation und Kooperation mit der Berliner Polizei verstärkt.

Körperverletzungen, sexuelle Belästigung, Vergewaltigung

Im Juli (Stand 19. Juli) kam es in den Berliner Freibädern zu zwölf Körperverletzungen  (davon drei gefährliche Körperverletzungen), einer sexuellen Belästigung und zwei Nötigungen, wie aus der Antwort des Berliner Innenministeriums aus einer Anfrage der Grünen-Fraktion hervorgeht.

In der bisherigen Badesaison (Stand 19. Juli) gab es laut dem Antwortschreiben Strafanzeigen zu 48 Gewaltdelikten in Berlins Freibädern:

  • 33x Körperverletzung (einschließlich gefährlicher Körperverletzung)
  • 6x sexuelle Belästigung
  • 3x sexueller Missbrauch von Kindern
  • 1x Vergewaltigung
  • 1x sexueller Übergriff
  • 2x Nötigung
  • 1x Bedrohung
  • 1x schwerer Raub

Mit Material von afp.



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