Bundesregierung stuft Großbritannien als Virusvariantengebiet ein

Eine Zeit lang galt Großbritannien als Corona-Erfolgsmodell, was Impftempo und Infektionszahlen angeht. Inzwischen breitet sich dort jedoch eine Variante aus, die für infektiöser gehalten wird, als andere Mutanten.
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Ein Freiwilliger liefert am 3. Februar 2021, ein Covid-19-Testkit per Hand an ein Haus in Ealing, West-London.Foto: NIKLAS HALLE'N / AFP über Getty Images
Epoch Times22. Mai 2021

Wegen der Ausbreitung der zuerst in Indien entdeckten Corona-Variante wird Großbritannien von der Bundesregierung ab Sonntag als Virusvariantengebiet eingestuft.

Das gab das Robert Koch-Institut am Freitag bekannt. Damit wird die Einreise aus Großbritannien nach Deutschland drastisch beschränkt.

Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen dürfen ab Sonntag nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen nach Deutschland befördern. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht, die auch nicht durch negative Tests verkürzt werden kann.

Für Frankreich, Kroatien und Slowenien wird dagegen wegen stark sinkender Infektionszahlen die generelle Quarantänepflicht von 5 bis 10 Tagen aufgehoben. Die drei EU-Länder werden am Sonntag ebenso wie Oman, die Mongolei und Andorra vom Hochinzidenzgebiet zum normalen Risikogebiet heruntergestuft. Ganz von der Liste der Risikogebiete gestrichen werden die Slowakei, Finnland, Rumänien, San Marino und Jamaika sowie einzelne Regionen in Spanien und Irland.

Großbritannien ist das erste Land in Europa seit einiger Zeit, das wieder zum Virusvariantengebiet wird. In diese höchste Risikokategorie fallen derzeit nur elf Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Indische Virusvariante B.1.617.2 soll ansteckender sein

Die indische Virusvariante B.1.617.2 gilt als besonders ansteckend und soll neben weiteren Faktoren dazu beigetragen haben, dass die Infektionszahlen in Indien in den letzten Monaten gestiegen sind. In Großbritannien sind – Stand 19. Mai – mehr als 3.400 Fälle der Variante bestätigt worden.

Schwerpunkte sind vor allem die Städte Blackburn und Bolton in Mittelengland sowie ein Westlondoner Bezirk. Es gebe allerdings auch in anderen Gegenden einzelne „Cluster“, teilte die Gesundheitsbehörde Public Health England mit.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) liegen zur indischen Variante noch keine ausreichenden Daten vor. Vermutet werde eine deutlich höhere Übertragbarkeit und wahrscheinlich ein leicht reduzierter Impfschutz, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag in Berlin. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) äußerte sich mit Blick auf Großbritannien besorgt. Es solle vermieden werden, dass sich die Variante in Deutschland verbreite, sagte er bereits vor der Einstufung als Virusvariantengebiet.

In Großbritannien sanken kürzlich die Infektionszahlen so weit, dass die Bundesregierung das Land vorübergehend ganz von der Liste der Corona-Risikogebiete nahm. In der vergangenen Woche wurde es wegen der indischen Virusvariante aber wieder in die niedrigste Risikokategorie eingestuft. Ab Sonntag gilt für das Vereinigte Königreich wieder die höchste Risikostufe.

Die britische Regierung zeigt sich bisher zuversichtlich, die Ausbreitung in den Griff zu bekommen. In den betroffenen Gebieten wurden die Testkapazitäten deutlich erhöht. Zudem dürfen sich dort alle über 18-Jährigen impfen lassen, mobile Covid-Impfzentren sind im Einsatz. Landesweit sind eigentlich erst Menschen ab 34 Jahren berechtigt, eine Dosis zu erhalten.

In Bolton und Blackburn wurde zuletzt ein leichter Anstieg von Corona-Patienten in Kliniken gemeldet. Gesundheitsminister Matt Hancock betonte jedoch, der Großteil sei noch nicht gegen Corona geimpft gewesen, obwohl die Betroffenen berechtigt gewesen seien. Die Impfungen, so heißt es, schützten also auch gegen die Variante, zeigten sich Regierungsvertreter überzeugt.

Kritik an Premierminister Boris Johnson

Für scharfe Kritik an Premierminister Boris Johnson sorgte, dass die Regierung Indien erst nach Wochen zum Risikogebiet erklärt und auf eine „rote Liste“ für Reisen gesetzt hatte. Wer aus solchen „roten“ Ländern zurückkehrt, muss direkt nach Ankunft auf eigene Kosten für zehn Tage in ein Hotel zur Quarantäne einchecken.

Medien berichteten, dass trotz der Einstufung noch täglich mehrere Direktflüge aus Indien in Großbritannien landen. Aus anderen „roten“ Staaten wie Brasilien oder Südafrika sind Direktflüge verboten.

Die Regierung verteidigte sich, es handele sich bei den Einreisenden nur um Briten und Iren oder Menschen mit Wohnsitz in Großbritannien. Bei Direkteinreisen sei die Überwachung der Hotel-Quarantäne sicherer. Allerdings wiesen Medien darauf hin, dass Reisende aus Indien stundenlang und ohne Abstand im Flughafen neben Ankommenden aus anderen, sichereren Ländern an der Passkontrolle warteten.

Neben Großbritannien stuft die Bundesregierung nur drei Länder in Lateinamerika und in der Karibik auf der Corona-Risikoliste wieder hoch: Surinam und Trinidad und Tobago werden wegen steigender Infektionszahlen Hochinzidenzgebiete und St. Lucia wird zum Risikogebiet erklärt. (dpa)



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