Doppelter Preis ab März: E.ON schockt seine Stromkunden

Der größte Stromnetzbetreiber Deutschlands hat für viele seiner Kunden schlechte Nachrichten: Die Preise werden massiv steigen. Wer ist betroffen? Und was sind die Gründe für den Anstieg?
E.ON
Der Energieversorger E.ON kündigt massive Preissprünge an.Foto: Ina Fassbender/AFP via Getty Images
Von 17. Januar 2024

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Strom in Deutschland ist im internationalen Vergleich relativ teuer. Für viele Privatleute, aber auch für energieintensive Unternehmen stellen die Strompreise bereits jetzt eine enorme Belastung dar. Doch ab März sollen die Preise nochmals steigen – und zwar deutlich.

Diese Ankündigung kam von E.ON-Chef Leonhard Birnbaum schon Anfang Januar. Der Geschäftsführer des größten Netzbetreibers Deutschlands rechnet damit, dass dieses Jahr die höheren Netzentgelte für Energie direkt an die Kunden weitergereicht werden – in Form von höheren Preisen.

Stromtarife verdoppeln sich

E.ON informierte viele seiner Kunden bereits über die kommenden Preiserhöhungen. Aus einem Schreiben des Konzerns – das der „Westfälischen Rundschau“ vorliegt – geht hervor, dass sich die Preise mancher Tarife zum 1. März teils mehr als verdoppeln werden. Der Grundpreis inklusive Zähler soll unverändert bleiben. Steigen werden dafür die Arbeitspreise, also der Preis pro Kilowattstunde.

Allerdings betreffe die Teuerung nur Stromkunden mit Sondertarifen. Über Preiserhöhungen werden die Kunden vorab informiert. Verbraucher in der Grundversorgung von E.ON sollen nicht betroffen sein. E.ON ist in mehreren Regionen auch der Grundversorger.

Diese Preisverdoppelungen treten beispielsweise in den Tarifen „Strom stabil“ und „E.ON Strom“ auf. Folgende Tabelle zeigt die Preisentwicklung dieser Tarife:

Stromtarif Aktueller Preis Preis ab 1. März Veränderung
Strom stabil 26,93 Cent pro kWh 50,11 Cent pro kWh + 23,18 Cent
E.ON Strom 24,02 Cent pro kWh 49,72 Cent pro kWh + 25,70 Cent

Auch viele regionale Stadtwerke haben bereits Preisanpassungen nach oben angekündigt. So auch die Stadtwerke Krefeld, wie die „Rheinische Post“ berichtet. Nach Angaben des Vorstands steigt hier der Stromtarif um knapp vier Cent pro Kilowattstunde – und damit deutlich moderater als bei E.ON.

Birnbaum: „Politisch bedingte Aufschläge“

Wie Birnbaum damals der RP erklärte, werden E.ON-Kunden aber nicht die Einzigen sein, die demnächst deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen. „Das sind politisch bedingte Aufschläge. Diese werden alle Versorger an die Gas- und Stromkunden weitergeben müssen. Vielleicht nicht sofort, aber wohl in den kommenden Monaten.“

Bei den Gasanbietern ist ein entscheidender Grund für Preissteigerungen die Erhöhung der Mehrwertsteuer beim Gas. Für Stromanbieter ist der Wegfall der reduzierten Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber beim Strom ein Faktor. Der E.ON-Chef gehe nicht von mittelfristig sinkenden Preisen aus. Zudem könne die aktuelle geopolitische Situation auf alle Energiepreise Auswirkungen haben.

Dabei dachte er an den laufenden Krieg im Nahen Osten. Der Persische Golf sei eine zentrale Route nicht nur für Öl, sondern auch für Flüssiggas (LNG). Die weltweiten Energiemärkte seien heute viel enger miteinander verstrickt als früher. „Dann würde nicht nur der Ölpreis durch die Decke gehen, sondern auch der für Gas und für Strom“, so Birnbaum.

Bis zum Herbst 2022 erlebte der Strompreis einen starken Anstieg bis auf rund 70 Eurocent pro Kilowattstunde. Grund dafür waren unter anderem die Inflation und die Folgen des Ukraine-Krieges. Anschließend fiel der Preis wieder deutlich ab. Derzeit liegt er laut Verivox bei knapp 28 Cent.

So entwickelte sich der Strompreis für Neukunden in Deutschland von 2021 bis heute. Foto: Verivox

„Die Preise sind noch immer rund zweimal so hoch wie vor der Krise“, sagte Birnbaum. „Der Großhandelspreis für Strom hat Anfang 2021 bei 50 Euro je Megawattstunde gelegen, heute sind es immer noch fast 100 Euro.“ Der E.ON-Chef sagte, er zweifelt daran, dass die Strompreise abermals das Niveau des Jahres 2021 erreichen können.

Für Stromkunden, die sich im Grundtarif der Grundversorger befinden, kostet die Kilowattstunde derzeit im Schnitt 45,67 Cent (Stand 12. Januar 2024).

Preistreiber Energiewende

Birnbaum sieht jedoch eine weitere Ursache für die steigenden Strompreise: die sogenannte Energiewende. „Zwar kostet die [Strom-]Erzeugung durch Wind und Solar vergleichsweise wenig“, so der Geschäftsführer. Die Windkraft rechnet sich für die Anlagenbetreiber allerdings nur aufgrund der staatlichen Subventionen. Betreiber einer Photovoltaikanlage profitieren ebenfalls nur durch die gesetzlich garantierte Einspeisevergütungen.

Weiter sagte Birnbaum: „Aber die Absicherung – Stichwort Dunkelflaute – durch Speicher oder neue Gaskraftwerke und die Verbindung der vielen dezentralen Energiewende-Anlagen erhöht dennoch die Kosten der Versorgung insgesamt.“

Die Energiewende erfordert den Aufbau der dazu passenden Infrastruktur. Die lokalen Energieversorger müssen in den kommenden Jahren Dutzende oder gar Hunderte Milliarden Euro in den Ausbau der Strom- und auch der Wärmenetze investieren. Allein für die Stadt Krefeld schätzten die lokalen Stadtwerke ein erforderliches Investitionsvolumen von deutlich über einer Milliarde Euro. Auch Klaus Müller, Leiter der Bundesnetzagentur, sagte kürzlich: „Die Zeiten günstiger Energie in Deutschland sind vorbei.“

Wärmepumpen im Nachteil

Ein besonders großer Schock dürfte die Meldung von bald schon steigenden Strompreisen für Besitzer von Wärmepumpen sein. Denn die Rentabilität einer Wärmepumpe hängt maßgeblich vom Stromtarif ab.

Dazu teilte die Verbraucherzentrale NRW laut „DerWesten“ mit: „Verbraucher, die mit Strom heizen und im Grundversorgungsgebiet von E.ON wohnen, konnten bisher trotz Energiekrise von verhältnismäßig niedrigen Preisen in der Grundversorgung Heizstrom profitieren. Doch damit ist bald Schluss.“ Die Preise für Heizstromgrundversorgung sollen bereits zum ersten Februar anziehen.

Die angekündigte Entwicklung der Strompreise könnte die ohnehin schon rückläufige Nachfrage nach Wärmepumpen noch weiter dämpfen. Bereits jetzt schlagen viele große Hersteller der mit Strom betriebenen Heizsysteme sowie der Bundesverband Wärmepumpe Alarm. Der Auftragsvorrat sei laut der „Berliner Morgenpost“ inzwischen aufgebraucht, weshalb der Wärmepumpenmarkt nun dramatisch einbreche.



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