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Reisen

Deutsche reisen ins Ausland – Hiesiges Gastgewerbe kämpft weiter um Existenz

Die Inflation tut der Reiselust der Deutschen keinen Abbruch. Der derzeitige Umsatz von Reisekonzernen übersteigt das Niveau vor Corona. Das inländische Gastgewerbe hingegen leidet unter hohen Preisen und erwartet ein drittes Verlustjahr in Folge.

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Mallorca liegt seit Jahren hoch im Trend bei deutschen Sommerurlaubern. Das zeigt auch die Auswertung von Online-Buchungen.

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

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Nachdem Deutsche durch Corona-Beschränkungen zwei Jahre lang nur bedingt reisen konnten, ist die Reiselust der Deutschen umso mehr geweckt. Stark ist die Nachfrage für den Winter bei Deutschlands zweitgrößtem Reisekonzern „DER Touristik“ derzeit vor allem nach Sonnenzielen auf der Mittel- und Fernstrecke, darunter Spanien mit den Kanaren, die Türkei, Ägypten und Tunesien sowie die Malediven, Mauritius, Thailand, die USA und die Dominikanische Republik.
„Die Buchungen für diesen Sommer liegen bislang auf dem Niveau des Vor-Corona-Zeitraumes 2019 und die Eingänge seit Februar sogar deutlich darüber“, sagte der Zentraleuropa-Chef von „DER Touristik“, Ingo Burmester, der Deutschen Presse-Agentur. Die hohe Inflation und das Chaos an Flughäfen haben die Reiselust der Menschen in Deutschland nach Erfahrungen des Touristikkonzerns „DER Touristik“ bislang nicht gedämpft.

Höhere Umsätze für Reiseunternehmen

Der Umsatz liege bei „DER Touristik“ deutlich über dem Niveau vor der Pandemie, vor allem weil Kunden vermehrt höherpreisige Angebote und Fernreisen buchen. „Es gibt nach mehr als zwei Jahren Pandemie enorm viel aufgestaute Reiselust“, so Burmester.
Die Nachfrage nach Pauschalreisen der Konzernmarke „DERTOUR“ und der Schwestermarken „Jahn Reisen“, „IST“ und „Meiers Weltreisen“ für die Wintersaison 2022/23 ist Burmester zufolge „bislang sehr, sehr gut, muss aber noch weiter gegenüber 2018/19 aufholen“. Mehr als 60 Prozent der Gesamtbuchungen für den Winter entfallen aktuell auf die Fernstrecke. „Das entspricht der Situation vor der Pandemie und bestätigt die neue Normalität, die wir seit Beginn des Sommers sehen“, sagte Burmester.
„Die aktuelle Buchungslage und der deutlich höhere Umsatz helfen uns bei der Bewältigung von zusätzlichen Kosten, zum Beispiel für die Absicherung von Kerosinpreisen oder den zusätzlichen Einsatz von Personal an den Flughäfen.“ Kerosin wird vorwiegend als Kraftstoff für Flugzeuge und Hubschraubern verwendet.

„Inflation begünstigt Pauschalreise“

Auf Preissprünge in der Wintersaison müssen sich die Kunden Burmester zufolge trotz der deutlich gestiegenen Energiepreise aktuell nicht einstellen. „Derzeit zeichnet sich ein weitgehend preisstabiles Bild ab“, berichtete der Manager.
Hotel- und Flugkapazitäten für die Wintersaison 2022/23 wurden bereits vor Monaten zu damaligen Preisen und damit entsprechend günstiger eingekauft. „Bei hoher Inflation kaufen wir als Veranstalter im Schnitt günstiger ein, als Buchungsportale, die Preise zum aktuellen Zeitpunkt verlangen. Die hohe Inflation begünstigt tendenziell also die Pauschalreise.“
Zusätzlich schließt der Touristikkonzert nachträgliche Preiserhöhungen für gebuchte Reisen aus.

Gastgewerbe unter Druck

Anders sieht es bei dem inländischen Gastgewerbe aus. Aus einer Pressemitteilung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband) aus August geht hervor, dass das Gastgewerbe weiter unter Druck steht.
Der Juli-Umsatz befindet sich nominal zum ersten Mal auf dem Vorkrisenniveau von 2019, dennoch sind die preisbereinigten Umsätze noch weit von den Vergleichszahlen vor der Corona-Pandemie entfernt.
Denn: „Den Umsätzen stehen weitaus höhere Kosten entgegen als vor der Corona-Krise“, sagt DEHOGA-Präsident Guido Zöllick, „insbesondere die explodierenden Gas- und Strompreise bereiten den Betrieben sehr große Sorgen.“ Das dritte Verlustjahr in Folge steht zu erwarten. So weist das Statistische Bundesamt von Januar bis Mai einen realen Umsatzverlust von 25,4 Prozent aus (nominal minus 16,9 %).

Weniger Umsatz als vor Corona

Bei der Auswertung der Juli-Zahlen wird zudem deutlich, dass die Anzahl der Umsatz-Verlierer höher ist als die der Umsatz-Gewinner. So vermelden 49,7 Prozent der Betriebe für den Juli schlechtere Umsätze als im Juli 2019, 27,8 Prozent der Betriebe sogar mit Umsatzverlusten von mehr als 20 Prozent.
Gleichzeitig explodieren die Kosten: So stiegen die durchschnittlichen Kosten für Gas im Juli gegenüber dem Juli des Vorjahres um 60 Prozent, für Strom um 39 Prozent, für Lebensmittel um 25 Prozent, für Personal um 18 Prozent und für Getränke um 15 Prozent.
Die Sorgen und Existenzängste in der Branche wachsen auch im Hinblick auf die am 3. August vorgestellten Pläne zum Infektionsschutzgesetz für den Herbst und Winter. Auch wenn ein Lockdown nicht vorgesehen ist, stiften die vorgesehene Maskenpflicht und weitere Maßnahmen einen hohen Kontrollaufwand sowie unnötige Verunsicherung. „Wir appellieren an die Bundesregierung und die Landesregierungen alles dafür zu tun, dass Auflagen und weitere Corona-Maßnahmen im Herbst nicht erforderlich sind.“ (sk/dpa)

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