Entfernungspauschale beenden, Mehrwertsteuer für Fleisch hoch – Bertelsmann Stiftung für neue Umweltsteuern

Weg mit Subventionen wie die Entfernungspauschale oder den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für tierische Produkte. Her mit der Pkw-Maut, einer neuen Pestizidsteuer und neuen Pfandsystemen. Das schlägt eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung vor.
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Wie könnte der Staat mehr Geld einnehmen? Beispielsweise über eine Pkw-Maut.Foto: iStock
Epoch Times26. Februar 2023

Laut einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung schließen sich eine solide Haushalts- und eine entschlossenere Klimaschutzpolitik nicht gegenseitig aus. In dem Papier, über das die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, schlagen die Fachleute einen Mix aus neuen Umweltsteuern, dem Abbau klimaschädlicher Subventionen und höheren öffentlichen Investitionen vor.

Demnach sollen einerseits Fehlanreize für Unternehmen und Verbraucher abgebaut und gleichzeitig zusätzliche Einnahmen zur Finanzierung eines klimagerechten Umbaus der Wirtschaft generiert werden.

Subventionen abbauen, neue Steuern einführen

Konkret plädieren die Experten dafür, Subventionen wie die Steuerbefreiung für Kerosin, die niedrige Dienstwagenbesteuerung, die Entfernungspauschale, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für tierische Produkte oder die steuerliche Bevorzugung von Diesel gegenüber Benzin zu verringern. Geringverdiener sollen dabei einen sozialen Ausgleich erhalten.

Da mit der zunehmenden Einführung von Elektroautos und Wärmepumpen das Aufkommen klassischer Abgaben wie der Energiesteuer sinken wird, empfehlen die Ökonomen darüber hinaus eine Erhöhung des CO₂-Preises und der Lkw-Maut, die Einführung einer Pkw-Maut ab 2030 sowie den Einsatz bisher unbekannter Instrumente wie etwa eine Pestizidsteuer, eine Stickstoffüberschussabgabe in der Landwirtschaft, Rohstoffsteuern bei der Flächennutzung oder neue Pfandsysteme.

Allein in Deutschland würden Erderwärmung und zunehmende Wetterextreme heute Kosten von annähernd 130 Milliarden Euro im Jahr verursachen, so die Studie. Sie errechneten diese Summe aus volkswirtschaftlichen Schäden wie nach der Flutkatastrophe von 2021 sowie gesundheitlichen Auswirkungen steigender Temperaturen auf Menschen. Auch ausfallende Steuereinnahmen und andere Faktoren wurden hinzugezogen.

Hinzu komme ein immens hoher staatlicher und privater Investitionsaufwand für den Umbau der Industrie, des Wohnungsbestands, des Verkehrswesens und vieler anderer Bereiche. Hier sei vor allem Wirtschaftsminister Habeck gefordert.

Zugleich wolle Finanzminister Lindner nach den zusätzlichen Milliardenausgaben infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs aber den Haushalt wieder in Ordnung bringen, um das Land gegen künftige Krisen und die Folgen der alternden Gesellschaft zu wappnen.

Finanzpolitik bremse Klimapolitik aus

Beide Minister hatten sich jüngst in Briefen übereinander beklagt. Habeck bekannte sich zur Schuldenbremse, verlangte vom Finanzminister aber zugleich, das nötige Geld für Grünen-Projekte zur Verfügung zu stellen – etwa durch den Abbau klimaschädlicher Subventionen. Lindner lehnt ungeplante Mehrausgaben hingegen bisher ebenso ab wie Steuererhöhungen zur Verbesserung der staatlichen Einnahmebasis.

„Bisher bremst die Finanzpolitik die Klimapolitik an vielen Stellen aus“, sagte Bertelsmann-Expertin Sara Holzmann der „Süddeutschen Zeitung“. Das müsse sich ändern, wenn Deutschland die selbst gesteckten Klimaziele erreichen wolle, so die Ökonomin, die die Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft mitbetreut hatte. (dts/red)



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