Friert man jetzt nicht in einem Passivhaus?

In einem Passivhaus sorgen „passive“ Mittel für die Wärme im Gebäude, etwa große Fensterflächen mit Wärmeschutzverglasung, die Sonnenwärme aufnehmen und die Wärme halten, und die gute Außendämmung des Gebäudes. Herkömmliche Heizsysteme gibt es nicht. Im Vergleich mit gewöhnlichen Gebäuden soll der Bedarf an Heizwärme bei nur zehn Prozent, also zum Beispiel maximal 1,5 Kubikmetern Erdgas pro Quadratmeter, liegen. Reicht das wirklich, um sich auch in der kalten Jahreszeit in seinen vier Wänden wohl zu fühlen? The Epoch Times fragte die Passivhaus-Bewohnerin und Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach.
Titelbild
Passivhaus der Architekten Dittert und Reumschüssel in der Telemannstraße in Hamburg. (Ewald Rothstein-BSU WSB)
Epoch Times8. Februar 2009

Epoch Times: Seit wann wohnen Sie in einem Passivhaus?

Herlind Gundelach: Seit rund drei Jahren. Und ich fühle mich hier pudelwohl.

Epoch Times: Wie ist die Raumtemperatur, friert man jetzt im Winter nicht in einem
Passivhaus?

Gundelach: Die Raumtemperatur beträgt das ganze Jahr über nahezu gleichbleibend 20 Grad Celsius. Die Lüftungsanlage saugt in den innen liegenden Räumen verbrauchte Luft ab und versorgt sie mit vorgewärmter Frischluft, die im Sommer alternativ auch vorgekühlt werden kann. Die Wärme reguliere ich nach meinen Wünschen. Die Außenhülle des Gebäudes ist absolut dicht. Und das Dach sowie die Decke sind über der Bodenplatte hochgedämmt. Das Haus ist quasi lückenlos gegen Kälte isoliert. Der Clou ist eine Wärmepumpe. Sie nutzt Energie „passiver“ Wärmequellen, also von Menschen, Lampen und elektrischen Geräten,
erwärmt von draußen eingezogene Luft, bereitet warmes Wasser und lüftet die Räume.

Epoch Times: Gibt es Nachteile für einen Bewohner eines Passivhauses?

Gundelach: Einen Nachteil habe ich persönlich nicht festgestellt Es ist eher etwas paradox dabei: Wenn man zuhause ist, spart man Kosten – nämlich bei der Wärmegewinnung. Eines sollte man aber bedenken: Passivhäuser sind eine der wichtigsten Bauformen der Zukunft und angewandter Klimaschutz am Bau. Fachgerechte Planung und Bauausführung sind hier besonders wichtig. Deshalb bietet die Umweltbehörde eine Weiterbildung für Architekten zum „Passivhausplaner“ an. Ab April begleitet eine Expertengruppe darüber hinaus die Bauprojekte im Stadtgebiet zur Qualitätssicherung.

Epoch Times: Ein Passivhaus ist ja teurer zu bauen als ein herkömmlich gebautes Haus. Hat ein Bauherr, der ein Mehrfamilienhaus bauen und vermieten will, einen Vorteil, wenn er sich für ein Passivhaus entscheidet?

Gundelach: Im Neubau kostet die aufwendige Wärmedämmung zwar rund zehn Prozent mehr je Quadratmeter, aber diese Investition lohnt sich. Und wenn der Vermieter die Einsparpotentiale bei den Energiekosten nicht selber nutzen kann, so sichert ein Passivhaus angesichts ständig steigender Energiekosten doch langfristig die Vermietbarkeit des Objektes; die Höhe der Nebenkosten wird ein immer wichtigerer Faktor bei Mietobjekten. Für meine 170 Quadratmeter Wohnfläche zahle ich lediglich 400 Euro Heizkosten pro Jahr. Zudem fördert zum Beispiel die Stadt Hamburg Bauprojekte mit bis zu 30.000 Euro.

Das Interview führte Heike Soleinsky.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 05/09

Passivhaus der Architekten Dittert und Reumschüssel in der Telemannstraße in Hamburg. (Ewald Rothstein-BSU WSB)Passivhaus der Architekten Dittert und Reumschüssel in der Telemannstraße in Hamburg. (Ewald Rothstein-BSU WSB)


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