Heftige Kritik am „Grünen Knopf“: Textilsiegel macht keinen Sinn

"Textilien, die künftig den Grünen Knopf tragen, dürfen keinesfalls als fair oder sozial nachhaltig bezeichnet werden", sagte Uwe Wötzel vom internationalen Netzwerk "Kampagne für Saubere Kleidung".
Titelbild
In einer Textilfabrik in Nha Trang wird unter ständiger Beschallung mit kommunistischen Reden aus Lautsprechern Kleidung für eine amerikanische Firma gefertigt.Foto: Thilo Gehrke
Epoch Times9. September 2019

Das staatliche Textilsiegel „Grüner Knopf“, welches Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Montag vorstellen will, stößt auf scharfe Kritik. „Textilien, die künftig den Grünen Knopf tragen, dürfen keinesfalls als fair oder sozial nachhaltig bezeichnet werden“, sagte Uwe Wötzel, Verdi-Gewerkschaftssekretär für das internationale Netzwerk „Kampagne für Saubere Kleidung“ dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Montagsausgaben). „Die Kriterien sind deutlich zu schwach, die Überwachung unzureichend und die Ausnahmen zu umfangreich“, beklagte Wötzel.

Eines der Hauptprobleme sei, dass in den Kriterien nur die Zahlung des gesetzlichen Mindestlohnes verankert sei. „Doch der ist in der Regel so niedrig, dass niemand davon leben kann“, sagte er. „Nur wenn existenzsichernde Löhne gezahlt werden, ist ein Kleidungsstück tatsächlich fair produziert“, sagte Wötzel.

Besonders gravierend sei, dass Unternehmen, die in der EU produzieren, beim „Grünen Knopf“ ein Blanko-Scheck ausgestellt werde. Bei ihnen müsse der Nachweis, dass die Menschen- und Arbeitsrechte eingehalten werden, nicht erbracht werden. Viele Untersuchungen hätten jedoch gezeigt, dass es gerade in Bulgarien und Rumänien immer wieder massive Verstöße gegen das Arbeitsrecht gebe. „Die Kluft zwischen dem tatsächlichen Einkommen in der Bekleidungsindustrie und einem Existenzlohn ist nirgendwo in der Welt so groß wie in einigen Ländern Europas.“

Wötzel betonte laut „MAZ“: „Freiwillige Lösungen bringen uns nicht weiter. Der Anteil fair gehandelter Textilen in Deutschland liegt derzeit lediglich bei einem Prozent. Das ist das Resultat der bisherigen Freiwilligkeit. Wir brauchen ein Lieferkettengesetz mit strengen Standards, unabhängigen Kontrollen und Sanktionsmöglichkeiten bei einer Verletzung der Pflichten. Unternehmen, die sich vorbildlich verhalten, können dann den ´Grünen Knopf` an ihr Produkt heften. Das wäre die richtige Reihenfolge.“

Kritik kam auch aus der Wirtschaft. Die Präsidentin des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie, Ingeborg Neumann, sagte dem RND: „Wir haben bereits zahlreiche Qualitätssiegel, die auch international anerkannt sind. Ein zusätzliches nationales Siegel macht deshalb keinen Sinn.“ Es werde zu mehr Siegelunklarheit und nicht zu mehr Siegelklarheit führen. “

Als Dachverband sprechen wir für die übergroße Mehrheit unserer Mitglieder, die alle die Sinnhaftigkeit des sogenannten grünen Knopfes in Fragen stellen. Und das sind 25 Landes- und Branchenverbände mit 1.400 zumeist mittelständischen Unternehmen, darunter 350 deutsche Qualitätsmodemarken, also nahezu die gesamte deutsche Textilindustrie“, sagte sie. (dts/sua)



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