Islamist bei Verfassungsschutz entsetzt Innenpolitiker: Wie entging er den Sicherheitschecks?

Es handelt sich "um einen gravierenden Vorgang, den wir sehr ernst nehmen müssen". Das sagt CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach nach der Enttarnung eines Islamisten in den Reihen des Bundesverfassungsschutzes. Es müsse geklärt werden, wie der Mann überhaupt eingestellt werden konnte.
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CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach ist über die Enttarnung eines Islamisten beim Verfassungsschutz entsetzt.Foto: Jens Wolf/Archiv/dpa
Epoch Times30. November 2016

Die Enttarnung eines Islamisten beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) sorgt für Alarmstimmung in Berlin: „Auch wenn die Anschlagspläne noch nicht konkret waren, handelt es sich um einen gravierenden Vorgang, den wir sehr ernst nehmen müssen“, sagte CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach zum „Handelsblatt“. Dass ein Gefährder behördenintern enttarnt wurde, sei „wenig beruhigend“.

Ähnlich äußerte sich der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka: „Ich finde es dramatisch, wenn Extremisten gleich welcher Couleur als Mitarbeiter bei einem deutschen Nachrichtendienst anheuern können“, sagte Lischka der Zeitung.

Ich möchte mir nicht ausmalen, was passieren könnte, wenn etwa ein Islamist in einem Bereich arbeitet, wo es eigentlich um die Bekämpfung des Islamismus gehen soll.“

Burkhard Lischka, SPD

Wie überstand er die Sicherheitschecks?

Es gebe zwar strenge Sicherheitsüberprüfungen: „Doch es muss ja etwas schiefgelaufen sein, wenn das Bundesamt für Verfassungsschutz einen Islamisten einstellt. So etwas kann man auch nicht mit einem vermeintlichen Mangel an Personal erklären“, so der SPD-Politiker. Lischka forderte eine rasche Aufklärung des Vorgangs. „Es geht um die Frage, ob bereits ein Schaden entstanden und wie groß dieser möglicherweise ist.“

Für den CDU-Innenpolitiker Bosbach stellen sich nun wichtige Fragen: Er wolle etwa wissen, auf welchem Weg der mutmaßliche Islamist Mitarbeiter des Verfassungsschutzes geworden sei und welche Erkenntnisse die vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung ergeben habe. „Hatte er Zugang zu besonders sensiblen Daten und Vorgängen? Und: Gibt es Erkenntnisse über eine Kooperation mit oder einer gezielten Steuerung durch islamistische oder gar terroristische Organisationen?“

Brüche in der Biografie, „die hätten auffallen müssen“

Der SPD-Politiker Lischka schließt Defizite bei der Überprüfung des beschuldigten Mannes nicht aus. „Entweder es wurden nur bei diesem Einzelfall die Sicherheitsüberprüfungen lax angewendet, warum auch immer. Denn nach allem, was mir bekannt ist, gab es bei dem Verdächtigen Brüche in der Biografie, die bei der Sicherheitsüberprüfung hätten auffallen müssen“, sagte Lischka. Oder es gebe generell „gefährliche Lücken“ bei diesen Sicherheitsüberprüfungen, dann müssten diese „schnellstens“ abgestellt werden. „Wir können es uns nicht leisten, dass Extremisten bei einem Nachrichtendienst arbeiten“, betonte Lischka.

„Ich möchte mir nicht ausmalen, was passieren könnte, wenn etwa ein Islamist in einem Bereich arbeitet, wo es eigentlich um die Bekämpfung des Islamismus gehen soll.“ (dts/rf)



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