Kontrastprogramm bei der Deutschen Post: Rekordgewinne und Androhung von unbefristetem Streik

Die Deutsche Post bricht gerade Rekorde: Vorstandschef Frank Appel vermeldete am Donnerstag neue Rekordumsätze und Konzerngewinne. Zeitgleich spricht sich der überwiegende Teil der Verdi-Mitglieder für einen unbefristeten Streik aus, den zweiten bei der Post innerhalb von acht Jahren.
Eine Beschäftigte der Deutschen Post mit einer Fahne der Gewerkschaft Verdi vor der Deutsche-Post-DHL-Niederlassung in Hannover.
Eine Beschäftigte der Deutschen Post mit einer Fahne der Gewerkschaft Verdi vor der Deutsche-Post-DHL-Niederlassung in Hannover.Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Von 11. März 2023

Bei der Deutschen Post haben sich ein Großteil der Mitarbeiter für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Die Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und der Gewerkschaft gehen mit dem heutigen Freitag noch weiter.

In einer Urabstimmung lehnten 85,9 Prozent der Befragten das Tarifangebot der Post ab und votierten für einen unbefristeten Streik. Das Quorum von 75 Prozent sei damit noch deutlich übertroffen worden, teilte Verdi mit.

Mit ihrer Zustimmung für einen Streik haben die Briefträger und Paketboten zugleich weiteren Verhandlungen zugestimmt. Für die Kundschaft der Post bedeutet das: Erfolgt keine Einigung, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu massiven Verzögerungen bei der Lieferung von Briefen und Paketen kommt.

Worum genau geht es bei dem Streik?

In den Tarifverhandlungen wollte Verdi ein Entgeltplus von 15 Prozent über ein Jahr durchsetzen. Begründet wurde das von den Gewerkschaftsvertretern unter anderem mit der hohen Inflations- beziehungsweise Teuerungsrate. Der Konzern lehnte die Forderung allerdings samt Jahreszusage ab, mit der Erklärung, dass das wirtschaftlich einfach nicht tragbar sei.

Im Gegenzug bot die Post bei den Verhandlungen einen zwei Jahre laufenden Vertrag an mit einer zweistufigen Tariferhöhung ab 2024. Damit verbessere sich nach Berechnungen des Konzerns die Bezahlung der Beschäftigten um durchschnittlich 11,5 Prozent. Zusätzlich bekämen die Beschäftigten schon ab diesem Jahr schrittweise eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro netto.

Im Januar und Februar dieses Jahres hatte es schon einmal zeitlich befristete Warnstreiks gegeben: Damals verspäteten sich Millionen von Sendungen, was sich im Falle eines unbefristeten Streiks wiederholen und ausweiten könnte. Vor acht Jahren folgte auf mehrere Warnstreiks ein vier Wochen dauernder Arbeitsstopp. Im Falle eines Dauerstreikes kämen auf die Post Extrakosten zu für anzumietende Lager oder Mietpersonal.

Beim Streik im Jahr 2015 bezifferte die Post den Schaden auf 100 Millionen Euro. Der Grund für den Arbeitskampf waren damals Ausgründungen von Paket-Tochterfirmen, die die Arbeitnehmer schlechter bezahlten.

„Konzern in bester Verfassung“

Letztlich setzte sich die Konzernspitze damals mit ihren Modernisierungen durch. Vorstandschef Frank Appel zufolge sind die aktuellen Rekorderlöse Folge dieser Maßnahmen. Appel bezeichnet 2022 als ein sehr erfolgreiches Jahr, „aus dem wir als Konzern in bester Verfassung herausgehen“.

Die Post setzte im vergangenen Geschäftsjahr insgesamt 94,4 Milliarden Euro um: Das ist eine Steigerung von 15,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 8,4 Milliarden Euro, 2021 waren es noch acht Milliarden – eine Steigerung um fünf Prozent.

Auch die Fracht- und Express-Sparten boomen, der Paketversand im Ausland und die Lieferketten-Dienstleistungen laufen gut. Bei der Verkündung dieser Top-Ergebnisse dankte Personalvorstand Thomas Ogilvie „den Kolleginnen und Kollegen, die unsere riesige gelbe Maschine zum Leben erwecken“.

Die so Angesprochenen fordern zusätzlich zum Dankeschön mehr Lohn und einen Inflationsausgleich.

(Mit Material von Agenturen)



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