Kuchen, Suppe, Schnitzelbrötchen: Jungunternehmer sorgt im Weindorf Rech für Kneipen-Ersatz

Seit dem Hochwasser vom 14. Juli rund um Ahrweiler ist dort nichts mehr wie es war. Häuser wurden weggespült, Orte von der Versorgung abgeschnitten. Damit war auch die Geschäftsidee von Yannick Schlottau über Nacht gestorben. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, startete der 28-Jährige zwei Tage später eine berührende Hilfsaktion, die sich wie ein Lauffeuer verbreitete.
Titelbild
Yannik Schlottau verteilt den gespendeten Kuchen.Foto: Matthias Kehrein

Suppe, Würstchen, Kuchen, Pizza, Schnitzelbrötchen. Der Unternehmer Yannick Schlottau vom „Genusskontor unverpackt“ hat das Wohl der vom Hochwasser betroffenen Einwohner im Blick. Seit dem 17. Juli verteilt er am Weingut Adolf Schreiner in Rech Essen, Getränke und Sachspenden mit seinem Truck kostenfrei an Einwohner und Helfer.

Üblicherweise verkauft der 28-Jährige seine Waren unverpackt. „Jeder kommt mit seinem Behälter und kann einfüllen, was er braucht, also Gewürze, Kräuter, Trockenvorräte, Essige und Öle“, erklärt der Unternehmer aus Gönnersdorf seine ursprüngliche Geschäftsidee. Durch das Hochwasser hat sich nun alles geändert. Ortschaften sind abgeschnitten, Kunden nicht mehr erreichbar.

Aufgeben kam für den jungen Mann jedoch nicht infrage. Was lag also näher, als das Essen einzupacken und die Orte anzufahren, wo es gebraucht wird? Von der Idee zur Umsetzung dauerte es nur wenige Tage. Nach dem Hochwasser vom 14. Juli grübelte er während einer zweitägigen Fortbildung über seinen Plan und schon am Samstagmorgen, 17. Juli, rollte sein Truck „Emma“ los. Vorher wurde zuhause fleißig Suppe gekocht. Dazu kamen noch Würstchen und Brötchen sowie Sach- und Lebensmittelspenden für Betroffene, Helfer und Rettungskräfte, darunter Konserven, Nudeln, Reis, Shampoo, Windeln und Tiernahrung, um nur einige zu nennen.

Ursprünglich wollte Schlottau so weit wie möglich ins Ahrtal hineinfahren. „Und dann sind wir hier in Rech gestrandet, sozusagen“, schildert er gegenüber Epoch Times. Weil die Nepomukbrücke weg ist, kam er nicht weiter. Schon seit zwei Tagen hatte es in dem Ort keinerlei Zulieferung mehr gegeben. „Hier war noch nichts, kein Essen, keine Getränke – also eine Katastrophe.“ – Es war also höchste Zeit, dass der 28-Jährige den Ort an dem Samstag nach dem Hochwasser erreichte.

Gemeinsam mit den Weinbauern wurde schnell der Standort des Lieferfahrzeugs beschlossen, Gespräche mit dem Bürgermeister und der Feuerwehr folgten. Inzwischen hat Schlottau die alte Bäckerei, die auch überflutet und dann ausgeräumt wurde, in Betrieb genommen. Der Laden wurde mit Hygieneartikeln und Lebensmitteln eingerichtet. Hier kann sich jeder Anwohner und Helfer kostenfrei etwas von den Sachspenden nehmen. In einem vor Kurzem noch geschlossenen Elektrogeschäft ist nun ein Getränkemarkt, in dem es auch Werkzeug, Schuhe und Gummistiefel gibt.

In den ersten Tagen verbreitete sich die Hilfsaktion unter Bekannten und Freunden wie ein Lauffeuer. Zudem gab es Werbung über soziale Medien. „Dadurch haben wir immer mehr Kuchen-, Sach- und auch Geldspenden bekommen, damit wir das fortsetzen können.“

So kam es, dass nach einem Tag Arbeit in Rech plötzlich in der Garage zuhause schon wieder zehn Kuchen oder verschiedene Nudelsalate warteten, begleitet von einem Zettel: „Vielen Dank, dass ihr das macht“ und „wir wollen euch unterstützen“.

Hilfsaktion als Stammkneipen-Ersatz

Am Tag werden derzeit mit drei bis vier Helfern etwa 200 Würstchen oder Schnitzel im Brötchen verteilt. Dazu gibt es 40 Liter Suppe. In den beiden großen roten Metzgerkisten befinden sich pro Kiste etwa 10 bis 15 Kuchen, die bis zum Abend verteilt werden. „Das ist schon einiges, was hier rausgeht – und jedes Lächeln ist es wert!“, so Schlottau. Unterwegs sind die Ehrenamtlichen mit Schlottaus Truck und einem PKW, sodass sie „ordentlich Getränke und Sachspenden mitbringen“.

Durch seine Hilfsaktion steht der Unternehmer in engem Kontakt mit den Einwohnern von Rech. Seit jenem Samstag, an dem die Idee umgesetzt wurde, ist er täglich von mittags bis mindestens 18 Uhr vor Ort. „Es gibt keine Kneipe mehr, keinen Supermarkt. Hier ist ja nichts.“ Nun trifft man sich bei Schlottaus Stammkneipen-Ersatz, isst etwas Warmes oder trinkt gemeinsam einen Kaffee – was den Einwohnern zuhause aufgrund des fehlenden Stroms nicht möglich ist.

Auf die Frage, wie man den Unternehmer am besten bei seiner Hilfsaktion unterstützen kann, antwortet er: „Am besten durch Geldspenden.“ Dafür gibt es PayPal oder auch die klassische Banküberweisung. Andererseits können sich Unterstützer auch bezüglich Sachspenden bei ihm melden, sodass gemeinsam geschaut wird, woran es vor Ort mangelt.

Wie lange die Aktion noch dauert, kann Schlottau derzeit noch nicht absehen. Erstmal plant er bis zum 1. August. Wie es dann weitergeht, hängt von den weiteren Helfern und den Spenden ab. „Aber wir werden das so lange wie möglich aufrechterhalten“, verspricht der 28-Jährige.



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