„Milliarden-Entlastungen“ für Steuerzahler – was davon am Ende wirklich bleibt

Zu Jahresbeginn 2024 können sich Steuerzahler auf Entlastungen freuen. Finanzminister Lindner spricht von „Milliarden-Entlastungen“ und rechnet für die „Bild“ seine Nettoentlastung vor. Die Sache hat aber einen Haken.
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Der Staat möchte Steuerzahler ab 2024 mit 15 Milliarden entlasten.Foto: Jens Kalaene/dpa
Von 31. Dezember 2023

Trotz steigender Preise soll den Bürgerinnen und Bürgern zum Jahresanfang 2024 mehr Netto vom Brutto bleiben. Das ist zumindest das große Versprechen der Ampel. Konkret möchte Finanzminister Christian Lindner (FDP) dafür zum Jahresanfang den Grundfreibetrag von jetzt 10.908 auf dann 11.784 Euro anheben. Auch Familien sollen stärker entlastet werden. So wird der Kinderfreibetrag von 6.024 auf 6.612 Euro angehoben.

Weiter hat die Ampelregierung für das kommende Jahr auch verschiedene Tarifeckwerte verschoben, die ebenfalls dafür sorgen sollen, dass mehr Geld in der Haushaltskasse bleibt. Die Website des Bundesministeriums der Finanzen gibt einen guten Überblick darüber, was sich ab 2024 steuerlich ändert.

Lindner verspricht „Milliarden-Entlastungen“

Finanzminister Lindner spricht von „Milliarden-Entlastungen“ für die deutschen Steuerzahler. Für „Bild“ hat er nun vorgerechnet, welcher Nettobetrag dann mehr beim Steuerzahler bleibt. Bei seinen Musterberechnungen unterteilt Lindner zwischen Familien mit zwei Kindern und Singlehaushalten.

So würde eine Familie mit zwei Kindern laut Lindner – wenn ein Elternteil Alleinverdiener ist und ein angenommenes Jahresbruttoeinkommen von 31.200 Euro zur Verfügung hat – im kommenden Jahr um 214 Euro entlastet werden. Würde ein Elternteil Vollzeit arbeiten und das andere Elternteil zu 60 Prozent in Teilzeit bei einem Gesamtbruttoeinkommen von 80.000 Euro, blieben dieser Familie 526 Euro mehr im Geldbeutel. Würde in der gleichen Konstellation der Familie 96.000 Euro als Bruttoeinkommen zur Verfügung stehen, dann läge die jährliche Entlastung sogar bei 628 Euro.

In allen drei Modellrechnungen würde der Kinderfreibetrag noch nicht greifen, da die Soll-Freigrenze nicht überschritten ist.

Auch alleinstehende Arbeitnehmer ohne Kinder würden von den Neuerungen profitieren. Lindner rechnet vor: Bei einem Jahresbrutto von 28.800 Euro läge die jährliche Entlastung bei 209 Euro. Bei einem Jahresbrutto von 50.000 oder 60.000 Euro würden die jährlichen Entlastungen dann bei 324 beziehungsweise bei 404 Euro liegen.

Wer genau wissen möchte, was ihm ab dem kommenden Jahr mehr von seinem Einkommen im Geldbeutel bleiben wird, der kann sich das vom Brutto-Netto-Rechner der Stiftung Warentest ausrechnen lassen. Dieser Rechner berücksichtigt schon die Änderungen im kommenden Jahr.

Die gesamte Steuerentlastung beziffert Finanzminister Lindner auf 15 Milliarden Euro.

Gutverdiener müssen tiefer in die Tasche greifen

Es gibt allerdings auch eine Gruppe, der im kommenden Jahr tiefer in die Tasche gegriffen wird: Das sind die sogenannten „Gutverdienenden“. Diese müssen mehr Sozialabgaben bezahlen.

Jedes Jahr hebt der Staat die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze an. Was sozusagen Routine ist, macht sich ab kommendem Jahr bei den Gutverdienenden stärker als die Jahre davor bemerkbar. Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) (Stand: 07.09. 2023) zeigen: Wer 70.000 Euro im Jahr verdient, zahlt im kommenden Jahr rund 20 Euro höhere Sozialabgaben pro Monat, bei 90.000 Euro sind es fast 50 Euro.

Die Beitragsbemessungsgrenze für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung soll zum 1. Januar auf bundeseinheitliche 5.175 pro Euro Monat steigen. Bisher lag sie bei 4.987,50 Euro. Die Versicherungspflichtgrenze soll im kommenden Jahr von 66.600 auf 69.300 Euro Jahreseinkommen steigen. Wer darüber liegt, kann sich privat krankenversichern.

Wie gewonnen, so zerronnen?

Allerdings dürften sich auch die Steuerzahler, die nicht zu den Gutverdienenden gehören, nur kurz über das Mehr in ihrem Portemonnaie freuen. Während die Ampel sich auf der einen Seite für Steuerentlastungen auf die Schulter klopft, nimmt sie auf der anderen Seite den Bürgern das Geld wieder weg.

Durch die Erhöhung der CO₂-Abgabe von jetzt 30 auf im kommenden Jahr 45 Euro werden Sprit, Öl und Gas deutlich teurer. Hinzu kommen ab März die erhöhten Kosten für die Mehrwertsteuer (19 Prozent) und für die Gasspeicherumlage.

Die beschlossene Streichung der ursprünglich geplanten Subventionierung des Netzentgeltes durch die Ampel wird im Laufe des Jahres bei Verbrauchern zu erhöhten Strompreisen führen. Was ab Januar mehr in der Kasse ist, kann sich also schnell wieder verflüchtigen: am Ende also linke Tasche, rechte Tasche.



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