Nach Drogentod einer 13-Jährigen: Innenminister appelliert an Eltern

„Wir warnen vor jeglicher Einnahme von Betäubungsmitteln, insbesondere aber vor der gefährlichen Pille namens ‚Blue Punisher‘“, warnt der Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns. Kürzlich gab es mehrere lebensgefährliche Vorfälle bei Kindern und Jugendlichen, ein 13-jähriges Mädchen starb nach dem Konsum von Ecstasy-Pillen.
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Einige Drogenpatienten müssen auf der Intensivstation des Gemeinschaftskrankenhauses in Magdeburg behandelt werden.Foto: RONNY HARTMANN/AFP über Getty Images
Epoch Times29. Juni 2023

Nach mehreren lebensgefährlichen Vorfällen bei Kindern und Jugendlichen nach dem Konsum von Ecstasy-Pillen warnt der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Christian Pegel (SPD), Eltern insbesondere im östlichen Mecklenburg besondere Achtsamkeit walten zu lassen.

Im Großraum Neubrandenburg hatten Krankenhaus und Polizei in den vergangenen Tagen eine untypische Häufung sehr schwerer Gesundheitsstörungen nach dem Konsum von „Ecstasy“ festgestellt. An diesen schweren Folgen verstarb am Montagabend nach mehrtägigem Einsatz der Ärzte um ihr Leben ein 13 Jahre altes Mädchen. Eine 14- und eine 15-Jährige schwebten zeitweise in Lebensgefahr.

„Jetzt geht es aber um eine besondere Warnung: Drogen sind immer gefährlich. Aktuell sind aber Ecstasy-Pillen im Umlauf, die mehrfach das Leben von Jugendlichen bedroht haben, in einem Fall leider mit tödlichem Ausgang. In den weiteren Fällen drücke ich fest die Daumen, dass die Jugendlichen möglichst unbeschadet wieder ins Leben zurückkehren können“, so Innenminister Pegel.

Innenminister richtet Bitte an Eltern

Er bitte alle Eltern, vor allem im Großraum Neubrandenburg, ihre Kinder noch einmal „sehr eindringlich“ vor der akuten Lebensgefahr zu warnen.

Er wisse, dass die große Mehrzahl der Eltern dies bereits tue und damit auch Erfolg bei ihren Kindern habe. „Liebe Eltern, auch wenn wir uns bei unseren Kindern sicher sind, dass sie keine lebensgefährlichen Experimente mit Drogen unternehmen – warnen Sie Ihre Kinder bitte trotzdem, damit sie Freunde und Bekannte über die aktuell sehr große Lebensgefahr informieren und wir hoffentlich weitere lebensgefährliche Verläufe nach Drogenkonsum verhindern helfen können“, bat der Innenminister auch als Vater.

„Wir können nicht ausschließen, dass von diesen lebensgefährlichen Drogenpillen noch weitere im Umlauf sind, die von Kindern und Jugendlichen, aber auch jungen Erwachsenen erst noch eingenommen werden sollen.“

„Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln weiter“

Zwei Schülerinnen einer Schule in Altentreptow, 13 und 15 Jahre alt, haben mutmaßlich in der vergangenen Woche Drogen konsumiert. Beide kamen in lebensbedrohlichem Zustand in Neubrandenburg ins Krankenhaus. Die jüngere starb gestern an den Folgen des Drogenkonsums. Die ältere ist auf dem Weg der Besserung.

Ein drittes Mädchen fiel am Sonntag Polizisten am Rande einer Demonstration in Neubrandenburg auf, weil es offenbar gesundheitliche Probleme hatte. Die 14-Jährige gab an, Drogen konsumiert zu haben und verlor dann das Bewusstsein. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und war zeitweise ebenfalls in lebensbedrohlichem Zustand auf der Intensivstation.

Vier mutmaßliche deutsche Tatverdächtige im Alter von 16, 17, 17 und 37 Jahren seien in Polizeigewahrsam. „Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln weiter“, berichtet der Innenminister.

Gefährliche blaue Ecstasy-Pille großräumig im Umlauf

Ersten Erkenntnissen zufolge handelte es sich in allen drei Fällen um „Blue Punisher“-Tabletten – blaue Ecstasy-Pillen mit extrem hohem Wirkstoffgehalt. Diese Pillen enthalten laut der Neubrandenburger Polizei eine sehr hohe Dosis MDMA. „Die regelmäßige Einnahme großer Mengen MDMA soll neurotoxisch wirken und die Wahrscheinlichkeit irreparabler Hirnschäden vergrößern“, heißt es in einer Mitteilung von ihnen.

Je nach Körperzustand und Droge könne schon die Einnahme einer Pille oder auch nur einer halben Pille lebensbedrohlich sein.

Am 26. Juni fand der alljährliche Internationale Tag gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel statt. Im Vergleich zu Metropolen wie Berlin oder Hamburg sei das Thema Drogenmissbrauch in Mecklenburg-Vorpommern als weites und dünn besiedeltes Flächenland weit weniger sichtbar. „Das heißt aber nicht, dass es hier keinen Drogenmissbrauch und -handel gäbe.“ Insbesondere im Straßenverkehr seien Drogen einschließlich der legalen Droge Alkohol nach wie vor ein großes Problem und eine „ernst zu nehmende Gefahr für die Sicherheit“, so der Innenminister.

Unfallursache Alkohol und Drogen

Im vergangenen Jahr kam es in dem nordöstlichsten Bundesland unter dem Einfluss illegaler Drogen zu 126 Unfällen, 79 Menschen wurden verletzt, 23 von ihnen schwer. „Hinzu kommen 348 Unfälle unter Alkoholeinfluss mit Personenschaden, bei denen vier Menschen starben, 133 schwer- und 300 leicht verletzt wurden.“ Dem lasse sich nur mit Aufklärung über die Gefahren und mit gleichbleibend hohem Kontrolldruck begegnen, erklärte Pegel.

Die Zahl der Straftaten im Kontext des Betäubungsmittelgesetzes liege mit zwischen 8.000 und 9.000 seit 2019 in Mecklenburg-Vorpommern auf etwa gleichbleibendem Niveau. 2022 seien es 8.241 erfasste Fälle, rund 500 weniger als im Jahr zuvor gewesen. Der weit überwiegende Teil dieser Straftaten, beinahe 90 Prozent, wären allgemeine Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, also zum Beispiel Besitz, Anbau, Erwerb oder Handel von und mit illegalen Drogen.

„Das Dunkelfeld dürfte deutlich höher sein. Auch bei den Straftaten im Zusammenhang mit Cannabis, die gut die Hälfte dieser Delikte ausmachten. 211 Ermittlungsverfahren leitete die Polizei allein wegen des Handels und Besitzes von Cannabis, in nicht geringer Menge‘ ein, also mit einem Wirkstoffgehalt von 7,5 g THC und mehr.“ Das seien 53 mehr Verfahren als 2021, wobei es bei den meisten Delikten um den Besitz geringerer Mengen ging, so Pegel.

Elf Rauschgifttote im vergangenen Jahr

Cannabisprodukte seien bei den illegalen Rauschmitteln die meist konsumierte Droge vor Amphetaminen und sonstigen Betäubungsmitteln. Laut den offiziellen Zahlen starben im Jahr 2022 elf Menschen an den Folgen des Drogenkonsums illegaler Drogen. Das waren neun weniger als 2021.

Von den elf Menschen waren drei Frauen und acht Männer im Alter zwischen 19 und 53 Jahren. Alle waren deutsche Staatsbürger. In drei Fällen sei der Konsum von Kokain allein oder in Verbindung mit anderen Stoffen Todesursache gewesen. In drei weiteren Fällen wären Opioide oder Opiate ursächlich, in vier Fällen eine Langzeitschädigung aufgrund von Drogenkonsum. Und ein Mensch starb bei einem Unfall infolge des Drogenkonsums. (er)



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