Neues altes Mittel: Gegenfeuer im Kiefernwald

In Brandenburg vernichtete Feuer 800 Hektar Kiefernwald. In der Erde lagert seit Jahrzehnten Munition, meist ist der Mensch verantwortlich für Brände.
Feuerwehrleute löschen Glutnester im Landkreis Ostprignitz-Ruppin.
Feuerwehrleute löschen Glutnester im Landkreis Ostprignitz-Ruppin.Foto: Christian Guttmann/dpa
Von 1. Juli 2022

Windgeschwindigkeiten von etwa 30 km/h, Luftfeuchtigkeit von rund 30 Prozent und Temperaturen von mehr als 30 Grad – für ein Feuer waren das praktisch ideale Voraussetzungen, um verheerende Schäden anzurichten. Sean P. (Name der Redaktion bekannt) kennt sich aus, er ist von Beruf Feuerwehrmann und hat seinen Job auch zum Hobby gemacht.

Er engagiert sich in seiner Freizeit beim international aktiven Katastrophenschutzverein @fire – internationaler Katastrophenschutz. Im Gespräch mit Epoch Times erläutert der Fachmann, warum in den vergangenen zwei Wochen Wälder in Brandenburg mehrfach in Flammen standen – und warum die Einsatzkräfte kaum mehr machen konnten, als das gefräßige Feuer bestenfalls zu verwalten und eine noch größere Ausbreitung zu verhindern.

Rund 800 Hektar – das entspricht etwa 1.120 Fußballfeldern – sind allein bei drei Feuern vernichtet worden. Auch mussten Menschen evakuiert werden.

Löschen aus der Luft ist sinnlos

Die Brandschützer waren dabei fast zum Nichtstun verdammt, weil in den Wäldern jede Menge alter Waffen, Munition und Blindgänger ruhen. Die Bestände stammen aus dem Zweiten Weltkrieg, der DDR und auch aus der früheren Sowjetunion.

Daher gilt für die Feuerwehrleute, verschärfte Vorsicht walten zu lassen. Sicherheitsabstände müssen eingehalten werden, denn die Explosionen können mitunter gewaltig sein. Aus einer Entfernung von 1.000 Metern mussten die Einsatzkräfte zusehen, wie die Fichten, das Unterholz und vermutlich auch viele Tiere Opfer der Flammen wurden.

Dem meterhohen, sich schnell verbreitenden Feuer war auch aus der Luft nicht beizukommen. „Die 1.000 Meter Abstand gelten auch für Flugzeuge“, sagt P. Aus der Höhe Wasser abzulassen sei sinnlos. Und wenn es mal laute Detonationen im fackelnden Forst gibt, „dann hören wir meist am Geräusch, was da hochgegangen ist“.

Brandschneisen und Gegenfeuer

So heißt es für die Wehrmänner und -frauen abwarten, bis sich eine passende Stelle anbietet, um eine Brandschneise zu schlagen.

Ein weiteres Hilfsmittel, das in den USA, Kanada oder Australien schon seit vielen Jahren zum Einsatz kommt, ist das Entzünden eines „kontrollierten Feuers“ durch die Wehrleute. „Es läuft dann dem eigentlichen Feuer entgegen.“

Diese Methode komme in Deutschland nicht so häufig zum Einsatz, die Erfahrungen damit seien aber gut. „Für uns heißt das, bei der Bekämpfung ein bestimmtes Gebiet strategisch aufzugeben, um andere Flächen zu retten“, erläutert der Feuerwehrmann von @fire das Vorgehen.

Neben widrigen Gegebenheiten vor Ort müssten sie auch das Fehlen von technischen Hilfsmitteln kompensieren. „Wir haben zu wenig Material, und Leute fehlen ebenfalls“, beschreibt er die schwierige Situation der Löscheinheiten.

Klimawandel keine Ursache

Mit dem Klimawandel haben die Brände laut dem Feuerwehrmann nichts zu tun. Statistiken belegten dies auch. Etwa ein Drittel gehe auf Fahrlässigkeit zurück. Eine unachtsam weggeworfene, glimmende Zigarettenkippe, ein nicht richtig gelöschtes Lagerfeuer können zum Beispiel die Gründe sein. Bei 46 Prozent der Feuer bleibe die Ursache allerdings ungeklärt.

Der bekannte Meteorologe Jörg Kachelmann verweist die Behauptung, dass es zwischen Waldbränden und Klimawandel einen Zusammenhang gäbe, ebenfalls ins Reich der Legenden.

Über Twitter erklärte er, dass Waldbrände durch längere Trockenperioden entstünden und nicht durch Hitzewellen. „Waldbrände entstehen, wenn jemand den Wald anzündet und es braucht dann 250 bis 300 Grad“, zitiert „Agrar heute“ aus seinem Tweet.

Es stimme einfach nicht, dass sich „neuerdings Wälder irgendwie von selbst entzündeten, wenn es im Sommer 30 Grad gibt und das am Klimawandel läge“. Es brenne, wenn es lange trocken war, und „wenn ein Depp Dummes tut“.

Der „menschengemachte Klimawandel“ verdiene zwar „größte Aufmerksamkeit. Mit den Waldbränden hat es eben nichts zu tun“.

Hohes Risiko durch Kiefern

Hubertus Kraut, Direktor des Landesbetriebes Forst Brandenburg, bestätigt, dass die brennenden Wälder Wirtschaftsflächen waren. Kieferbepflanzung berge ein großes Risiko in sich, da die ätherischen Nadeln der hochgewachsenen Bäume extrem gut brennen.

Mit Blick auf die militärischen Hinterlassenschaften in den Wäldern sagt Kraut, dass das Betreten auf eigene Gefahr geschehe. Es entscheide auch jeder Waldbesitzer selbst, wie er mit der Situation umgehe.

Etwa 270.000 der rund 1,1 Millionen Hektar Waldflächen befänden sich im Besitz des Landes Brandenburg. Spazieren gehen sei dort möglich, die Wege seien alle überprüft und sicher. Wenn das Land eine neue Fläche bewirtschafte, werde der Boden auf etwaige Kampfmittel untersucht und dann freigegeben.

Kraut bestätigt ebenfalls, dass mehr als 90 Prozent der Feuer auf Vorsatz oder Unvorsichtigkeit des Menschen zurückzuführen sind. Die Gründe für die Ausbrüche der vergangenen Wochen seien hingegen nicht bekannt.

 



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