Ohne Ukraine-Flüchtlinge: Mehr Asylanträge von jüngeren und männlichen Antragstellern

Der durchschnittliche Antragsteller auf Asyl in Deutschland ist 2023 männlich und jünger als in den Jahren davor. Dies geht aus Zahlen des BAMF hervor. Die nicht asylpflichtigen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine relativieren die Bilanz.
Titelbild
Junge syrische Männer in Suruc, Türkei.Foto: iStock
Von 31. Dezember 2023

Die Flüchtlinge nach Deutschland waren im bisherigen Verlauf des Jahres wieder größtenteils männlich und jünger als zuvor. Das geht aus aktuellen Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hervor.

Im Zeitraum von Januar bis November 2023 waren demnach 72,1 Prozent aller Erstantragsteller jünger als 30 Jahre. Minderjährig waren 31,4 Prozent. Außerdem waren 71,7 Prozent aller Asylbewerber, die einen Erstantrag stellten, männlich.

Zahlen des BAMF beziehen sich nicht auf Ukraine-Flüchtlinge

Unter den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, die in der Asylstatistik nicht auftauchen, ist das Geschlechterverhältnis umgekehrt. Im Oktober des Vorjahres waren von den im Ausländerzentralregister gespeicherten erwachsenen Geflüchteten aus dem kriegsgeschüttelten Land 468.652 Frauen.

Dies entsprach einem Anteil von etwa 72 Prozent. Zwar ist der Anteil männlicher Schutzsuchender aus der Ukraine etwas gestiegen, dennoch sind auch aktuell immer noch 70 Prozent der ukrainischen Geflüchteten weiblich. In vielen Fällen handelt es sich um Alleinerziehende – was zur schleppenden Integration in den Arbeitsmarkt beitragen könnte.

Unter den vom BAMF erfassten Asylsuchenden sind hingegen 50,7 Prozent Männer im Alter zwischen 16 und 40 Jahren. Wie die „Welt“ berichtet, stellt dies eine erhebliche Steigerung gegenüber 2019 und 2020 dar, als dieses Profil jeweils nur auf etwas mehr als ein Viertel zutraf.

Laut BAMF-Angaben fast 86 Prozent jüngerer erwachsener Asylbewerber männlich

Der Anteil jüngerer und männlicher Asylbewerber hatte den Angaben des BAMF zufolge nur 2015 und 2016 höher gelegen. Damals waren vor allem Migranten aus Syrien und dem Irak, aber auch aus afrikanischen Staaten über die Balkanroute nach Europa gekommen.

Auch in diesem Jahr war Syrien bis dato der Hauptherkunftsstaat der Asylbewerber. Insgesamt beantragten 97.183 Syrer bis Ende November in Deutschland Asyl, davon waren 95.663 Erstanträge.

Auf Platz 2 unter den Herkunftsländern steht die Türkei mit 56.673 Anträgen, davon 55.354 Erstanträge. Mit 50.327 (48.172) und 11.488 (10.376) folgen Afghanistan und der Irak.

Die größten Missverhältnisse in der Verteilung der Geschlechter gab es dabei in den Altersgruppen von 16 bis 18 Jahren (84,3 Prozent männlich) und 18 bis 25 Jahren (85,9 Prozent). Ausgeglichen war die Verteilung nur bei Kindern bis zehn Jahre und bei Asylsuchenden ab 55 Jahren aufwärts.

Familiennachzug verläuft schleppend

Migrationsexperte Marcus Engler vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung äußert gegenüber der „Welt“, es gebe keine einzelne Ursache für den Überhang an jungen Männern. Allerdings seien die Länge und die Schwierigkeit einer Fluchtroute Faktoren, die mitspielten.

Alleinstehende junge Männer haben erfahrungsgemäß die besten Voraussetzungen, mit widrigen Fluchtbedingungen zurechtzukommen. Dazu hätten Verschärfungen in der Asylpolitik vieler Länder die Flucht riskanter gemacht – so etwa jene über die Türkei und Griechenland.

Möglichkeiten, den Überhang an jüngeren Männern unter Einwanderungswilligen nach Deutschland auszugleichen, wären nach Meinung der Linkspartei sicherere Fluchtrouten. Deren Bundestagsabgeordnete Clara Bünger weist auch darauf hin, dass die Erteilung von Visa für den Familiennachzug nach Deutschland vielfach schleppend vorangehe.

In diesem Jahr wurden bislang 124.625 Visa zum Familiennachzug von deutschen diplomatischen Vertretungen ausgestellt. Nur ein kleiner Teil davon bezog sich auf Angehörige anerkannter Asylsuchende (10.570), subsidiär Schutzberechtigter (12.067) und Asylberechtigter (254).



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